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Bienenschutz ist Greenwashing

... zumindest die Art Bienenschutz, die von Imkerei-Unternehmen gern an andere Unternehmen verkauft wird, die dann diverse Zertifikate und ihre Bienenstöcke öffentlichkeitswirksam in die Kamera halten.

Und damit willkommen zur neusten Ausgabe von SCHREIBERS NATURARIUM und ja, das hier wird ein bisschen wütend, weil es um ein Thema geht, das mir sehr am Herzen liegt, das mich schon seit Jahren aufregt und über das ich schon lange schreiben will, wozu ich aber irgendwie immer zu wütend war: Um das sogenannte "Bienensterben". Deshalb wird dieser Newsletter ein Rant und ich werde ein paar Fragen beantworten:

Ist die Biene gefährdet?

"Bienensterben stoppen", "rettet die Bienen", "Bienenschutz" – das klingt ja erst einmal gut und vernünftig. Nur die Frage ist: Ist Biene gleich Biene? Und was genau ist das Bienensterben?

Mit dem "Bienensterben" bezeichnet man eigentlich nur die Probleme, die die industriell genutzte Honigbiene hat, und diese Probleme sind menschengemacht. Hier sprechen wir zum Beispiel vom Befall der Bienenstöcke durch die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe. 

Dieser Parasit wurde durch die Zucht immer effizienterer Bienenrassen und ihr Versenden durch die Welt von Asien ausgehend über die ganze Welt verteilt. Varroa-Milben ernähren sich von der Hämolymphe, also dem "Blut" von Bienen und ihren Larven. In Deutschland kommt es deshalb vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu seuchenartigem Bienensterben, ungefähr 10-15 Prozent der Bienenvölker hierzulande gehen jedes Jahr an den Folgen der Varrose (=Infektion eines Volks mit diesen Parasiten) zugrunde.

Für die Imkerei ist das unschön, für die Honigbienen selbst noch mehr, doch: Nein, die Honigbiene ist nicht vom Aussterben bedroht. Nein, auch nicht durch die Varroa-Milbe oder sonstige Krankheiten. Den Honigbienen geht es insgesamt vom Bestand her extrem gut.

Die Probleme, die immer wieder zum Sterben von durch die Imkerei genutzten Bienenvölkern entstehen, sind einfach klassische Probleme in der Haltung eines landwirtschaftlichen Nutztieres – und nur von wirtschaftlicher Relevanz, und zwar für die Imker.

What, die Biene ein landwirtschaftliches Nutztier?

Japp, wie heißt es so schön: Klingt komisch, ist aber so. Die in der Bienenwirtschaft verwendete Honigbiene ist ein durch gezielte Zucht und auch Kreuzungen mit anderen Bienenarten genetisch verändertes Nutztier. Unsere heimische Dunkle Honigbiene Apis mellifera ssp. mellifera ist in der freien Natur in ihrer ursprünglichen Form eigentlich schon längst ausgestorben. Es gibt verwilderte Honigbienenvölker in der Natur, ja, aber das ist eben nicht mehr die ursprüngliche Form. 

Die in der Imkerei verwendeten Bienenrassen sind gezielt gezüchtete Hochleistungsrassen, die vor allem auf hohen Honigertrag, Verlust des Schwarmtriebs und geringe Aggressivität gezüchtet wurden – ein Beispiel dafür ist die Buckfast-Biene.

In Deutschland haben wir über 550 Wildbienenarten, von denen ungefähr die Hälfte kurz vor dem Aussterben steht.

Wildbienen leiden – wie die meisten anderen Insekten auch – unter massiven Habitats- und damit auch Nistplatzverlusten, unter Landversiegelung und Flurbereinigung (Zusammenlegung von landwirtschaftlichen Arealen und Vernichtung der Pufferzonen dazwischen), unter der intensiven Turbolandwirtschaft und der damit verbundenen Nahrungsknappheit und dem steigenden Konkurrenzdruck.

Auf dem Foto: Eine Honigbiene teilt sich eine Blüte mit mehreren anderen Bestäubern

Machen sich Honigbiene und Wildbiene Konkurrenz?

