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Hinckeldey 

Der am 1. September 1805 im heutigen Thüringen geborene Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey trat nach dem Jurastudium in den preußischen Staatsdienst ein, bevor er am 16. November 1848 Polizeipräsident von Berlin wurde. Man suchte zu diesem Zeitpunkt einen „starken Mann“ und fand in Hinckeldey einen „Hardliner“, der bekannt dafür war, rücksichtslos durchzugreifen. Es gelang ihm allerdings nur in einer Nacht und Nebelaktion sein Amt anzutreten, denn Demonstranten hatten die Zugverbindung nach Berlin blockiert. Sein Ruf war ihm offensichtlich vorausgeeilt.

Hinckeldey wurde vom von Umsturzängsten geplagten König Friedrich Wilhelm IV protegiert und ging streng gegen liberale Anwandlungen vor. Sein Aufstieg und sein großer Einfluss auf den König war den Hofschranzen jedoch ein Dorn im Auge. Dort fädelte man eine Intrige ein um Hinckeldey aus dem Weg zu räumen.

Der preußischer Gutsbesitzer, Politiker und gute Pistolenschütze Hans von Rochow wurde dazu auserkoren dies zu tun. Er beleidigte Hinckeldey als „amtlichen Lügner“ und da in jener Zeit ein strenger Ehrenkodex galt, fühlte sich Hinckeldey genötigt in die Falle zu gehen. Hätte er die Beleidigung widerspruchslos akzeptiert oder nur verbal protestiert, wäre seine Stellung in der Öffentlichkeit wahrscheinlich unhaltbar geworden. Hinckeldey tappte also wie gewünscht in die Falle und forderte von Rochow zum Duell. Wohl war ihm dabei allerdings nicht, aber er hoffte bis zuletzt, dass der König, dem er so gut gedient hatte, intervenieren und das Duell verbieten würde, denn erlaubt war das offiziell natürlich nicht.

Der Herausgeforderte durfte nach den damaligen Gepflogenheiten die Waffen wählen und wählte selbstverständlich die Pistole. Es war allgemein bekannt, dass Hinckeldey kurzsichtig und kein besonders guter Schütze war. Angeblich hielt Hinckeldey noch am Morgen des Duells ängstlich Ausschau nach einem Adjutanten Friedrich Wilhelms, der das Duell hoffentlich untersagen würde. Er wartete vergebens.

Der König wollte sich offenbar keine Blöße geben und opferte seinen Untertanen.

Es kam so wie es kommen musste und wohl auch kommen sollte. Hinckeldey fiel nach dem zielsicheren Schuss tot um. Sein Gegner blieb unverletzt stehen. Der Überlebende wurde danach zu vier Jahren Festungshaft verurteilt, was vor allem als Strafe für politische Taten vorgesehen war. Seine Ehre war dadurch aber nicht beeinträchtigte und er wurde vom König nach einem Jahr wieder begnadigt. König Friedrich Wilhelm IV, der auch von der Intrige ahnte, meinte danach:

„Der arme Hinckeldey, er ist um Mich gestorben.“

Der nur 50 Jahre alt gewordene Hinckeldey wurde mit allen Ehren begraben. Dem Trauerzug schlossen sich rund 100 000 Bürger Berlins an, was erstaunlich war, denn zuvor war er nicht sonderlich beliebt gewesen.

Sein Grab befindet sich auf einem Friedhof an der Prenzlauer Allee. Ein steinernes Kreuz, das an das Duell erinnern soll, steht auch heute noch in der Nähe des Duellortes im Volkspark Jungfernheide in Charlottenburg.

 

 

Ernst Reuß

Topic Berlin

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