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"Ich bin so erschöpft" - wie du besser leben kannst Teil 1

Es war am Ende eines langen Spaziergangs mit meiner Mutter, einer dieser Pandemiespaziergänge. Sie machte sich Sorgen um mich, weil ich so viel arbeitete. Ich sah sie an und sagte: „Es geht mir gut, Mama. Und weißt du auch warum? Weil Björn und ich alle Arbeit teilen. Er bekommt inzwischen sogar die Mails von der Schule, er denkt selbst darüber nach, was er kochen könnte, er weiß, wann die Kinder Sportunterricht und wann Chor haben und legt die Sportsachen sogar bereit.“

Sie sah mich mit großen Augen an: „Wirklich? Oh, also das war bei deinem Vater nicht so. Der war immer arbeiten.“

„Ja“, sagte ich. „Das war vor der Pandemie bei uns auch so, dass ich irgendwie im Alltag alleine war. Björn hat mir zwar geholfen wo er konnte, er hat sich zweigeteilt und viel Anstrengung in Kauf genommen, um so viel wie möglich da zu sein und mit zu machen, aber er war einfach gar nicht so präsent, er konnte gar nicht ebenfalls an alles denken.

Aber seit er im Homeoffice ist und wir Lockdown hatten, hat er alles mitbekommen und konnte plötzlich agieren. Ich habe mich vor der Pandemie so gefühlt, als würde ich einen Burn-Out bekommen, aber nun bekomme ich plötzlich Luft, ich kann wieder klar denken, ich kann arbeiten, kann mir endlich ein Business aufbauen und frei agieren.“

Meine Mutter sah mich dankbar an. Dankbar für diese Erkenntnis. Und glücklich, dass es ihrer Tochter gut geht.

„Man nennt das „Mental Load““, ergänzte ich noch. „Es ist die unsichtbare Gedankenarbeit, diese vielen Gedanken, an was man eben alles so denken muss, die vor allem so sehr stresst.“

Meine Mutter nickte. Das kannte sie. „Ja, das ist so viel!“, bekräftigte sie. „Wenn man diese alleine trägt und dann noch Vollzeit arbeitet, das ist ja gar nicht zu schaffen.“

„Und deshalb ist es so wichtig, dass wir diese teilen. Damit es allen in der Familie gut geht.“

Selbst wenn du nicht den Begriff "Mental Load" kennst, hast du wahrscheinlich schon von der Idee gehört. Es ist das Gefühl, dass du alles im Kopf hast - vom Einkaufen und Kochen bis hin zur Organisation von Meetings und dem Nachverfolgen von Deadlines. Es ist das Gefühl, dass du alles im Blick behalten musst, damit nichts schief geht.

Mental Load ist in der Regel eine Erfahrung, die Frauen häufiger haben als Männer. Das liegt daran, dass Frauen oft die Hauptverantwortung für Hausarbeit und Kinderbetreuung tragen, während Männer mehr Zeit außerhalb des Hauses verbringen, um zu arbeiten oder andere Aktivitäten zu unternehmen. Diese Arbeitsteilung führt dazu, dass Frauen mehr Aufgaben im Kopf behalten müssen und sich somit auch dementsprechend gestresster fühlen.

Aber Mental Load ist nicht nur ein Problem, das Frauen betrifft. Es kann auch Männer betreffen, insbesondere wenn sie eine Führungsrolle im Beruf oder im Haushalt haben. In diesem Blogartikel werden wir uns genauer mit dem Thema Mental Load auseinandersetzen, seine Ursachen, Auswirkungen und wie man damit umgehen kann.

  • Was ist Mental Load?

Mental Load ist das Gefühl, dass man alles im Kopf behalten muss. Es ist die ständige Überwachung von Aufgaben, die erledigt werden müssen, sowie die Organisation von Zeitplänen und die Sicherstellung, dass nichts vergessen wird. Im Wesentlichen ist es eine Form von psychischem Stress, der durch die Verantwortung für viele Aufgaben entsteht.

Ein wichtiger Aspekt von Mental Load ist, dass es oft unsichtbar ist. Es ist keine physische Belastung wie körperliche Arbeit, die von außen sichtbar ist. Stattdessen findet es im Kopf statt und kann von außen schwer zu erkennen sein.