Leider ja. Unsere moderne Kulturlandschaft ist geprägt durch intensive Landwirtschaft mit Pestiziden, sich bis zum Horizont erstreckende Monokulturen und eine extreme Blütenarmut und  geringe Diversität.  Ich habe mal bei GoogleMaps geschaut, den Modus "Satellitenbild" eingeschaltet und bin mal ins Hamburger Umland rübergezoomt. Das sieht dann so aus:

Kilometerweit erstrecken sich hier gewaltige Äcker, zwischen denen hier und da mal ein Baum steht. Blühstreifen gibt es kaum. Stell dir mal vor, du wärst eine 4 mm kleine Sandbiene auf Nahrungssuche und fliegst umher, um endlich mal eine Blühpflanze zu finden. Dann findest du eine Blüte, auf der sitzt aber schon eine fast 2 cm große Honigbiene – gegen die du dich jetzt irgendwie durchsetzen sollst. Da hast du natürlich keine Chance. Nicht gegen sie, und auch nicht gegen ihre 20.000-50.000 Schwestern, die einen einzigen Bienenstock ausmachen.

Eine Studie, die 2021 an der LMU München von Prof. Dr. Susanne Sabine Renner et. al. in einem botanischen Garten in München durchgeführt wurde, hat ausschließlich negative Effekte beobachtet, die Honigbienen auf die dort vorkommenden Wildbienen haben. Sie haben ihren wilden Cousinen tatsächlich die Nahrung weggeschnappt, und das an allen möglichen Blütenarten. 

Auszüge aus den Studienergebnissen:

"(...) dass sich der höhere Ressourcenverbrauch der Honigbienen in den Monaten Mai, Juni und Juli 2020 im Vergleich zu 2019 negativ auf das Auftreten von Wildbienen bei der Futtersuche auswirkte, deckt sich mit Belegen dafür, dass sich das experimentelle Hinzufügen von Honigbienenvölkern negativ auf Hummeln auswirkt, die sich bei der Ressourcennutzung mit Honigbienen überschneiden."

und

"Die meisten europäischen Wildbienen sind auch viel kleiner als Honigbienen und haben kurze durchschnittliche Flugdistanzen (Hofmann et al. 2020), was ihre Fähigkeit zur Vermeidung von Konkurrenz durch die Futtersuche an weiter entfernten Pflanzenbeständen weiter einschränkt"

Honigbienen haben ziemlich viele Skills und damit Vorteile, die Wildbienen und auch kleine Wespen, Fliegen, Käfer & Co. nicht haben. Damit du eine bessere Übersicht hast, vergleiche ich hier jetzt mal Honig- und Wildbiene. Die Einflüsse treffen aber auch auf andere bestäubende Insekten zu:

  • Die schiere Individuenzahl. Honigbienenvölker, die durch Imker:innen betreut werden, bestehen aus 20.000-50.000 Einzelbienen, und meistens haben Imkereien mehrere Völker – zum Teil sind das dann mehrere Millionen Bienen an einem oder 2-3 Standorten. Im Vergleich dazu leben viele Wildbienen solitär, also einzeln, und versorgen eine Handvoll Larven. Es gibt auch staatenbildende Wildbienen, Hummelvölker können bei manchen Arten 50-200 Individuen bilden, in wenigen Ausnahmefällen sind es 600. Im Vergleich zum Honigbienenvolk nebenan ein Witz.

  • Honigbienen sind Generalisten und können sich an den meisten Blüten gütlich tun. Unter den Wildbienenarten gibt es rund 30 % Nahrungsspezialistinnen, die sich auf eine bestimmte Pflanzenfamilie oder sogar Pflanzengattung festgelegt haben – von den anderen Insekten fange ich jetzt gar nicht erst an. Werden diese Pflanzen jetzt von tausenden Honigbienen abgeweidet, kann es passieren, dass diese spezialisierten Wildbienenarten in einem Areal aussterben, weil sie nicht mehr genug Nahrung für sich und ihre Brut finden.

