Der 22. Januar in der Geschichte
Schweizer bewachen, Russen sterben und Amerikaner lassen abtreiben
613 – Konstantin III., der älteste Sohn des byzantinischen Kaisers Herakleios, wird zum Mitkaiser erhoben. Erst ist ja auch schon acht Monate alt und kann zumindest schon mit »Dada« und einem Fingerzeig entscheiden, wem als Nächstes die Rübe abgehauen werden soll.
871 – Weil man zu dem Zeitpunkt meint, sich alle zwei Wochen ordentlich auf die Glocke zu hauen, kämpfen die Angelsachsen aus Wessex bei Basing mal wieder gegen die Wikinger aus Dänemark und verlieren. Dann ist mal etwas länger als für zwei Wochen Ruhe. Nach zwei Monaten kommt dann die Schlacht bei Meretun. Spoiler-Alarm: Geht für die Angelsachsen auch nicht gut aus.
1506 – Nachdem Papst Julius II. im Vorjahr gefragt hatte, ob die Schweiz nicht ein paar Leute übrig hätte, die ihm als Leibgarde zur Verfügung gestellt werden könnten, trifft das erste Kontingent von Söldnern ein, die daraufhin zur Schweizergarde werden. Und da es die Schweizergarde heute noch gibt, gehört sie somit zu den ältesten noch bestehenden Militärverbänden der Welt. Man sollte nur nicht erwarten, dass die Schweizer irgendwas schnell erledigen.
1824 – Die Briten bekriegen sich mit den Aschanti im heutigen Ghana, weil sie meinten, sich in Dinge einmischen zu müssen, die sie eigentlich nichts angehen, wie z.B. irgendwelche Stammesfehden. Die Briten denken, dass sie ein paar »Wilde« schon im Griff hätten, kriegen aber den Arsch so versohlt, dass sie nicht mehr wissen, wo hinten und vorne ist. Bald geht ihnen die Munition aus und der britische Gouverneur muss dran glauben. Aber immerhin wird aus seinem Schädel dann ein schöner Trinkbecher mit Goldrand gemacht.
1901 – Königin Victoria stirbt mit 82 Jahren auf der Isle of Wight. Vermutlich ist sie »not amused«. Mit einer Regierungszeit von insgesamt 63 Jahren, sieben Monaten und zwei Tagen war Victoria die am längsten amtierende britische Monarchin, ehe sie am 9. September 2015 von Elisabeth II. übertroffen wurde, die offenbar noch vorhat, ihre Enkel zu überleben. Sie gilt als »Großmutter Europas«, weil fast alle europäischen Monarchen von ihr abstammen, u.a. der norwegische König, der schwedische König, die dänische Königin, der spanische König und beide seiner Eltern sowie der Ehemann von Elizabeth II., die natürlich ebenfalls von ihr abstammt.
1905 – Zehntausende Arbeiter demonstrieren friedlich vor dem Winterpalast des russischen Zaren in St. Petersburg und fordern bessere Arbeitsbedingungen und generell Dinge, die irgendwie dazu beitragen würden, dass das Leben nicht ganz so hart ist. Ein paar Soldaten vor dem Palast allerdings meinen: »Ey, wartet mal. Ich glaube, in solchen Situationen sollte man mal ordentlich auf die Leute schießen.« Was sie dann auch tun. Manche sagen, dass 1000 Tote zu beklagen waren, heute geht man davon aus, dass es zwischen 100 und 400 Toten waren. Die Soldaten und der Zar hinterher: »Hm, auf unschuldige Bürger schießen ... das fällt bestimmt nicht irgendwann auf uns zurück, oder?«
1973 – Der US-amerikanische oberste Gerichtshof entscheidet im Fall »Roe v. Wade«, dass Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich unter das Recht auf Privatsphäre fallen. Im Grunde werden damit Schwangerschaftsabbrüche im gesamten Land legal. Die Entscheidung ist zu dem Zeitpunkt kontrovers und ist es noch heute, weil konservative und christlich-fundamentalistische Politiker lieber ungewollte Babys auf der Welt sehen wollen, statt sich dann auch um sie zu kümmern.
1984 – In einer Fernsehwerbung, die stark an Orwells Roman »1984« und dessen Verfilmung angelehnt ist, wird während der Übertragung des Super Bowl XVIII der Apple Macintosh vorgestellt, der Computer, der die Computermaus und die grafische Benutzeroberfläche bekanntmachen wird, auch wenn ihn tatsächlich gar nicht so viele Leute kaufen. Netter Fakt am Rande: Die besagte Werbung wurde unter der Regie von Ridley Scott verwirklicht, dem Regisseur von Filmen wie »Alien« oder »Gladiator«.
1987 – Frei nach dem Motto: »Wenn ich schon Leuten ein Trauma verpassen will, dann aber richtig«, beruft der republikanische US-Politker Budd Dwyer, der wegen Schmiergeldannahme, Postbetrug, Verschwörung und Meineid verurteilt wurde, eine Pressekonferenz ein. Vor laufenden Kameras, die live übertragen, kramt er eine Magnum hervor und schießt sich in den Kopf. Wenig überraschend überlebt er das Ganze nicht. Und wenig überraschend gibt es einige entsetzte Gesichter auf der Pressekonferenz und an den Bildschirmen daheim.
1990 – Robert Morris, ein US-amerikanischer Informatiker, wird von einem Gericht zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe, 400 Stunden sozialer Arbeit und 10.050 US-Dollar Geldstrafe verurteilt. Er muss auch die Gerichtskosten in Höhe von 150.000 US-Dollar tragen. Der Grund: Er hatte den ersten Internetwurm, der später nach ihm »Morris« getauft wurde, entwickelt und freigelassen. Der Wurm selbst verursachte zwar keinen Schaden, im Gegensatz zu einem Computer-Virus z.B., aber er verbreitete sich so rasant, dass er rund zehn Prozent des damaligen Internetverkehrs verursachte und einfach Systeme überlastete. Morris fällt aber nach seiner Haft wieder auf die Füße. Er gründet mehrere Unternehmen, von denen eins an Yahoo für 49 Millionen US-Dollar verkauft wird. Da ist die Strafe auch schnell abbezahlt. Kleiner pikanter Nebenfakt: Zum Zeitpunkt, an dem er den Wurm auf die Welt losließ, war sein Vater der Chef des zur NSA gehörenden der Computersicherheitszenters.
2006 - Evo Morales wird Präsident von Bolivien. Er ist damit die erste Person indigenen Ursprungs, die dieses Amt übernimmt. Er macht seine Sache so gut, dass er 2009 ein weiteres Mal in das Amt gewählt wird. 2014 wird er zum dritten Mal gewählt, obwohl die Verfassung des Landes das gar nicht zulässt. 2019 kandidiert er zum vierten Mal, aber mittlerweile sagt auch die Bevölkerung: »Ey, Moment mal!«, und jagt ihn aus dem Land.