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#Glücklich! #Erfolgreich! Wenn Du es nicht schaffst, liegt es an Dir! Ist das so? ...

Hallo an Alle!

Jeder ist seines Glückes Schmied ... Aber stimmt das? Spielen #RAHMENBEDINGUNGEN gar keine Rolle?

Gestern hatte ich mir folgende ARTE Doku angesehen, die leider nur bis zum 29.09.2022 auf youtube verfügbar bleibt. Wenn Ihr Euch die Zeit nehmen könnt, es lohnt sich mal reinzuschauen. Glücklichsein um jeden Preis / Das Geschäft mit dem Glück:

https://www.youtube.com/watch?v=iYx4MUJSIaM (Opens in a new window)

Die Motivation unsere Firma zu gründen lag genau an diesem "gesellschaftlich verordneten Zwang zum Glück"! Es stimmt nicht, dass man nur sich ändern müsste als Allheilmittel für ALLES! Deshalb sind wir seit Jahren aktiv dabei mitzuhelfen RAHMENBEDINGUNGEN zu verändern.

Ich finde Seligman gut und ich finde es auch richtig, dass man seine Stärken kennt und sie für sich zu nutzen weiß! Auch wir haben das in unseren Programmen. Aber ich finde es eine Frechheit, wenn man Menschen einredet es würde NUR an ihnen selbst liegen, wenn etwas nicht klappt wie glücklich sein, etc.

Es gibt immer mindestens DREI Dinge, die man anschauen muss: sich selbst, die anderen und die RAHMENBEDINGUNGEN. Also den Blick auf sich selbst nicht weglassen, aber nicht NUR auf sich schauen. Sondern alles drei berücksichtigen.

Und zwar immer und egal um was es geht! Partnerschaften, Job, Glück, Erfolg, einfach alles!

Es geht mir übrigens nicht darum, dass es letztlich nicht doch so auskommen kann, dass es doch nur an einem selbst liegt. Sondern, dass man nicht von vornherein ausschließt, dass es auch an den anderen oder an den Rahmenbedingungen liegen kann. Bevor man sich festlegt, soll alles drei angeschaut werden. Und dann ist es im Ergebnis ggf. ein Mix aus allem oder nur zwei Dinge davon oder nur eins.

Also Seligman und alle Motivationstrainer will ich nicht verteufeln, aber ich finde es nicht nur unfair und unmenschlich, wenn nicht davon abgelassen wird, dass es NUR an der Person selbst liegt, sondern auch unprofessionell.

So mancher Selbstmord hätte verhindert werden können, wenn dieser Glaube sich nicht so tief festgesetzt hätte, dass es nur an einem selbst liegen kann. Auch ich habe schon Familienmitglieder verloren, weil sie nur noch den Selbstmord als Ausweg sahen. Das ist eine der Kehrseiten, wenn man gesellschaftlich so darauf pocht, dass es nur an einem selbst liegen kann.

Wenn es tatsächlich nur an einem selbst liegt, dann könnte man einem Ertrinkenden ja auch einfach nur zurufen er soll mal kurz optimistisch sein statt ihm einen Rettungsring zu geben. Und das sage ich, obwohl ich mich durchaus als optimistisch sehe und mir der Kraft von Gedanken absolut bewusst bin.

Und ich bin auch davon überzeugt, dass man beharrlich dranbleiben sollte. Trotzdem sind wir aber auch alle nur Menschen. Und wir haben nicht nur fröhliche Gefühle. Wir sind auch mal traurig oder wütend. Und das ist okay! Und das ist nicht nur okay, das ist wichtig! Traurigkeit und Wut zu unterdrücken ist genauso schädlich wie in diesen Gefühlen verhaftet zu bleiben.

Es gibt ein tolles Buch von Aljoscha Long und Ronald Schweppe: "Die 7 Geheimnisse der Schildkröte – Den Alltag entschleunigen, das Leben entdecken" indem sie einen dritten Weg aufzeigen. Eine Leseprobe dazu findet Ihr: hier (Opens in a new window)!

Ein griffiges Beispiel zum Thema der ARTE Doku ist die Inklusion!

Angeblich soll ja Teilhabe umgesetzt werden. Klienten mit einer Behinderung hatten dazu u. a. staatlich gefördertes Lachyoga bekommen, damit sie besser in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können ... Das ist eine Frechheit! Lachyoga ist ne tolle Sache zum Stressabbau, aber ein Arbeitssuchender braucht kein Lachyoga, sondern eine Arbeitsstelle.

Wenn ich möchte, dass alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, dann muss man ganz konkret die RAHMENBEDINGUNGEN ändern. Sei es Arbeitsplätze entsprechend zu gestalten oder dass Aufzüge an Bahnhöfen funktionieren. Städte müssen barrierefrei sein. Menschen mit psychischer Erkrankung, mit Seh- und Hörbehinderung, usw. müssen mit bedacht werden.

