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Der 24. Oktober in der Geschichte

Ein Krieg, ein Frieden, ein Land weniger und ein Papst als Zugabe

69 – In der Schlacht von Bedriacum hauen sich die Legionen von Vitellius mit denen von Vespasian, weil beide irgendwie meinen, der Kaiserthron des Römischen Reiches gehöre ihnen. Vespasian, der sich eigentlich noch auf dem Rückweg von Judäa befindet, ist noch nicht mal anwesend, aber seine Truppen gewinnen trotzdem. Für Vitellius nimmt es zwei Monate später ein schlechtes Ende, den er versteckt sich zeitweise in einem Hundezwinger, wird aber entdeckt und schließlich zu Tode gefoltert. Diese »Ich will Kaiser oder König sein«-Geschichten gehen auch irgendwie nie gut aus, oder?

1147 – Ein paar Kreuzfahrer, die eigentlich ins Heilige Land wollen aber einen kleinen Abstecher über Portugal gemacht haben, beenden an diesem Tag ihre Belagerung von Lissabon, welches damals den Mauren gehörte. Sie plündern die Stadt, machen ordentlich Beute und sagen dann zu Alfonso Henrique I.: »Bursche, jetzt kannst du übernehmen. Mach dich doch zum König oder so.« Den Ratschlag nimmt er an und wird damit der erste König von Portugal. Die Kreuzfahrer ziehen aber weiter, kriegen ordentlich auf die Mütze und können sich an all dem eroberten Zeug nicht mehr richtig erfreuen.

1260 – Die Kathedrale von Chartres wird eingeweiht. Da die Kathedrale nie zerstört worden ist, bildet sie mit ihrer fast unversehrten Fassade und den 176 kunstvollen Fenstern das Urbild einer gotischen Kathedrale und ist somit auch Kulturerbe der Welt. Aber wirklich verstehen muss man es wohl nicht, weshalb man mitten in der Provinz eine riesige Kathedrale aus dem Boden stampft. Im Grunde ist das so, als würde heute jemand meinen: »Lasst uns mal in Bitterfeld eine der größten Kirchen des Landes errichten! Dit wird total super!«

1601 – Tycho Brahe stirbt. Der dänische Adelige war nicht nur ein großartiger Astronom, er hat sich auch mal in einem Duell die Nase abschlagen lassen und ist hinterher mit einer bronzenen Nachbildung durch die Gegend gerannt. Außerdem gab ihm der dänische König eine zeitlang quasi 1% der Staatskasse, damit er ordentlich forschen konnte, was ihn freilich nicht davon abhielt sich als Schoßtier einen Elch zu halten, der auf Partys gerne mal einen über den Durst trank und schließlich besoffen die Treppe herunterfiel, wo er sich das Genick brach. Der Elch, nicht Tycho. Tycho stirbt, weil er bei einem Bankett nicht aufsteht, um zur Toilette zu gehen. Ihm platze buchstäblich die Blase. Man könnte sagen, er hatte ein bewegtes Leben.

1648 – Das Heilige Römische Reich, Frankreich und Schweden sagen: »Wie wäre es denn, wenn wir uns nach dreißig Jahren Krieg mal für eine Weile nicht die Köpfe einschlagen und Frieden schließen?« Kaiser Ferdinand III., Ludwig XIV. und Christina von Schweden unterzeichnen den Westfälischen Frieden.

1795 – Österreich, Preußen und Russland sagen: »Polen? Braucht doch keiner. Das teilen wir unter uns auf.«

Die Polen: »Wat?«

1871 – In Los Angeles kommt es zu einem Aufruhr, weil ein Chinese aus Versehen einen Rancher erschossen hat. Ein Mob von Weißen stürmt daraufhin Chinatown und bringt zwischen 17 und 20 Chinesen um, weil ihnen das eben wie eine gute Idee erscheint. Im Nachgang meint die US-Regierung, dass man so etwas in Zukunft nicht dulden könnte. Ihre Lösung: In Zukunft dürfen keine Chinesen mehr in die USA einwandern.

1901 – An ihrem 63. Geburtstag steigt Annie Taylor in ein Fass und meint: »Damit fahr ich jetzt die Niagara-Fälle runter!« Das finden natürlich etliche Leute ziemlich bescheuert und die Verwandtschaft fragt sich vermutlich auch, ob’s bei ihr im Oberstübchen knuspert, aber trotzdem schaut ein Haufen Leute zu, weil sie annehmen, dass sie den Fall von 53 Metern nicht überleben würde. Tut sie aber. Sie hat zwar eine Wunde am Hinterkopf, ist aber bei Bewusstsein und gibt Interviews. In denen sagt sie im Grunde aus, dass die Idee mit einem Fass die Niagara-Fälle herunterzufahren bekloppt ist und man es besser bleiben lassen sollte.

1953 – Christoph Daum, späterer Fußballtrainer von diversen Vereinen und der rumänischen Nationalmannschaft, kommt auf die Welt, nachdem man ihn mit etwas Kokain gelockt hat.

1989 – PewDiePie, ein schwedischer YouTuber, wird geboren. Er hat einen der, wenn nicht den meistabonnierten YouTube-Kanal, auf dem er irgendwelche Videos von Computerspielen postet, was anscheinend der heißeste Scheiß und heute bei den Kids total hip ist. Er ist damit wohl auch ein Influencer und macht ordentlich Knete und ich frage mich wieder mal, warum ich mir ausgerechnet Schriftsteller als Karriere ausgesucht habe.

1998 – Lucian Pulvermacher, der eigentlich Earl mit Vornamen heißt, aber Lucian irgendwie kirchlich stimmiger fand, lässt sich zum Papst wählen. Per Email. Der echte Papst, Johannes Paul II., lebt zwar noch, aber den finden seine Leute der True Catholic Church auch nicht sonderlich knorke. Generell sind sie der Meinung, dass die letzten paar Päpste alle nicht die wirklichen Päpste waren und der Papstthron seit 40 Jahren vakant ist. Warum also nicht Lucian, gell? Zur Feier des Tages postet er ein paar Bilder auf seiner Website und lässt weißen Rauch aus seinem Kamin aufsteigen.

2014 – Alan Eustace, Senior Vice President bei Google, lässt sich in einem Raumanzug per Ballon in eine Höhe von 41.419 Metern bringen und sich dann in die Tiefe fallen. Er durchbricht als zweiter Mensch im freien Fall die Schallmauer und schlägt den Höhenrekord des Österreichers Felix Baumgartner aus dem Jahr 2012. Trotzdem kommt immer noch keiner darauf, dass es eine ziemlich bekloppte Idee ist, aus dieser Höhe mit dem Fallschirm abzuspringen.