  • Honigbienen werden vom Imker versorgt, während Wildbienen auf sich gestellt sind. Das bedeutet auch, dass Honigbienen, wenn ein Areal abgeweidet ist, woanders hingefahren werden, um dort auszuschwärmen und die frische Tracht (=Bienenfutterpflanzen) abzuernten. Wildbienen sind standortgebunden, also: Wenn nichts mehr zum Essen da ist, sterben sie. Außerdem bekommen Honigbienen einen Nistplatz gestellt, während Wildbienen extrem unter Druck stehen, irgendwo noch einen Nitzplatz zu finden, da es nur noch wenig Totholz und ähnliches in unseren Kulturlandschaften gibt.

  • Honigbienen haben einen enormen Flugradius. Um Blüten zu finden, fliegen sie 1-3 Kilometer weit, in manchen Fällen suchen sie sogar 10 Kilometer vom Stock entfernt nach Tracht. Wildbienen hingegen haben meist eine sehr geringe Reichweite von 50-200 Meter um das Nest herum. Auch hier wieder: Wenn es kein Futter mehr gibt, gibt es eben keine neue Bienengeneration.

  • Die Honigbiene hat einen sehr hohen Organisationsgrad, verglichen mit Wildbienen. Es gibt Kundschafterinnen, die das Nahrungsangebot der Gegend in Erfahrung bringen und die besten Futterstellen suchen, andere wiederum versorgen den Nachwuchs, usw. Wildbienen sind hingegen komplett auf sich allein gestellt, auch bei der Versorgung der Brut. 

Die Honigbiene ist jetzt nicht die einzige Ursache dafür, dass Wildbienen und andere Bestäuber aussterben, doch sie trägt zur Verschärfung der Situation bei.

Ist die Imkerei also kein Naturschutz?

Nein. Das bedeutet nicht, dass alle Imker:innen verantwortungslos handeln. Es gibt auch dort Menschen, die verantwortungsvoll Bienen halten und sich auch für Naturschutzthemen stark machen und dafür sorgen, dass sie ihre Bienen selbst ernähren können. Die Imkerei selbst ist jedoch per se keine Naturschutzmaßnahme, sondern gehört genau genommen zu den landwirtschaftlichen Landnutzungsformen.

Da ich selbst keine Imkerin bin, hole ich hier mal jemanden dazu, der hier auch noch einen tieferen Einblick hat: einen Imker, hehe. Moritz (Opens in a new window) imkert schon seit einigen Jahren und ihm wurde in letzter Zeit bewusst, dass es durchaus berechtigte Kritik an der Imkerei gibt.

Moritz, bei deiner Ausbildung zum Imker: Was wurde dir da zu den Themen Biodiversität und Naturschutz beigebracht?

Zu Biodiversität haben wir eigentlich gar nichts gelernt. Was wir gelernt haben: Dass man eben darauf achten soll, die Bienen nicht auf dem freien Feld aufzustellen zwischen Mais und Getreide, da sie dort nichts finden. Was auch gelehrt wurde war, dass man nicht mehr als 10 Wirtschaftsvölker an einen Ort stellen solle, da die Völker dann untereinander in Konkurrenz träten. Dass diese Konkurrenz dann logischerweise auch zu anderen Insekten besteht, war kein Thema, es geht bei der Ausbildung hauptsächlich um Erträge und ihre Steigerung. Ich habe mich selbst auch erst nach Jahren wirklich damit auseinandergesetzt, als ich durch kritische Artikel aus der comfortzone geholt wurde.

Hast du das Gefühl, dass bei anderen Imker:innen das Bewusstsein dafür da ist, dass sie eine Form der Landwirtschaft betreiben?

Ich glaube nicht so richtig. Wenn, dann durch die Anmeldung der Bienen beim Veterinäramt. Und wenn man sich mit dem Verkauf von Honig beschäftigt und auch eine richtige Rechnung schreiben will, stellt man vielleicht fest, dass man „Urproduktion“ betreibt und dass das zur Landwirtschaft gehört. 

Ich habe das alles selbst auch lange eher belächelt und locker gesehen. Ich glaube eher, dass viele Imker:innen das Verständnis haben, der Landwirtschaft „zuzuarbeiten“ – schließlich werden ja auch teilweise von Landwirten Bestäubungsprämien gezahlt. Zumal denkt man ja bei Landwirtschaft an große Felder und nicht an einen kleinen Garten, in dem ein paar Bienenkästen stehen. Es wird ja auch gerne mit den Zahlen gespielt, wie viel Wert die Bestäubung hätte, und um welchen Faktor dieser die möglichen Erträge durch Honigverkauf übersteige.

