Liebe Arbeitsverweigerinnen,
„The Bleeding Overachiever“ ist das Gegenteil von dem, was dir auf LinkedIn passiert. Bei uns gibt es kein Sektchen zum Firmenjahresjubiläum, keine Tipps für's Bewerbungsgespräch – und kein schlechtes Gewissen, wenn du am Ende des Jahres keinen Meilenstein zu verkünden hast.
Wir verzichten auf Self-Help-Literatur, die uns zwar gutgemeinte Glaubenssätze vermittelt ("DU BIST GENUG!") – aber in der Analyse nicht dort ansetzt, wo das Unglück vieler wirklich anfängt: Im Leistungsdruck der Schule und Universität, und später in der Arbeit gegen Geld für andere.
Statt unsere Körper weiter zu quälen, um stumpfe KPIs abzuhacken, sagen wir: Es wird Zeit, das patriarchale Arbeitsmodell abzuschaffen!
Obwohl 75 % aller Personen im gebärfähigen Alter in der zweiten Zyklushälfte körperliche und/oder psychische Veränderungen bei sich wahrnehmen, gibt es bislang kein Time-Management-System, das die Bedürfnisse menstruierender Menschen berücksichtigt. Keinen realpolitisch verankerten Menstrual-Leave in Deutschland oder Österreich. Wenig Verständnis für Uni-Absolventen, die ihren Rhythmus nicht an ein Leben hinter einer Glasscheibe in Downtown anpassen wollen.
In "The Bleeding Overachiever" stellen wir das default Setting in Frage und graben gemeinsam mit euch den Weg heraus.
3 x pro Monat sprechen wir miteinander und anderen über praktizierte Faulheit, Arbeit und Umweltzerstörung, Menstrual Leave, Leistungssport, Urlaub und Kündigungen, natürlich unseren all-time Killjoy die prämenstruelle dysphorische Störung, zyklusgerechtes Leben, Therapie im Kapitalismus und Mental-Health-Outings am Arbeitsplatz.
So vereinen wir zwei Fachbereiche (Zyklus und Arbeit), die auf den ersten Blick nicht weiter voneinander entfernt liegen könnten, sich bei genauerer Betrachtung jedoch wechselseitig bedingen.
"Anti-Work" heißt übrigens nicht automatisch, nicht arbeiten zu wollen. Sondern seine Prioritäten radikal weg von Lohnarbeit und Leistungsstreben zu verschieben. Die Anti-Work-Bewegung bezieht sich deshalb bewusst nicht auf die Arbeit, die wir gerne tun und die uns geistig fliegen lässt, sondern auf die ganz normale, stinklangweilige Arbeit, die wir gegen Geld für Consulting-Konzerne, kapitalistische Medienunternehmen, Mode-Labels, Alarmanlagenhersteller oder Autoproduzenten verrichten. Arbeit, die die Umwelt zerstört, Manager bereichert, Arbeiter und Arbeitnehmer kaputt macht, uns von unseren Familien und unserem Selbst trennt – solange, bis wir uns wegen Burn-Outs und Co. in Therapie begeben und dort auf das große Wunder hoffen.
Nur leider, your therapist can’t end capitalism, weil sie auch nur maximal einen Kassenplatz in diesem porösen System anzubieten hat. Also: Generation Anspruch, let’s fight sinnlose Lohnarbeit together. Für's Klima, für unsere Würde, für ein bedingungsloses Grundeinkommen und damit ein besseres Leben: für alle (nicht nur Millionäre).
Auch wenn wir die Lohnarbeit nicht abschaffen können, gibt es doch realpolitische und persönliche Ansätze, ihr die Macht in unserem Leben zu nehmen. Lasst einander gratulieren, wenn wir kündigen, Nichtstun, gewollt in Teilzeit wechseln, keine Beförderung anstreben, wegen unserer Gesundheit zuhause bleiben, uns für unsere Kinder interessieren, und die Karriereleiter dort verstaut haben, wo sie hingehört: In den Keller.
Bianca Jankovska
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