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Über Seelen im Fegefeuer und venezianische Märchen aus 1001 Nacht.

Neulich war ich endlich mal wieder in Neapel - und bin natürlich sofort in die Via San Gregorio Armeno gepilgert,  wo es alles für das Seelenheil, den Hausaltar und die Weihnachtskrippe gibt: Neben stecknadelkleinen Christkindchen, schulkindergroßen Madonnen mit riesigen Händen und Heiligenköpfen zweiter Wahl vor allem die berühmten, in campariroten Flammen zappelnden "Seelen im Fegefeuer":

 Alle aus Ton, handgeformt.

Im Fegefeuer zappelte auch Berlusconi, da war der Wunsch wohl Vater des Gedankens. Erst in dieser Woche hat Berlusconi wieder von sich reden gemacht, als er geschmackvoll, wie man es von ihm gewohnt ist, seinen Fußballspielern als Belohnung für den Sieg einen „Bus voller Nutten“ (Opens in a new window) versprach.

Durch die Via San Gregorio Armeno pilgern die Italiener natürlich vor allem, um zu sehen, wer jetzt als Krippenfigur neu hinzugekommen ist, etwa Giorgia Meloni:

Oder King Charles, die Queen und Prinz Philipp:

Roberto Savianos Eierkopf gehört schon zum Standardpersonal:

Und ein sehr aufgeblasener Berlusconi posiert neben Kim Jong Un, Macron und Renzi: 

Beppe Grillo darf natürlich auch nicht fehlen: 

Und die amerikanische Politik winkt hoheitsvoll vom Balkon: 

Der Säulenheilige schlechthin unter all den Krippenfiguren bleibt unverändert Diego Maradona,

den es hier in klein und groß, als Schlüsselanhänger und als Socke gibt:

Und wieder hatte ich das Gefühl, dass in einem Quadratmeter Neapel mehr Leben steckt als woanders in ganzen Landstrichen. 

Grund meiner Reise war eine Recherche im Jugendgefängnis von Nisida, einer Insel am Rand von Neapel, die Alexandre Dumas zu seinem „Grafen von Montechristo“ inspiriert haben soll. Nisida befindet sich an den Campi Flegrei, den Phlegräischen Felder an der westlichen Seite von Neapel. Es handelt sich dabei um nichts Geringeres als um ein Vulkanfeld, und wenn man weiß, dass sich mitten in Neapel ein Krater an den anderen reiht, betrachtet man die Landschaft mit anderen Augen: Ganze Ortschaften befinden sich mitten im Kraterkessel der Phlegräischen Felder, sogar das Stadion des SSC Neapel. Erhebungen, die man für Hügel hielt, sind Kraterränder. So auch Nisida.

Begleitet hat mich der Fotograf Yarin Del Vecchio. Wie man auf seinen Fotos sieht (Opens in a new window), gehen die inhaftierten Jungs im Sommer schwimmen, in der Bucht, die eigentlich ein Kraterkessel ist. Yarin nennt seine Arbeit über das Jugendgefängnis "unterbrochene Jugend" - es ist eine Metapher, den einer der Erzieher hier verwendet hat. 

53 Jugendliche sind zur Zeit in Nisida inhaftiert, Italiener, Rumänen und neuerdings auch viele Nordafrikaner, die aus den überfüllten norditalienischen Jugendgefängnissen nach Nisida verlegt wurden. Was mich am meisten bewegt hat, war zu beobachten, wie die Jungen versuchten, mich zum Lachen zu bringen, obwohl es für sie ja eigentlich wenig zu lachen gibt. 

Neben Schulunterricht erhalten sie hier auch die Möglichkeit, in Werkstätten ein Handwerk zu erlernen, in der Konditorei, der Bauwerkstatt oder der Keramikwerkstatt:

Wer die Jungen unterstützen will, kann das tun, indem er als Weihnachtsgeschenk ihre Keramiken im Onlineshop (Opens in a new window) kauft oder sich von ihnen einen panettone schicken lässt, den italienischen Weihnachtskuchen, der keine Chemie, aber viel Hingabe enthält, hergestellt in der Konditorei des neapolitanischen Jugendgefängnisses. von den Monelli A Pasticciare Nisida (Opens in a new window), was so viel heißt wie "stümperhafte Strolche". 

Ganz so stümperhaft sind diese Kuchen allerdings nicht, ich kann das bezeugen, denn ich habe einen davon meiner Mutter nach Deutschland mitgebracht. Sie können diese Weihnachtskuchen auch online bestellen, wie auch vieles andere mehr. Die "Monelli a Pasticciare" sind auch auf Instagram (Opens in a new window) vertreten und per WhatsApp unter +39 320 931 0789 zu erreichen.

Leser meines Buches "Als ich einmal in den Canal Grande fiel" (Opens in a new window) wissen, dass der Venezianer an meiner Seite sein Herzblut dafür gegeben hat, um Mariano Fortunys (Opens in a new window)Werk wieder zum Leben zu erwecken.

 In England, Frankreich und Amerika genießt Fortuny Weltruf, in Deutschland wissen vor allem Venedigliebhaber um die Bedeutung dieses großen Künstlers. Jetzt hat Arte einen schönen Film über Mariano Fortuny (Opens in a new window) gemacht, 

https://www.arte.tv/de/videos/112633-001-A/mariano-fortunys-venedig-aus-1001-nacht/ (Opens in a new window)

der vielleicht dazu beitragen kann, Fortunys Werk in Deutschland (Opens in a new window) bekannter zu machen. 

Und falls Sie jetzt, so kurz vor Weihnachten in Panik sind, weil Sie so wie ich noch keine Zeit hatten, Geschenke zu kaufen, gebe ich Ihnen gerne ein paar Geschenktipps, etwa für ein ganz besonderes Venedigbuch (Opens in a new window) (das ist keine Schleichwerbung, das nennt sich heute branded content) mit dessen italienischer Ausgabe (Opens in a new window) Sie auch Ihre italienischen Freunde beglücken können. 

Und wie wäre es mit einer Ehrenmitgliedschaft in Reskis Republik? Kein Gedrängel in den Geschäften, kein Kampf mit dem Geschenkpapier: ohne Versandkosten + umweltfreundlich + keine automatische Verlängerung. Zur Mitgliedschaft in Reskis Republik als Geschenk geht es hier (Opens in a new window)

Jetzt bleibt mir nichts anderes, als Ihnen frohe Weihnachten zu wünschen!

Buon Natale aus Venedig, Ihre Petra Reski

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