Welche Probleme gibt es noch durch die Imkerei?

Es gibt immer wieder Imker:innen, denen Naturschutz komplett egal ist. So etwas sieht dann so aus:

Da der Imker seine Bienen nicht ins Naturschutzgebiet stellen darf, stellt er sie eben an den Zaun, sodass die Bienen dennoch das Naturschutzgebiet abweiden.  Das ist ein bisschen so, als würde man einfach seine Rinder da hineintreiben und weiden lassen – was für eine absurde Ich-Bezogenheit. Leider gibt es sehr viele solcher Negativbeispiele.

Ebenfalls problematisch: Oben habe ich erwähnt, dass Imker:innen ihre Bienenstöcke versetzen, wenn ein Gebiet nicht mehr genug Nahrung bietet. So können riesige Areale mit Honigbienen geradezu überflutet werden. Ich halte mich deshalb fern von Sortenhonig. Bei Rapshonig ist zB klar, dass da Bienenstöcke an Rapsfelder gefahren werden, zum Teil sind das ganze LKWs voll, es ist absurd. Die Bienen weiden dann alles im Umkreis von 3 Kilometern ab – aber nicht nur den Raps, sondern auch die sowieso schon rar gesäten Blühstreifen dazwischen, die eigentlich den dort lebenden wilden Insekten zur Verfügung stehen sollten. 

Das sieht dann übrigens so aus, hier ein Beispiel aus den USA, und bei Galileo findet man das anscheinend toll, keine Ahnung:

https://www.youtube.com/watch?v=0eozDVsJrPM (Opens in a new window)

Wusstest du übrigens, dass es früher gängig war, dass Imker:innen wilde Honigbienenvölker, die sie in ihrem Umkreis entdeckt haben, vernichtet haben? Damit sie keine Konkurrenz zu ihren eigenen Industriebienen ausbilden. So bitter. So viel zu Imkerei = Artenschutz. Versteht mich nicht falsch: Viele Imker:innen betreiben parallel Naturschutz und kämpfen auch für mehr Blühstreifen und Co. – es gibt aber eben leider auch viele Negativbeispiele, und um die geht es hier im Newsletter.

Welche Tiere sind denn nun gefährdet?

Die Insekten als Ganzes. Ich habe in der vorletzten Ausgabe dieser Kolumne (Opens in a new window) mit dem Insektenforscher Thomas Hörren gesprochen, der über sein Forschungsprojekt von 2017 erzählt hat. Dort kam heraus, dass die Insektenbestände in den untersuchten Gebieten um rund 70-80 Prozent zurückgegangen sind. 

Und was hat das alles nun mit Greenwashing zu tun?

In den Zeiten von Klimakrise und Biodiversitätsverlusten möchten sich viele Unternehmen einen grünen Anstrich geben. Sehr beliebt dabei ist das Aufstellen von Bienenstöcken auf den Dächern von Unternehmen oder sonstwo in der Stadt – und uff ey, gerade in der Stadt! Da, wo heimische Insekten sowieso alles zubetoniert finden und es sehr schwer für sie ist, über das ganze Jahr verteilt ein ausreichendes Nahrungsangebot zu finden. Gerade da stellt man Kästen mit insgesamt 100.000 oder mehr Konkurrentinnen auf, es ist so absurd.

Die Gründe für diese Maßnahmen sind vielfältig. Viele Menschen denken wirklich, es gebe ein "Bienensterben" bei der Honigbiene, dabei sind das durch Intensivlandwirtschaft verursachte Probleme, die Auswirkungen auf die Honigbiene haben, ja, die jetzt aber nicht zum Untergang unserer Welt führen werden. Es gibt genug andere Bestäuber, die sich, wenn die Honigbiene nach und nach verschwände, ebenfalls nach und nach wieder stärker ausbreiten würden und ihren Job übernähmen. Auch Nahrungsspezialisten hätten dann wieder eine Chance. Es gibt keine Pflanze, die auf die spezifische Bestäubung durch die Honigbiene angewiesen ist. In den letzten paar Millionen Jahren kam die Natur sehr gut ohne endlos viele komplett übertrieben große, künstlich gezüchtete Bienenvölker klar – und das wird sie auch weiterhin.