Ich weiß, dass ist teuer und aufwendig, aber dann haben die 10 % der Bevölkerung (in D' 8.000.000 Menschen) die eine Behinderung haben eine Chance teilhaben zu können. Wenn man im Rolli sitzt und der Aufzug funktioniert nicht, dann macht man halt nen bisschen Lachyoga. Oder was? ... Und danach funktioniert der Aufzug wieder und falls doch nicht hat man zumindest ein Lachyogalächeln im Gesicht ... Oder wie? Sorry! Aber wenn man nicht schon ganz resigniert hat, dann ist man in so einem Moment sauer. Zu Recht!

In Trauer steckt Feinfühligkeit und in Wut steckt Power! Wir nutzen diese Feinfühligkeit und Power, um aktiv mitzuhelfen RAHMENBEDINGUNGEN menschenfreundlicher zu gestalten!

Ich habe das Wort RAHMENBEDINGUNGEN nun extra jedes Mal hervorgehoben! ;) In der ARTE Doku wird es erst am Ende einmal genannt, aber zum Glück wird es gesagt! Da mir die Diskussionen um RAHMENBEDINGUNGEN immer zu kurz kommen, habe ich sie hier besonders hervorgehoben.

Wie gehst Du vor?

Schaust Du nur auf Dich, wenn etwas nicht funktioniert oder schaust Du auch auf die anderen und auf die RAHMENBEDINGUNGEN?

Herzliche Grüße

Bettina

P.S.: Hier noch der Text der Videobeschreibung zum nachlesen, wenn das Video ab dem 30.09.2022 nicht mehr aufgerufen werden kann, ist auch dieser nicht mehr abrufbar:

Hinter dem gesellschaftlich verordneten Zwang zum Glück steht eine ganze Industrie. Die sich in unserer Gesellschaft immer weiter verbreitende Selbstoptimierungs-Ideologie schürt den Kult des Optimismus, der Resilienz und der persönlichen Leistung. Doch macht Selbstoptimierung wirklich glücklich? Und was steckt hinter einer solchen glücksbesessenen Gesellschaft?

Glück wird heutzutage allerorts zur Schau getragen. Es präsentiert sich in Bestsellern, Managementberatungen, Selbstoptimierungs-Apps und personalisierten Coachings. Von der legendären spirituellen Lehrerin Lise Bourbeau über den Star der Persönlichkeitsentwicklung Anthony „Tony“ Robbins bis zur Aufräumexpertin Marie Kondo ist das Glück vor allem eine Industrie, die Milliarden von Euros generiert und Millionäre hervorbringt.

Unter den vielen Bedeutungen des Wortes „Glück“, die die Geschichte hervorgebracht hat, beinhaltet die uns heute verkaufte Variante ganz besondere Werte: das eigene Ich finden, die innere Kraft stärken, Resilienz beweisen, negative Gefühle unterdrücken und Optimismus entwickeln. Die plausibel klingenden Rezepte aufdringlich lächelnder Coaches verbergen eine historisch gewachsene Denkrichtung, eine Ideologie: die Glorifizierung der persönlichen Leistung und der Willenskraft – ein tief in der Geschichte des US-amerikanischen Liberalismus verankertes Ideal, verkörpert im Mythos vom Selfmademan. Das aktuelle Ideal von Glück vermittelt die Überzeugung, ein schönes Leben winke denen, die es sich verdient haben.

Doch während sich diese Ansicht heute in pädagogischen und politischen Programmen niederschlägt, spricht das reale Leben eine andere Sprache: Der Konsum von Antidepressiva erhöht sich ständig, Depressionen und Burn-outs nehmen zu, der Arbeitsmarkt führt zu immer höheren Belastungen.

Dieser starke Gegensatz zwischen dem Glücksgebot und der allgemeinen Niedergeschlagenheit regt zum Nachdenken an. Ist das Streben nach Glück Ausdruck einer vollkommenen Gesellschaft, die sich endlich um das Wohlbefinden der Menschen kümmert? Oder ist es die Maske eines depressiven Syndroms, einer Gesellschaft, die den Optimismus nur zwangsweise verordnet?

Was sich hinter der aktuellen Glücksbesessenheit verbirgt, erhellt dieser investigative Dokumentarfilm anhand der gegensätzlichen Positionen von Christophe André, Eva Illouz, Martin Seligman, Julia de Funès, den Begründern und Verbreitern dieser Bewegung, der es scheinbar um das Glücklichsein um jeden Preis geht, sowie deren Kritikern.

Dokumentarfilm von Jean-Christophe Ribot (F 2022, 88 Min)

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