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Von den großen und kleinen Schritten im Leben

Was treibt mich an? Was treibt Dich an?

Manchmal weiß ich das gar nicht und doch passiert es bei mir immer wieder ganz von alleine. Auch, wenn ich meine, dass es eigentlich nicht mehr geht.

Morgens aufzustehen fällt mir an sich schwer, weil ich einerseits für abends und nachts Medikamente nehmen muss, andererseits nachts dennoch so schlecht schlafe, dass ich nicht erholt bin am nächsten Morgen.

Dennoch bin ich immer mit meinen Wundermenschen aufgestanden. Egal wie es mir gerade ging. 16 Jahre lang haben wir jeden Morgen zusammen gefrühstückt. Als sie klein waren bin ich nachts so oft aufgestanden wie sie mich gebraucht haben. Das wurde irgendwann immer weniger. Solange bis sie Teenager waren und ihre Tür hinter sich zugemacht haben. Naja und seit etwas über einen Monat bin ich gar nicht mehr jede Nacht da. Sondern wo anders.

Ich wohne seit April in einer kleinen Wohnung. Alleine. Das erste Mal in meinem Leben. Nur Me, Myself and I.

Ich bin trotzdem noch oft bei den Wundermenschen über Nacht- an diesen Tagen starten wir auch gemeinsam in den Tag.

Und dennoch gibt es nun auch Tage an denen ich einfach nur FÜR MICH aufstehe. Das ist seltsam und ungewohnt, aber wohl auch so wichtig.

Wir alle müssen uns an diese Situation gewöhnen. Und das ist echt, echt ein heftiges Ding und oft so schwierig.

Ich bin gerade dabei zu lernen, die Dinge, die ich mache auch FÜR MICH zu tun.

In erster Linie war mein Antrieb Schritte zu gehen, immer im Außen zu finden. Oder auch Schritte nicht zu gehen. Zum Beispiel mein Potenzial beruflich lange Zeit nicht zu entfalten, weil ich mich selbst hinten angestellt habe.

2016 habe ich angefangen mich von Dingen Schritt für Schritt zu lösen, von denen ich lange gespürt habe, dass sie mir nicht gut tun.

Ich bin einen großen und mutigen Schritt gegangen und habe meine erste Yogaausbildung gemacht. Zuerst für Kindergartenkinder, Schulkinder und Teenager. Kurze Zeit später auch eine Ausbildung mit mehreren Weiterbildungen für Vinyasa Yoga für Erwachsene. Sogar eine Ausbildung für traumasensibles Yoga habe ich gemacht. Wie passend.

Ich bin damit in etwas eingetaucht, was FÜR MICH wichtig war. Was MIR gut getan hat. Ich habe, wie so oft, mein Bestes gegeben. Habe als Erste die Abschlussprüfungen abgegeben. Wollte es dennoch auch wieder den anderen beweisen. Habe mich teilweise überfordert mit meinem Anspruch an mich selbst. Oder so mutig zu sein und wirklich sofort, das was ich neu gelernt habe nach Außen zu tragen. In beiden Bereichen habe ich sofort Yoga unterrichtet. Im Kinderyoga sogar noch vor der Abschlussprüfung, nach dem ersten Modul. Im Erwachsenen Yoga war meine erste Stunde eine Vertretungsstunde mit 16 Teilnehmern. Absolut insane.

Und das, obwohl ich in der Schule lieber eine 6 in Kauf genommen habe, als ein Referat vor der Klasse vorzutragen. Wirklich total abgefahren, woher ich diesen Antrieb für diesen großen Schritt genommen habe. Einfach mal 90 Minuten lang eine Stunde zu leiten mit wichtigen Worten, viel Verantwortung und fundierten Übungen.


Das alles hat auch lange gut geklappt. Ich habe mich 4 Jahre lang jedes Jahr gesteigert. Mehr Kurse, mehr Fortbildungen. Kurz vor Corona habe ich alles abgedeckt. Ich habe Kurse für Kindergartenkinder, Schulkinder, Teenager und Erwachsene angeboten. In Yogastudios, Sportvereinen, Kindergärten, Schulen- sogar in Südtirol. Ich habe einfach immer weiter gemacht, obwohl es mir gleichzeitig psychisch immer schlechter ging.

Teile meines Umfeldes sind damit nicht klargekommen, dass ich MICH weiter entwickelt habe. Nicht mehr ständig da war, so wie früher.
Das war so belastend. Gleichzeitig habe ich wahrscheinlich durch die ganze tiefe Arbeit im Yoga verstanden, dass ich Teile meines Lebens, meiner Kindheit abgespalten habe. Ich habe früh tiefe Traumata erlitten, habe diese aber nie zugelassen. Habe als Kind schon immer versucht einfach weiter zu machen.

