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#2 Warum hinterfrage ich mich ständig, während andere unverwundbar scheinen?

Der Trigger

Beim Fußballturnier letzten Samstag sitze ich neben einer Mama, die ich schon lang vom Sehen kenne und freue mich, dass wir ins Gespräch kommen. Mein soziales Umfeld baut sich aktuell neu auf der Insel auf. Nachdem meine Freundin Malou zurück nach Deutschland ist und sich andere Bekanntschaften wieder aufgelöst haben, freue ich mich über neue Kontakte. Versuche es aber nicht krampfhaft anzugehen.

Wir sitzen also nebeneinander, während unsere Jungs spielen, sie erzählt mir von ihrer Schwangerschaft, ich beglückwünsche sie und sage, was ich immer sage, wenn jemand ein drittes Kind bekommt: “Ich freu mich so sehr, wenn der Club größer wird und andere genauso irre sind.” Wir lachen beide und beginnen über die Zeit mit zwei Kindern zu sprechen.

Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe – vorm Schultor, nach dem Abholen, ich weiß es bis heute, weil ich mich immer an “Gleichgesinnte” immer erinnere – sah ich, wie ihr jüngster Sohn immer weiter weglief, sie ihn immer lauter rief, sie seit einer gefühlten Ewigkeit loswollte, der andere weit weg Fußball spielte und ich innerlich lachend dachte „noch eine mit zwei Jungs, die nicht hören“.

Diese Mama sitzt jetzt neben mir und sagt, dass sie unheimlich stolz drauf ist, dass ihre Jungs sie respektieren und auf sie hören. Dass sie sehr streng ist, andere das manchmal kritisieren, aber es für sie das Richtige ist und es funktioniert.

Die Gedanken

Ich begreife schnell, dass sie nichts Kritisches über sich sagt. Aber dass sie davon überzeugt ist, dass ihre Jungs gut hören und ihre Auffassung so gar nichts mit dem zu tun hat, was ich bei ihr sehe, lässt mich stocken.

Als Jungsmama weiß ich, dass das das große Ziel ist – dass sie uns respektieren und im besten Fall immer hören. Weil man es in der Pupertät, auch schon in der davor nicht mit großen, starken, ignoranten Typen, die dich überrennen, zu tun haben will. Diese andere Mutter denkt also, das bereits erreicht zu haben, während es aus meiner Sicht ganz anders aussieht …

Ist eine komplett positive ausgelegte Darstellung nach außen Fassade oder echtes Selbstbewusstsein? Ist es im Kontext eines Fußballturniers oder vorm Schulhof, im Park, auf dem Spielplatz ect erstrebenswert? Ich bin mir nicht sicher. Stelle fest: ich scheine nur das Negative zu betonen und null das Bedürfnis zu haben, Positives mit anderen zu teilen. Warum sonst bin ich gerade so irritiert? Oder hat es nichts mit mir zu tun, sondern ist rational damit zu erklären, dass ich sie dabei ertappt habe, Bullshit zu erzählen, das aber obviously ihr Schutzschild ist.

Die Emotionen

Ich fühle mich während des Gesprächs und danach problembehaftet. Minderwertig. Obwohl ich selbst ja weiß, was gut läuft bei mir, erzähle ich es nicht, warum nicht? Ich stelle mich in Frage und werde innerlich unruhig. Ich bin quasi von mir selbst getriggert, aber nicht vom Verhalten der anderen Person.

Meine Interpretation

In meinen neun Jahren Mamasein bin ich oft erstaunt darüber, wie unterschiedlich die eigene Wahrnehmung und Perspektive über uns selbst bei uns Müttern sein kann.

In meinem Kopf pulsiert die Frage: Warum erzähle ich beim “Smalltalk” Selbstkritisches und andere nicht?

Ist es eine Norm, nach außen "alles im Griff" zu haben, die mir nicht vertraut ist? Ist die gesellschaftliche Erwartung, „die perfekte, glückliche Mutter“ zu sein, a real thing und wenn ich das auch endlich nach außen leben würde, wären da keine Selbstzweifel mehr? Oder ist meine Konsequenz, keine Gespräche mit anderen Müttern führen zu können? Gibt es einen glitzernden Mittelweg?

Was meine Therapeutin sagt

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