  • Woher kommt Mental Load?

Mental Load entsteht oft aus einer ungleichen Arbeitsteilung zwischen Partnern oder Kollegen. Wenn eine Person mehr Verantwortung für Aufgaben hat, muss sie auch mehr mentalen Stress bewältigen. Dies kann dazu führen, dass die Person gestresster ist, weniger Zeit für sich selbst hat und möglicherweise auch weniger Zeit für andere Aktivitäten wie Hobbys und Freizeitaktivitäten.

In Familien ist Mental Load oft auf eine ungleiche Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung zurückzuführen. Frauen tragen oft mehr Verantwortung für diese Aufgaben, während Männer mehr Zeit außerhalb des Hauses verbringen. Dies führt dazu, dass Frauen mehr Aufgaben im Kopf behalten und somit auch mehr mentalen Stress haben.

Im Beruf kann Mental Load durch eine Führungsposition oder eine hohe Arbeitsbelastung verursacht werden. Wenn eine Person viele Verantwortlichkeiten hat und viele Aufgaben im Auge behalten muss, kann dies zu einem hohen Maß an mentalem Stress führen.

Wie wirkt sich Mental Load aus? Mental Load kann zu einer Reihe von negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden führen. Einige der      häufigsten Auswirkungen sind:

  • Stress und  Angst: Das ständige Überwachen von Aufgaben und das Gefühl, dass man alles im Blick behalten muss, kann zu Stress und Angst führen.

  • Erschöpfung und Burnout: Wenn man ständig mental belastet ist, kann dies zu Erschöpfung und Burnout führen.

  • Schlafstörungen: Das Gefühl, dass man alles im Kopf behalten muss, kann dazu führen, dass man schlecht schläft und Schwierigkeiten hat, abzuschalten.

  • Konzentrationsprobleme: Wenn man ständig mental belastet ist, kann es schwierig sein, sich auf  eine Aufgabe zu konzentrieren und produktiv zu sein.

  • Gereiztheit und Stimmungsschwankungen: Mental Load kann dazu führen, dass man gereizt ist und Stimmungsschwankungen hat.

In einer Familie sollten alle Bedürfnisse gesehen werden, auch die von uns Frauen. Wenn es uns nicht gut geht, geht es niemandem gut. Lange habe ich diesen Satz nicht verstanden, wuchs auf mit dem Verständnis, dass der Mann das Oberhaupt der Familie ist und die Mutter eine Art Übermensch ist, die sich nie beschwert. Wir haben gelernt, dass unsere Mütter alles irgendwie gemeistert haben, selbst wenn sie Migräne dabei hatten. Doch auch sie wurden von ihren Müttern geprägt, sind Kinder der Kriegsgeneration und durften in ihrer Kindheit keine Schwäche oder Emotionen zeigen. „Sei froh und dankbar, dass du lebst, dass es dir gut geht“, war kurz gesagt, die Devise.

Doch nun ist mit uns eine neue Generation angebrochen und wenn wir nicht Schwäche zeigen, wenn wir nicht beginnen, neue, ehrlichere Lösungen zu finden für diesen übervollen Alltag mit diesen massiven Herausforderungen die sich jeden Tag an uns richten, plus der digitalen Welt, die jeden Tag an Informationen über uns herein bricht, dann haben unsere Kinder keine guten Vorbilder in uns.

Niemand kann die perfekte Mutter sein, was das auch immer für jeden einzelnen in seiner Prägung bedeuten mag, Kuchen für jegliche Kindergarten- und Schulfeste backen, im Elternrat sein, eine Karriere besitzen, eine gut funktionierende, liebevolle Partnerschaft, ein Sozialleben, Zeit für sich allein, ein sauberes zuhause mit passender Jahreszeitendeko und dann noch ausgeglichen und ruhig und freundlich sein und abends die Kinder nicht anbrüllen.

Es liegt in unserer Verantwortung, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben. Und eine Lösung kann sein, den Mental Load, die Gedankenarbeit zu verteilen.

Wie das geht, erzähle ich im nächsten Artikel.

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