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Der 27. Juni in der Geschichte

Ein ermordeter Präsidentschaftskandidat, eine langweilige Weltumseglung und in Musik gefasster Sex

1358 – Die Republik Ragusa wird gegründet. Im Grunde war das ein maritimer Stadtstaat, der sich als Seerepublik versuchte und in direkter Konkurrenz zu Venedig stand. Ragusa konnte sich ganz gut behaupten, bis 1808 Napoléon kam und sagte: »Ihr gehört jetzt uns.« Als Napoléon dann nicht mehr so viel Erfolg hatte, kam Österreich-Ungarn und sagte: »Na, jetzt gehört ihr zu uns.« Nach dem Ersten Weltkrieg sagte dann Jugoslawien: »Aber jetzt gehört ihr zu uns. Außerdem: Nennt euch mal irgendwie anders.« Seitdem heißt die Stadt Dubrovnik. Oder »King’s Landing«, wann man »Game Of Thrones«-Fan ist.

1556 – In Stratford in der Nähe von London werden elf Männer und zwei Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie Protestanten sind und Katholiken der Meinung sind, dass man das mit Andersgläubigen, die eigentlich mehr oder weniger dasselbe glauben, so machen sollte.

1844 - Joseph Smith, Gründer und erster Prophet der Mormonen sowie US-Präsidentschaftskandidat, wird zusammen mit seinem älteren Bruder Hyrum bei einem Fluchtversuch aus einem Gefängnis durch Schüsse aus einer aufgebrachten Menschenmenge getötet. Zuvor hatte er es sich mit ein paar Gefährten verscherzt, die ihm vorwarfen, er hätte sich an ihre Frauen rangemacht. Überhaupt hätte er die Kirche mit ihrer polygamen Ausrichtung nur gegründet, um mit möglichst vielen Frauen zu schnackseln. Dann redeten sie mit einer Zeitung, die sich gegen ihn und die Mormonen aussprach. Weil Smith auch Anführer einer Bürgerwehr war, wurde er damit beauftragt, die Presse der Zeitung zu zerstören, was er auch tat. Das gab dann einen kleineren Aufstand, weswegen Smith das Kriegsrecht verhängte. Das sah aber der Gouverneur des Staates als Verrat und schickte Smith ins Gefängnis, welches dann der Mob stürmte. Smith ist der erste, während einer Wahlkampagne ermordete Präsidentschaftskandidat in den Vereinigten Staaten.

1869 – Nachdem sie ein halbes Jahr zuvor unabhängig und daraufhin von japanischen Truppen belagert wurde, sagt die Republik Ezo auf der Insel, die heute Hokkaido heißt: »Ja, äh, wir kommen dann mal Heim ins Kaiserreich, gelle?«

1898 – Joshua Slocum, Ex-Kandier, jetzt US-Amerikaner, gelingt die erste Einhand-Weltumseglung der Geschichte. Im Anschluss schreibt er ein Buch über seinen Trip, in dem vermutlich nicht viel drinsteht. »Tag 20: Heute wieder einsam gewesen. Hab übers Meer geschaut. Ja. Hm. - Tag 21: Hab heute lange aufs Meer gestarrt. War wieder einsam. - Tag 22: Also hier auf dem Meer ist ja wirklich nicht viel los, ma sag’n.«

1905 – Weil ein paar Matrosen ein madiges Stück Fleisch essen sollen, von dem der Schiffsarzt vorher gesagt hatte: »Ach, das geht doch noch!«, beschweren sie sich beim Kapitän, der daraufhin einen von ihnen erschießt. Die Mannschaft sagt: »Ich glaube jetzt hackt’s!« und es kommt zur Meuterei auf dem Schiff »Knjas Potjomkin Tawritscheski«, besser bekannt als »Panzerkreuzer Potemkin«.