Naja und so ging es viele Schritte nach vorne. Teilweise echt große Schritte. Aber auch viele, viele Schritte zurück.

Therapie ist echt ein "übler shit". Wer es nicht erlebt hat-man kann es schlecht beschreiben. Einerseits ist es so schmerzhaft, dass man oft nicht weiß wie man es aushalten soll. Andererseits braucht man es auch so sehr, dass einen endlich jemand versteht.

Ich kann gar nicht erklären durch was für heftige Emotionen ich seit Jahren gehe. Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich an einer psychischen Störung leide, bei der man nachgewiesen Gefühle 7-10 Mal stärker spürt als Menschen ohne diese Erkrankung. Das ist teilweise so krass. So oft kaum auszuhalten!

Naja und als ich am Höhepunkt meiner Yogakarriere war, war ich auch total am Ende und musste alles absagen, still legen und bin das erste Mal in eine Klinik gegangen für 3 Monate. In eine Tagesklinik.
Da kam dann noch Corona dazu und gefühlt habe ich einfach wieder alles verloren. Alles was mir wichtig war, alles was mir gut getan hat- als Borderliner gefühlt ALLES. Endlos viele Schritte zurück.

Tja und seitdem kämpfe ich. Zuvor auch schon, aber da war es mir nicht so bewusst.
Seitdem ging es in manchen Bereichen so bergab, dass es nicht mal mehr Schritte waren, sondern Rutschen oder Gefälle und gleichzeitig musste ich so kämpfen wie nie.

Ehrlich gesagt hat es bis heute nicht aufgehört. Vieles wurde immer schlimmer. Mittlerweile, nach 20 Jahren, bin ich nicht mehr in einer Beziehung. Wirklich heftig für jemanden mit Verlust-Trauma. Und dennoch sind auch das einfach "nur" Schritte. Schritte FÜR MICH. Aber auch Schritte, die einfach nur unaushaltbar immer weiter zurück gehen, dennoch gegangen werden müssen.

Ich könnte von so vielen Schritten erzählen. Vor und zurück, hin und her und oft einfach unkontrollierbar oder gefallen am Boden, dass kein Schritt mehr gegangen werden konnte für längere Zeit. Klinikaufenthalte, Rollerunfall, Knie Op, sogar in einer Klinik habe ich mir zusätzlich den Arm gebrochen und Sehen im Handgelenk angerissen. Ich hatte dissoziative Krampf-und Erstickungsanfälle teilweise über Stunden im Status. Habe so wichtige Menschen, die ich geliebt habe verloren und gehen lasen müssen. Teilweise an Tagen, an denen ich glaubte, dass es nicht weiter nach unten gehen kann.

All das, um dann wieder Schritte nach vorne zu gehen. 2022 habe ich wieder mit Kinderyoga angefangen. Schulprojekte zum Thema Achtsamkeit und Yoga übernommen. Mittlerweile arbeite ich jede Woche mehrere Tage mit Kindern zusammen, in einem neuen Job, den ich liebe.
Ich habe Jobs angenommen. Jobs mit viel schlechtem Gewissen gekündigt. Es gab und gibt schöne Momente mit den Wundermenschen, Freunden, Kollegen und mit mir alleine. Wunderschöne Schritte nach vorne und leider auch immer wieder zurück...

Sogar ein Buch habe ich geschrieben. Gegen Ende im Extrem. Ich liebe es immer noch so sehr. Stehe total dahinter. Zu Ende schreiben musste ich es aber in der Psychiatrie und einen Verlag habe ich bisher auch noch nicht gefunden, weil es auch hier so ist wie schon irgendwie immer in meinem Leben.
Es ist zu speziell, zu anders, zu besonders. Es ist gut, total interessant, aber es gibt anscheinend kein Regal dafür.
Kein Regal, in dem es offen stehen darf und gesehen werden darf, sondern wie bei mir so oft, eine Schublade, in die es geschoben wird.

Aber hey, that's life. Ich werde dennoch immer weiter gehen. Vor und zurück, manchmal eine Pirouette drehen und dabei Konfetti verteilen und dann aber auch ein andermal wieder hinfallen und für eine Zeit nicht aufstehen können, um mich zu erholen, damit die nächsten Schritte gegangen werden können. Große und kleine Schritte- Step by Step! Schritt für Schritt!

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