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Bist du Nachrichten-müde?

Montagmorgen. Hier ist Blaupause, der Newsletter, mit dem du Communitys besser verstehst und erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: ein Mittel gegen die Nachrichten-Müdigkeit.

Die Brief.me-Redaktion

Hallo! 

Ihr habt in der vergangenen Woche abgestimmt und mich damit beauftragt, mehr über ein bestimmtes Medium zu berichten, das ich gemeinsam mit der Krautreporter-Redaktion in Paris besucht habe: Brief.me (Opens in a new window). Das tue ich gern, denn auch für mich war dieser tägliche Nachrichten-Newsletter am interessantesten für KR. Außerdem fanden wir die beiden Gründer besonders nett, als wir sie in ihrem kleinen Büro im 2. Arrondissement zwischen den Grands-Boulevards besuchten – Chefredakteur Laurent Mauriac (im Bild 2. von links) und Marketinggenie Edmond Espanel (5. von links).

Was mich im ersten Moment überraschte, ist die Leserschaft von Brief.me (Opens in a new window): in der Mehrheit jünger als 35 und in der Mehrheit Frauen. Das ist jünger und weiblicher als das Publikum der meisten Medien. Gründer Laurent beschrieb das für diese Zielgruppe typische Dilemma als den Widerspruch von „Ich will mich informieren“ und „Die Emotionalität der Nachrichten stresst mich“.

Dieses Phänomen ist seit einiger Zeit so präsent, dass sich Fachbegriffe gebildet haben. News Fatigue – also Nachrichten-Müdigkeit – bezeichnet eine Art Wegschaltimpuls von Menschen, die sich mit der aktuellen Nachrichtenlage konfrontiert sehen. Sie schauen weg, obwohl sie eigentlich an politischen Ereignissen interessiert sind.

Das Problem scheint mir dabei nicht unbedingt zu sein, dass solche Menschen mit Gewalt, Krieg und menschlichen Abgründen nicht klarkommen. Zwar reagieren manche möglicherweise empfindlicher als der Durchschnitt, weil es ihnen nicht so gut gelingt, innere Distanz zu bewahren. Aber das ist nicht der springende Punkt. Sie ertragen einfach die Emotionalität der Berichterstattung nicht mehr, die 24 Stunden über uns hereinbricht. Emotionalisierung durch Meinung, Spin und Kommentierung; durch unnötig dramatische Sprache; auch durch Phänomene wie „Toxic Positivism“, also den Trend zu geheuchelter Empathie auf Kanälen wie Instagram oder Linkedin („Fühlt euch ganz doll gedrückt!“).

Dieser auf Instinkte statt Hirn zielende Krempel steht den Fakten im Weg, verstärkt durch Trump, Putin und Corona. Man findet ihn auf allen sozialen Kanälen, aber auch auf den Startseiten etablierter Nachrichtenmedien. Öffentlich-rechtlichen Talkshows sind heute schwer von Boulevard-Medien zu unterscheiden. So etwas ertragen manche Menschen überhaupt nicht mehr. Sie praktizieren News Avoidance – sie vermeiden es aktiv, Nachrichten zu konsumieren.

Diese Leute – ich kenne einige von ihnen persönlich, du sicher auch – gehen der medial vermittelten Politik also aus dem Weg. Aber sie wünschen sich trotzdem, auf dem Laufenden zu sein. Sie wollen eine informierte Entscheidung treffen können, wenn es darum geht, die Welt durch Wahlen zu verändern.

Bei diesem Dilemma hilft ihnen Brief.me (Opens in a new window). „Chaque soir, l’actualité expliquée en 7 minutes“ – „Jeden Abend, die Nachrichten erklärt in 7 Minuten“, lautete das Kernversprechen. Dazu führt das Medium sechs Gründe für eine bezahlte Mitgliedschaft ab 5,75 Euro auf:

  • Gewinne Zeit (durch knappe Zusammenfassungen)

  • Erweitere den Horizont (durch Erklärungen)

  • Gibt den Fakten den Vorzug vor Meinungen (durch nachgeprüfte Fakten)

  • Öffne dich der Welt (durch eine internationale Perspektive)

  • Genieße eine entspannte Lektüre (durch werbefreie Information)

Screenshot Brief.me

Für mich ein überzeugender Pitch. Ich habe eine 30-tägige Probe-Mitgliedschaft abgeschlossen und bekommen seitdem jeden Abend eine E-Mail, die fast nur aus Text besteht. Ich kann die Ausgabe aber auch per App lesen. Sage und schreibe 13.000 Mitglieder zahlen inzwischen dafür und machen Brief.me (Opens in a new window) auch wirtschaftlich sehr erfolgreich.

Interessanterweise hat uns Larents Beschreibung der Zielgruppe stark an die Bedürfnisse der KR-Mitglieder erinnert. Ich will nicht behaupten, dass wir davon frei wären, News zu personalisieren und emotionalisieren auf der Suche nach einem besonderen, „anderen“ Zugang. Aber wie Brief.me (Opens in a new window) geht es uns darum, die größeren Zusammenhänge zu erklären und unseren Mitgliedern zu helfen, den Wald trotz der vielen Bäume noch zu sehen – unter anderem durch die Morgenpost, Christian Fahrenbachs täglichen Morgen-Newsletter (Opens in a new window) aus New York. Unser Nachrichten-Briefing ist allerdings kostenlos. Es dient uns dazu, neue Leser:innen anzulocken und sie nach und nach für eine Krautreporter-Probemitgliedschaft zu interessieren.

Gibt es auch in Deutschland einen Markt für ein Produkt wie Brief.me (Opens in a new window)? Und ist die Krautreporter Genossenschaft möglicherweise genau die richtige Herausgeberin für so ein Angebot? Wir diskutieren.

Bis nächste Woche!
👋 Sebastian

PS:

👍 Diese Ausgabe fand ich hilfreich. (Opens in a new window)
😐 Diese Ausgabe war ganz okay. (Opens in a new window)
👎 Diese Ausgabe war für mich uninteressant. (Opens in a new window)

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