1927 – Der Premierminister von Japan, Tanaka Giichi, ruft eine Versammlung zusammen, bei der mal diskutiert werden soll, was Japan mit China in Zukunft macht. Dabei wird die sogenannte »Tanaka Denkschrift« verfasst, von der man heute allerdings ausgeht, dass sie eine Fälschung ist. Im Grunde sagt die Schrift, dass Japan die Welt dominieren und aus diesem Grund China und im Anschluss Asien einnehmen will. Die Denkschrift mag vielleicht eine Fälschung gewesen sein, aber in Anbetracht der Tatsache, was die Japaner im Zweiten Weltkrieg so in China angestellt haben, lag der Verfasser wohl nicht völlig falsch.

1954 – Die sogenannte »Schlacht von Bern« findet statt. Das Viertelfinalspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 zwischen Brasilien und Ungarn gilt als eines der brutalsten Spiele der Weltmeisterschaften. Der Schiedsrichter vergibt 42 Freistöße und zwei Elfmeter, schickt drei Spieler vom Platz und spricht vier Verwarnungen aus. Hinterher bezeichnet er das Spiel als entsetzlich. Heutzutage wären wohl fast alle Spieler vom Platz geflogen und die Partie hätte abgebrochen werden müssen. Aber selbst nach dem Abpfiff und dem Gewinn der Ungarn, geht der Streit weiter. Die Brasilianer dringen in die Umkleidekabine der Ungarn ein und dort bricht eine Schlägerei aus. Der ungarische Trainer muss später im Krankenhaus im Gesicht genäht werden.

Vielleicht hätten sie das Ganze einfach als Boxkampf promoten sollen.

1969 – Der Song »Je t’aime … moi non plus« von Serge Gainsbourg und Jane Birkin wird als Single ausgekoppelt. In dem rund vier Minuten langen Song stöhnen die beiden kräftig um die Wette und singen, wenn man das überhaupt so bezeichnen mag, davon, wie sie aneinander rumfummeln. Die Sittenwächter der BBC bekommen gleich rote Ohren und boykottieren den Song, der in Großbritannien trotzdem auf Platz 1 der Charts klettert. Auch die Schweiz und Österreich finden es toll, fremden Leuten beim Sex zuzuhören. Nur in Deutschland bleibt es bei Platz 3. Dafür hat mittlerweile jeder zweite Musiker und sein Onkel mittlerweile davon eine Cover- oder Spaßversion aufgenommen.

1971 – Das DDR-Fernsehen: »Mann, wir können doch nicht dem Westen nur die Krimis überlassen. Wir brauchen unseren eigenen ›Tatort‹.«

Die erste Folge von »Polizeiruf 110« mit einem volkseigenen Kommissar läuft.

1976 – Air France-Flug 139 wird auf dem Weg nach Paris nach dem Zwischenstopp in Athen von Terroristen der Volksfront Jüdäas ... äh ... zur Befreiung Palästinas (kurz PFLP) gekapert und zum Flughafen Entebbe in Uganda entführt. Nach der Landung werden die Gäste in jüdische und nicht-jüdische Geiseln unterteilt, ausgerechnet von den beiden Deutschen, die an der Entführung beteiligt sind und weil es der Volksfront Judäas ... verdammt ... der PFLP natürlich hauptsächlich darum geht, Israel zu erpressen. Die finden das aber unlustig und schicken eine Spezialtruppe, die die Geiseln ein paar Tage später befreit. In der UN regt man sich hinterher darüber auf, weil die Israelis ohne Erlaubnis von Uganda in deren Staatsgebiet eingedrungen sind, aber die Israelis sagen sinngemäß: »Leute, wir haben über hundert Leute gerettet. Ihr könnt uns auch mal.«

1988 – Mike Tyson kämpft gegen Michael Spinks. Ein kleiner Junge aus Berlin-Spandau wird von seinem Vater mitten in der Nacht aufgeweckt, damit man gemeinsam den Kampf schauen kann. Als es nach etlichen Verzögerungen dann zum Kampf kommt, braucht Tyson nur 91 Sekunden, um Spinks auf die Bretter zu schicken. Der kleine Junge aus Berlin-Spandau: »Ja, ich gehe dann mal wieder schlafen.«

Der Vater: »Ja, ich dann wohl auch.«