Nur wissen das viele nicht. Manchen Unternehmen ist egal, was sie da anrichten, andere wiederum glauben eben bestimmten Lobbygruppen, dass es ganz toll für den Naturschutz sei, ein Bienenvolk aufzustellen. Ich meine ist ja auch eine schöne Sache, man hat das Gefühl, wieder stärker im Kontakt mit der Natur zu stehen, fühlt sich erst einmal richtig an, auch, wenn es Unsinn ist. Und viele andere Unternehmen spekulieren darauf. 

Aktuelles Beispiel: Auf Instagram habe ich durch Thomas Hörren (Opens in a new window)mitbekommen, dass mein regionaler Radiosender Radio FFH wohl mit einem Unternehmen namens "Businessbienen CSR" eine Millionen Bienen in Bienenstöcken irgendwo aufgestellt hat, um die "Bienen zu retten" und die "Natur zu schützen". Ich weiß nicht, ich als Radiosender wäre vielleicht schon bei dem Namen stutzig geworden, aber whatever.

Jedenfalls hat mich das ziemlich aufgeregt, ich gebe es zu, und ich habe ein Antwort-Reel gemacht:

(Link) (Opens in a new window)

Dann habe ich mir das Unternehmen genauer angesehen:

Man sieht hier, dass hier Bienenstöcke irgendwo aufgestellt werden, damit sich andere Firmen ein "Medienpaket Gold" und diverse Zertifikate holen und damit als "Bienenretter" auftreten können. Es geht hier also vornehmlich um PR und Geld.

Dann habe ich mich gewundert: Der Account hat knapp über 3.000 Follower, wie kann es sein, dass fast 2.000 Leute einen so "spannenden" Beitrag wie Infos über ein Medienpaket liken, und das nach 19 Stunden? Habe es mir also mal alles genauer angeschaut und dann gesehen: Sowohl Likes, als auch Follower sind hauptsächlich obskure Fakeaccounts, vermutlich einfach gekauft. 

Keine Ahnung, wer diese Leute sind. Keine Ahnung, was deren Background ist. Keine Ahnung, ob jemand von denen das Wort "Naturschutz" auch nur mal gegooglet hat. Aber was ich weiß: Durch solche komplett bescheuerten Firmen und diese moderne Idee eines Naturschutz-Ablasshandels mit irgendwelchen kruden Zertifikaten ist nicht nur albern und nervig, sondern trägt ganz konkret dazu bei, dass sich die Biodiversitätsprobleme in unseren Landschaften und Städten verschärfen.

Also: Bitte hört auf, Bienenstöcke irgendwo aufzustellen, um "Naturschutz" zu betreiben. Imkerei ist kein Naturschutz per se. Die Honigbiene ist nicht bedroht. Außer Honig, bisschen Presse und weniger Biodiversität kommt da nichts bei rum!

Und an die Medien: Bitte hört auf, immer Imker:innen vor die Fernsehkameras zu zerren, wenn ihr Beiträge zu bedrohten Insekten, Wildbienen oder sonst etwas macht. Das ist so sinnvoll, wie einen Geflügellandwirt zu interviewen, wenn es um bedrohte Vogelarten geht.

Ich könnte hier echt noch mehr erzählen, mit noch mehr Studien und allem kommen, mit Negativbeispielen und allem, aber ich denke, das reicht jetzt erst einmal, sonst wird diese Ausgabe 5 Kilometer lang. Und wie gesagt: Es geht hier nicht um Tante Erna, die in ihrem wild blühenden Garten einen Bienenstock hat, was alles fein ist, go for it, ist ja an und für sich ein schönes Hobby. Es geht um die "anderen".

