05.24
Upcycling
…hört sich eigentlich prima an, aber leider hält der Begriff in den seltensten Fällen, was er verspricht. Taschen aus alten Fahrradschläuchen oder Leuchten aus leeren Whiskeyflaschen sind vielleicht einigermaßen nette Basteleien – aber sie retten weder die Welt noch bremsen sie den Konsumismus wirklich.
Echtes Upcycling setzt weiter unten an, bei den Rohstoffen. Wenn Abfälle durch kluge Verfahren zu Ressourcen werden, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Dem widmen sich aktuell viele Forschungsprojekte und Start-ups – sie zeigen, wie aktive Resteverwertung läuft und wie man wertlose, biobasierte Übrigbleibsel in wertvolle Rohstoffe verwandelt. Das ist nachhaltig, innovativ und wahrhaft wertsteigernd.
Drei erstaunliche Beispiele dazu im FEED.
Schönen Mai!
Es grüßt
Armin
Freue ich mich über Rückmeldungen? Klar!
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1_ FEED | News aus der Forschung und Entwicklung
Federn als Klebstoff-Basis
Foto: Fraunhofer IGB
Komplett biobasierte Bindemittel waren bislang kaum zu realisieren, jetzt ist das Fraunhofer-Institut IGB zusammen mit Henkel auf einem guten Weg dorthin. Die Basis dafür bilden Hühnerfedern, genauer das darin enthaltene Keratin.
Das im Projekt „Kerabond“ entwickelte Verfahren beginnt mit der Sterilisierung, Reinigung und mechanischen Zerkleinerung der Federn. Dann werden die wasserunlöslichen Keratin-Proteinketten per enzymatischem Prozess in kurzkettige Polymere gespalten. Diese wiederum bilden die Basis für die Herstellung biobasierter Klebstoffe. Das Projekt zielt auf eine sogenannte Plattform-Chemikalie ab, aus der sich viele unterschiedliche Kleber formulieren lassen. Außerdem könnten sich so auch neue Härter oder Beschichtungen entwickeln lassen.
Die Federn fallen bei der Geflügel-Schlachtung als Abfälle an, werden bislang verbrannt oder unter das Tierfutter gemischt.
Fraunhofer-Institut IGB | Dr. Michael Richter | 09421-9380-1020 | www.igb.fraunhofer.de (Opens in a new window)
Aerogel aus Biertreber
Fotos: Empa
Hochdämmende Aerogele lassen sich nicht nur aus Silikaten produzieren, sondern auch aus Nanozellulose, die bislang vorwiegend aus Holz gewonnen wird. Momentan suchen Forschende der schweizerischen Empa nach weiteren biobasierten Ressoucen und sind bei Malz-Resten gelandet, die beim Bierbrauen anfallen. Der in großen Mengen anfallende Biertreber wird bislang kompostiert oder als Tierfutter verwertet. Im Labor „Cellulose and Wood Materials“ löst man zunächst die nanoskaligen Zellulosefasern heraus und wandelt sie per Gefriertrocknung in leichtgewichtige Aerogele um. Deren Porenstruktur sorgt für eine herausragende Wärmedämmung bzw. Kälteisolation. Das Empa-Projekt zielt darauf ab, die biologisch abbaubaren Aerogele für die Verpackung sensibler Lebensmittel zu nutzen.
Empa | Dr. Gilberto Suqueira | gilberto.siquerira@empa.ch| (Opens in a new window) 0041-58-765-4782 | (Opens in a new window)www.empa.ch (Opens in a new window)
Zellulose aus dem Bioreaktor
Foto: Treeless Pack
Auch Treeless Pack, ein Spin-off der Zürcher ETH, sucht nach neuen Möglichkeiten, Zellulosefasern nachhaltiger zu produzieren. Normalerweise dient Holz als Basis, das in aufwendigen Prozessen aufbereitet werden muss. Treeless Pack entwickelt daher ein neues Verfahren, bei dem Mikroorganismen in Bioreaktoren das begehrte Rohmaterial aus organischen Abfällen produzieren. Das Verfahren soll dereinst skalierbar und automatisierbar sein und in vertikalen Farmen platzsparend laufen. Am Ende stehen Verpackungen, Papier oder Verbundstoffe, Holz ließe sich dann besser als CO2-Senke für langfristige Zwecke nutzen.
Treeless Pack | www.treelesspack.com (Opens in a new window)
2_ NEXT
Noch viel Luft für nachhaltiges Business
Wenn sich Unternehmen wandeln, dann tun sie dies vor allem unter Nachhaltigkeits-Aspekten – das sagt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung.
