Skip to main content

Du kannst…

…so viel mehr, als du denkst! Über das kreative Angsthasendasein und gleich zwei schöne Geschichten, die Mut machen. Und: Mein sinkendes Energie-Level lässt mich meine Prioritäten überdenken.

Es ist Samstagvormittag, unter meinen Augen kleben kühlende Pads in Regenbogenfarben und durch das weit geöffnete Fenster bahnt sich eine sanfte Brise den Weg in mein Gesicht. Die Geräuschkulisse erfüllt meine Erwartungen an einen Sommermorgen in meinem Kiez und ist das Zeichen für: Jetzt ist dein Moment, um zu schreiben. Hast du auch so ein Geräusch, einen Duft oder ein Bild, das sofort deine Kreativität weckt? Nun, dass das in meinem Fall der Kreuzberger Plattenbau sein würde, hatte ich zu Beginn meiner schriftstellerischen Laufbahn nicht erwartet, aber hier sind wir nun und ich bin mehr als dankbar dafür. Im Grunde basieren die meisten meiner Geschichten auf genau diesen Momenten, die ich beobachte und durch mich hindurchfließen lasse. So kam auch meine Kurzgeschichte „Nachtruhe“ zustande, die ihr schon länger in meinem Profil auf story.one (Opens in a new window) lesen könnt. Seit rund einer Woche ist sie auch in der Online-Ausgabe der Literaturzeitschrift Mosaik zu finden.

Und das ist für mich ein großes Ding: Vor fast zehn Jahren schickte ich dort meine erste Geschichte ein und wurde freundlich abgelehnt. Ein paar Jahre später versuchte ich es erneut, vor drei Jahren reichte ich Poesie ein und vor wenigen Wochen dann fast schon resigniert eine Short-Story, die ich innerhalb von Minuten nachts im Bett tippte. Diese Story wurde jetzt veröffentlicht. Und so klein dieser Erfolg heute erscheinen mag: Mein 24-jähriges Ich hätte das nie für möglich gehalten. Meine Ziele haben sich mittlerweile verschoben und die Ambitionen als Autorin sind größer geworden. Aber ist dieser Erfolg nicht der Beweis dafür, dass es sich lohnt, es immer wieder zu versuchen? Um eine Relation herzustellen: Eine solche Veröffentlichung war damals für mich ein ebenso großes Ziel, wie es die Publikation meines Buches bei einem großen Verlag heute ist.

Die Publikation meines Buches… Eine schöne Überleitung zum Stand meiner Einreichung für den Young Storyteller Award. Um es kurz zu machen: Ich kann bisher lediglich den Titel meines Werks vorweisen. Immerhin, oder? Mein Versuch es mit Humor zu nehmen, verschafft mir zwar auch keine zusätzliche Zeit, aber bringt zumindest etwas Leichtigkeit ins Spiel. Denn das ist es schließlich. Natürlich kann ein solcher Wettbewerb eine tolle Chance für die zukünftige Autorinnen-Karriere sein, aber genau deshalb möchte ich mir die Freude an der Sache nicht durch zu viel Druck nehmen lassen. Denn wenn das Schreiben zum Stressfaktor wird, dann ist es nicht das, was ich tun möchte. Ob diese Einstellung zum Erfolg führt, kommt vermutlich darauf an, wie man ihn definiert. Für mich hat er sehr viel mit Zufriedenheit, innerer Ruhe und Freiheit zu tun, dafür rein gar nichts mit Zahlen oder anderen messbaren Faktoren.

Erfolg ist für mich eine Gefühlssache, sogar im Job. Vor Kurzem habe ich als Redakteurin bei einem Online-Magazin begonnen und durfte zum Start gleich einen Artikel für einen großen Werbekunden schreiben. Obwohl ich mein Handwerk gelernt und bereits mehrmals bewiesen habe, dass ich gut in diesem Job bin, war ich wahnsinnig nervös, als ich den Artikel zur Freigabe an diesen Kunden schickte. Zurück kam ein Lob, das mir schon fast unangenehm war und sofort dachte ich: Warum habe ich mich denn so verrückt gemacht? Wieder einmal staune ich selbst darüber, wie nonchalant ich mit den meisten Situationen in meinem Leben mittlerweile umgehe und wie groß die Angst nicht gut genug zu sein im Schreiben ist. Obwohl das Schreiben mein Zuhause ist, journalistisch und literarisch. Liegt es daran, dass es so eine intime Sache ist? Oder daran, dass Kunst eben einfach immer Geschmackssache bleiben wird und ich keine Anhaltspunkte für gut und schlecht als Orientierung nutzen kann? Wenn man das so betrachtet, dann hoffe ich ja darauf, dass anderen Menschen meine Sicht der Dinge, meine Gedanken und Gefühle gefallen, wenn ich etwas veröffentliche. Was für eine schräge Vorstellung…

Wie du siehst, beschäftigen mich so einige Dinge und manchmal ist einfach nicht genug Raum für alle. In letzter Zeit habe ich versucht, alle Interessen, Menschen und Vorhaben irgendwie doch unter einen Hut zu bringen. Für jemanden wie mich, der gleichzeitig viel Zeit für sich alleine braucht, ist das auf Dauer nicht machbar, ohne in Stress zu geraten. Und in diesem Punkt bin ich konsequent: Ich lasse mich nie wieder stressen. Also gilt es im Moment, meine Prioritäten neu zu setzen, um den Energiehaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Eine Sache, die mir immer hilft, ganz gleich ob beruflich, beim Schreiben, in Freundschaften oder Liebesdingen, ist einen Schritt zur Seite zu gehen und mir das Ganze aus der Ferne anzusehen. Dann spüre ich ganz schnell, was sich richtig anfühlt und was wegkann oder sollte, ganz nach der Devise: Ist das Kunst oder kann das weg? Mein Leben ist schließlich mein Kunstwerk, ich bin die Künstlerin und nur ich entscheide, was hineinfließt. Regelmäßiges Ausmisten tut eben nicht nur dem Kleiderschrank gut. Wenn du eine kleine Hilfe zur Bestandsaufnahme brauchst, folge gerne diesem Schreibimpuls (Opens in a new window) - vielleicht gewinnst du dadurch ja auch einen klareren Blick.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of Projekt Schreibmut and start the conversation.
Become a member