Und ja, dieses Mal war sie nicht wholesome und lieb, aber ich kann und werde bei sowas einfach nicht den Mund halten. Ich hänge mich so für Naturschutz rein, bin in Verbänden Mitglied, bemühe mich auf allen möglichen Kanälen, über diese Theman aufzuklären, mache sogar jetzt Ausbildungen, um noch mehr im Naturschutz machen zu können – und dann kommt ein Unternehmen, stellt irgendwo ein Bienenvolk auf und ruft ICH BIN JETZT NATURSCHÜTZER und alle klatschen. Uff. I can't even ...

Aber JA ICH BIN JETZT FERTIG MIT DEM THEMA. Also hier. Für jetzt. Ehem.

Und sonst so?

  • Habe euch hier etwas (Opens in a new window)über die Stockwerke des Waldes erzählt

  • Mein Lieblinsgmensch hat jetzt auch eine Newsletter-Kolumne: Wissenschaft in Ballbesitz. (Opens in a new window) Bei ihm geht es auch um Wissenschaft, aber um die hinter Fußball. Wenn du also ein Herz für Wissenschaftskommunikation mit Ballgefühl hast: Lasst dort gern ein Abo da und dich überraschen!

  • Ich habe mal wieder auf Netflix die Doku "David Attenborough – Mein Leben auf unserem Planeten" gesehen und finde, die sollte jede:r mal gesehen haben. Also falls du ein Streaming-Abo hast: Unbedingt anschauen! Hier findest du den Trailer, der ist aber auf Englisch:

https://www.youtube.com/watch?v=64R2MYUt394&t=2s (Opens in a new window)

So, das war es. Ich hoffe, du liest trotz des Wut-Newsletters heute die nächste Woche wieder rein. Falls du es kannst und willst und findest, dass dieser Content etwas wert ist, würde ich mich sehr freuen, wenn auch du mich auf Steady unterstützt – ich bezahle damit meine Naturschutzausbildungen usw. Du bekommst dann 4 statt 2 dieser Geschichten im Monat in dein Postfach, und die Wale können sogar mindestens einmal im Jahr digital mit mir in den Wald kommen, oder es gibt eine kleine, lustige Biostunde.  Es geht schon für den Betrag eines Kaffees im Monat los! :)

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Ciaoi Jasmin

PS: Hier bin ich neben einem Baum mit einem unfassbar beeindruckenden Wurzelwerk. Schau dir das an, Hammer, oder? 

Quellen:

Meixner, M. D., Pinto, M. A., Bouga, M., Kryger, P., Ivanova, E., & Fuchs, S. (2015). Standard methods for characterising subspecies and ecotypes of Apis mellifera. Https://Doi.Org/10.3896/IBRA.1.52.4.05, 52(4), 1–28. https://doi.org/10.3896/IBRA.1.52.4.05

Renner, S. S., Graf, M. S., Hentschel, Z., Krause, H., & Fleischmann, A. (2021). High honeybee abundances reduce wild bee abundances on flowers in the city of Munich. Oecologia, 195(3), 825–831. https://doi.org/10.1007/S00442-021-04862-6

Goulson, D. (2002). Effects of Introduced Bees on Native Ecosystems. Annual Review of Ecology Evolution and Systematics , 34, 1–26. https://www.researchgate.net/publication/228396672_Effects_of_Introduced_Bees_on_Native_Ecosystems

BUSINESS BIENE auf Instagram: Screenshot vom 08.05.2022, Beitrag vom 07.05.2022. . Retrieved May 8, 2022, from https://www.instagram.com/p/CdQ4cIrKzV3/

Tweet von Thomas Hörren vom 13. März 2022. . Retrieved May 8, 2022, from https://twitter.com/thoerren/status/1502893393403383808

Wojcik, V. A., Morandin, L. A., Davies Adams, L., & Rourke, K. E. (2018). Floral Resource Competition Between Honey Bees and Wild Bees: Is There Clear Evidence and Can We Guide Management and Conservation? Environmental Entomology, 47(4), 822–833. https://doi.org/10.1093/EE/NVY077

Infos zur Dunklen Honigbiene: 

https://dunkle-biene-erzgebirge.de/apis-mellifera-mellifera-unsere-vergessene-einheimische-honigbiene/#:~:text=Die%20Dunkle%20Biene%20war%20jahrhundertelang,1975%20in%20Deutschland%20als%20ausgestorben. (Opens in a new window)

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