Skip to main content

“Vergessen wir, dass ich eine Frau bin”

Nadia Boulanger: Drei Stücke für Violoncello und Klavier (1914)

In den Schleichwegen zur Klassik stelle ich regelmäßig Musikstücke vor, die ich sehr mag. Ich schreibe ein paar Zeilen dazu, mit dem Ziel, dir den Zugang zu erleichtern. Ich hoffe, dass du nach dem Lesen und Anhören sagst: Ich bin froh, diese Musik kennengelernt zu haben. Sie hat mein Leben etwas reicher gemacht. Wenn mir das gelingt, freue ich mich über deine freiwillige Unterstützung auf Steady. (Opens in a new window)

So unterschiedliche Komponist:innen wie Philipp Glass, Aaron Copland, Astor Piazzolla, Quincy Jones und Grażyna Bacewicz (Opens in a new window) teilen eine Gemeinsamkeit: Sie alle hatten Kompositionsunterricht bei Nadia Boulanger.

Sie selbst hielt sich für keine gute Komponistin, ihr Werk ist dementsprechend übersichtlich. Ihre jüngere Schwester Lili hielt sie für das eigentliche Talent. Daher beschränkte sich ihre kompositorische Tätigkeit auf den Beginn ihrer Karriere. Später konzentrierte sie sich fast völlig aufs Unterrichten – und dirigiert hat sie auch. Als erste Frau leitete sie das Boston Symphony Orchestra (und noch einige weitere namhafte Orchester).

Aber gehorchen wir Nadia Boulanger doch, wenn sie sagt: “Vergessen wir, dass ich eine Frau bin und sprechen wir über Musik.” Zum Beispiel über ihre 1914 entstandenen “Drei Stücke für Violoncello und Klavier”.

Das erste Stück beginnt mit einem mysteriös tröpfelnden Klavier, das Cello singt darüber in hohen Tönen in einem klar impressionistischen Stil. Das zweite Stück ist zuversichtlicher, elegischer, aber sehr kurz. Das Klavier bleibt dezent im Hintergrund. Im schnellen dritten Stück geht es dann noch kurz rund: Das Klavier bekommt hier eine wichtigere Rolle und darf die verschiedenen musikalischen Ideen vorstellen. Es folgt ein schwelgerischer Mittelteil und dann gibt es nochmal eine Wiederholung des fetzigen Intros und das war’s. Gut sieben Minuten Musik von einer Komponistin, deren Wirken vor allem in den großen Namen ihrer Schüler:innen weiterlebt.

https://www.youtube.com/watch?v=rghjLzI0jcI (Opens in a new window)

Hier die Links zum Streaming (Opens in a new window).

Schöne Grüße aus Berlin
Gabriel

P.S.: Empfindest du meinen Newsletter als Bereicherung? Dann freue ich mich über deine freiwillige Unterstützung auf Steady (Opens in a new window). Vielen Dank!

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of Gabriel Yoran: Schleichwege zur Klassik and start the conversation.
Become a member