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Einfach machen.

Warum mich das Wort „einfach“ so oft unter Druck setzt und über die Frage, ob es nicht manchmal doch leichter sein kann, etwas schwer zu machen.

Wie oft begegnet uns der Satz: „Mach doch einfach“ im Leben wohl? Ich weiß nicht, wie viele Male er mir bisher unterkam, aber es waren so einige. Ob als Absenderin oder Empfängerin dieser Botschaft, irgendwie verbinde ich damit immer ein Gefühl von Druck. Nicht wegen des Machens an sich, sondern weil es auch noch einfach sein soll! Mir stellt sich dabei die Frage, ob es nur darum geht, es leicht aussehen zu lassen, als hätte ich keine Mühe damit, etwas zu tun, was mir eigentlich nicht so ganz behagt oder mir gar eine Heidenangst macht. Etwa ein Jahr lang sagte ich in regelmäßigen Abständen zu mir selbst: „Jetzt mach doch einfach diesen Blog! Was soll schon groß passieren?“ Als geübte Grübelnase fallen mir aus dem Stegreif etwa 26 Dinge ein, die passieren könnten. Wenn du mir noch ein wenig mehr Zeit gibst, kann ich dir sicher 100 Sachen nennen, die hätten schiefgehen können und die mir auch jetzt noch bei jedem veröffentlichten Beitrag im Kopf herumschwirren. Dennoch tue ich das hier. Aber eben nicht „einfach“.

Klar, es gibt den Moment, in dem man sagt: „Ich mach das jetzt einfach“ und dann tut man es tatsächlich. Und das ist ein fantastisches Gefühl! Die Ausbildung, das Studium, der Job, das Hobby, das Date, der Umzug - was für eine Wohltat für unser Selbstwertgefühl, wenn wir das, worüber wir so lange nachdenken endlich „einfach machen“! Klar, ganz easy alles. Ich störe mich so sehr an diesem Zusatz, der diese Leichtigkeit suggeriert, wo eigentlich Schwere herrscht und eventuell auch dann und wann lediglich als Füllwort dient, damit die Tat nicht so alleine dasteht. An anderer Stelle mag es ausdrücken, dass es uns in diesem Moment vermeintlich egal ist, wenn die Sache daneben geht und wir es trotzdem durchziehen. Trotzdem! Können wir uns nicht angewöhnen, zu sagen: „Mach es trotzdem“? Es gibt ein wundervolles Zitat, das mir bereits vor einiger Zeit auf Instagram begegnet ist und seither trage ich es auf einem pinken Notizzettel notiert immer bei mir:

Dieser kleine Satz, Kugelschreiberblau auf pinkfarbenem Papier, erinnert mich immer wieder daran, dass es okay und völlig normal ist, in gewissen Momenten und insbesondere auch in unterschiedlicher Intensität von Angst begleitet zu sein. In meinem Fall geht es nicht nur um meine kreative Arbeit, sondern auch um ganz banale Dinge, die für dich vielleicht ganz alltäglich sind. Beispielsweise muss ich reichlich Überwindung aufbringen, wenn es darum geht, sich mit Menschen, die ich noch nicht (gut) kenne, an einem Ort zu treffen, der mir ebenfalls unbekannt ist. Wer schon einmal alleine in eine neue Stadt gezogen ist und nicht automatisch Menschen in der Uni oder bei der Arbeit kennenlernt, hat sich vielleicht auch bereits in der ein oder anderen „Neu in XY”-Gruppe auf diversen Onlineplattformen wiedergefunden, die großartig sein, um Kontakte zu knüpfen, gleichzeitig aber auch Unbehagen mit sich bringen können. Jedenfalls kosteten mich solche Momente, in denen man sich mit einer kleinen Gruppe im Real-Life verabredete, in mir fremden Cafés, Bars oder Parks meist einiges an Mut für so viel Unbekanntes. Meine heute engsten Freund:innen sind der Beweis dafür, dass ich es dennoch geschafft habe. Mit meiner Angst.

Die reine Tatsache, Angst vor etwas zu haben ist also noch nicht unbedingt die Garantie dafür, Dinge nicht zu tun oder zu können. Es geht schlichtweg darum, wie wir mit ihr umgehen. Gegeneinander anzukämpfen ist immer anstrengender und im Ergebnis größtenteils weit weniger befriedigend, als eine Sache gemeinsam anzugehen. Manchmal ist die Angst auch gar keine so schlechte Begleiterin, wie man meinen möchte. Ab und an habe ich das Gefühl, bringt sie mich erst auf die richtigen Ideen und nunja, irgendwie auch immer wieder ein Stück weit zu mir und meinem individuellen Weg. Häufig sehen wir, was andere Menschen alles geschafft haben und dabei natürlich nur deren Weg und wenn der in uns Unwohlsein auslöst, denken wir schnell, es sei nicht das Richtige für uns. Was, wenn wir aber dabei nur einen anderen Pfad nehmen müssen? Was, wenn die Angst uns als Umleitung dient, die uns in unserem eigenen Tempo und Setting ans Ziel bringt? Heißt das jetzt, dass es doch „einfach“ gehen muss? Nein! Es ist okay, wenn uns Dinge schwerfallen und ich plädiere von ganzem Herzen dafür, dass wir zu diesen Situationen stehen und nicht versuchen, sie leicht aussehen zu lassen. Das ist doch wahnsinnig anstrengend und erzeugt Druck auf allen Seiten.

Außerdem steckt doch genau darin unser Mut: Angst haben und es trotzdem machen. Zu Beginn unserer gemeinsamen Schreibmut-Reise sprachen wir darüber, dass wir ohne Angst gar nicht mutig sein können. Und mit diesem Gedanken im Kopf finde ich es einfach wundervoll, dass sich uns so viele Gelegenheiten bieten, unseren Mut hervorzuholen. Ich glaube übrigens, dass er immer da ist, unser Mut. Wir müssen manchmal in uns hineinhorchen, um ihn hören zu können und nach innen sehen, um ihn zu finden, aber er verlässt uns niemals. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt und länger dauert, bis er sich blicken lässt: Er ist ein Teil von uns und ein verlässlicher Freund. Woher ich das wissen will? Schau doch mal zurück auf die Dinge, die du bereits geschafft hast, obwohl sie dir Angst gemacht haben. Wir haben vielleicht noch nicht alles gemeistert, nein, sicher nicht. Aber mit einem bewussten Blick auf die Erfolge, die ich in Sachen Mutigsein verzeichnen kann, füllt sich das Bild doch mehr als gedacht. Außerdem haben wir ja auch noch Zeit für neue Mut-Momente, oder? Und wenn man sich von dem Ballast der angeblichen Leichtigkeit befreit, wirds vielleicht tatsächlich leichter.

Was mir in Momenten der Unsicherheit und gefühlten Mutlosigkeit schon oft geholfen hat, ist die Vorstellung, dass mein Mut einen ganz bestimmten Platz hat, an dem er zuverlässig zu finden ist, wenn ich ihn brauche. Auf diese Idee brachte mich ein Lied von Udo Lindenberg, der seinen Mut unter den Hut packt. Ich verlinke es dir hier einmal:

Damit wünsche ich dir eine wohlwollende Angst-Mut-Begegnung und freue mich, wenn auch du deinem Mut einen eigenen Platz schenkst, mit dem ihr euch beide wohlfühlt. Geben wir ihnen allen ihren Raum: der Leichtigkeit, der Schwere, der Angst, dem Mut. Sie alle dürfen sein <3

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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