In Zusammenarbeit mit der ESCP Business School befragte die Stiftung 500 Geschäftsführer:innen und Nachhaltigkeitsbeauftragte deutscher Unternehmen. Das Ergebnis: „Mehr als 60 Prozent der deutschen Unternehmen setzen bei der Transformation am Kern ihres Geschäftsmodells an, indem sie ihre Produkte und Dienstleistungen ökologisch orientiert umgestalten. Fast ebenso wichtig ist die Verbesserung von Materialkreisläufen, zum Beispiel durch Recycling.“
Freilich ist noch viel Luft nach oben. Die Transformationsreserve sei groß, so die Studie. Denn 70 Prozent der Unternehmen sehen noch ungenutzte Möglichkeiten, einzelne Aktivitäten weiterzuentwickeln, und fast jedes zweite Unternehmen sieht sogar die Chance, ihr komplettes Geschäftsmodell zu verändern. Wichtig sei dabei, Geschäfts- und Nachhaltigkeits-Potenziale miteinander zu verknüpfen.
53,3 Prozent der Unternehmen erkennt in den Nachhaltigkeits-Erwartungen ihrer Kund:innen eine wesentliche Chance für die Geschäftsmodelle. Ebenso betrachten jeweils knapp 40 Prozent der Unternehmen die Dekarbonisierung und das Etablieren einer Kreislaufwirtschaft als Chance.
Interessant: wenig Schub bringen offenbar Banken und Investoren. Für gut ein Drittel (34 Prozent) sind sie „eher“ oder „völlig unwichtig" als Treiber zukünftiger Nachhaltigkeitsanstrengungen. Oder anders formuliert: der Kapitalmarkt ist einer der am schwächsten bewerteten Treiber zukünftiger Veränderungen.
Ganz vorn bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit im Veränderungsprozess ist eine kleine Gruppe von „Transformatoren“ (1 Prozent), die sich bereits weitestgehend umgestellt haben. Darauf folgt ein Anteil von 15 Prozent „Innovatoren“. Fast zwei Drittel der Unternehmen (63 Prozent) sind dabei, ihre Geschäftsmodelle als „Adaptoren“ anzupassen. Komplett am Anfang stehen die rund 21 Prozent „Basis-Unternehmen“. Vor allem der breite Mittelstand macht sich auf den Weg, so die Studienleiter.
Die ganze Studie steht kostenlos zur Verfügung und lässt sich als pdf-File herunterladen (Opens in a new window).
3_ CHARGE
Zukunft
Eine Bedienungsanleitung | Von Florence Gaub | dtv 2024 | 224 Seiten | Hardcover 22 Euro | Paperback 14 Euro
Ja, wir wissen es: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Aber was ist das eigentlich, die Zukunft? Eine Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist, schließlich existieren mehrere Zukünfte. Das Morgen, das Übermorgen, das irgendwann. Und dann gibt es noch die persönlichen Zukünfte, die mal so, mal so aussehen. Und sich wandeln. Und es gibt abgelaufene Zukünfte, alte Utopien, die heute niemand mehr will.
Florence Gaub macht sich in ihrem Buch daran, mal hinter die Kulissen der Zukunft zu schauen, ganz basal beschreibt sie, warum wir eher in die nahe Zukunft blicken als in die ferne Weite des Alls. Zum Beispiel. Sie präsentiert die vier Arten der Zukunft, plädiert für das Tagträumen als Motor für Zukunft und beschreibt jende Effekt, die uns die Zukunft auffressen. Wichtig. Es geht dabei nicht um Zukunftsgläubigkeit, sondern darum, die eigene, die gesellschaftliche und auch die globale Zukunft aktiv zu gestalten. Zukunft ist wichtig, gerade dann, wenn sie eher düster wabert.
Design, das wird dabei klar, kann ein Zukunftsgenerator sein, neue Ideen vorantreiben, Lösungen suchen, kreative Ansätze verfolgen. Übrigens: Zukunft verstärkt sich selbst!
Fazit: Auf die Leseliste!
3_ DIE WERKBANK
So, damit sind wir wieder beim Werbeblock in eigener Sache angekommen – Wegklicken geht also ok.
Obwohl… Vielleicht sind die Themen ja doch nicht ganz uninteressant, die in jüngster Zeit über meine Werkbank liefen.
Das Stuttgarter Start-up Proservation habe ich ja schon in der vorletzten prompd-Ausgabe präsentiert. Jetzt habe ich die Co-Gründerin Lisa Scherer nochmals für die Reihe RETHINK:DESIGN (Opens in a new window) des Design Center Baden-Württemberg interviewt.
Demnächst zu haben ist die Juni-Ausgabe des Magazins Flug Revue (Opens in a new window), für das ich nochmals der Frage nachgehend durfte, wie sich denn elektrische Fluggeräte dereinst anhören werden. Spoiler: Lautlos sind sie nicht, aber im Idealfall flüsternd unterwegs.
Und zuguterletzt noch ein Interview mit Bertrand Piccard, der in vier Jahren erneut die Erde umfliegen will. Nonstop und nur von grünem Wasserstoff angetrieben. Ich konnte den Pionier aus der Schweiz über die Idee befragen, über Zweifel und den Impact seines Vorhabens. Demnächst in den VDI Nachrichten (Opens in a new window)!
Über das, was so auf der Werkbank liegt, informiert auch mein Linkedin-Kanal (Opens in a new window). Oder meine Website (Opens in a new window).