Keine Quellenangaben in Erziehungsratgebern - warum wohl?
Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren Quellenangaben in Erziehungsratgebern eine Seltenheit. Lesende konnten den Eindruck erhalten, dass all die schlauen Tipps entweder allein aus der Erfahrung und dem überbordenden Wissensschatz der*s Autor*in stammte, oder unter Expert*innen uneingeschränkter Konsens darüber herrschte.
Doch was war der Grund für den laxen Umgang mit Quellenangaben? Der Arzt Dr. Arnold Löwe erklärt uns, warum er seine Quellen nicht nennt: damit die Mütter, an denen sein Erziehungsratgeber sich richtet, nicht von zu viel Wissenschaftlichkeit abgeschreckt werden!
Wir Frauen brauchen schließlich klare Anweisungen in einfacher Sprache und wollen Dinge gar nicht zu genau wissen. Unsere kleinen Köpfchen wären sonst überfordert, nicht wahr?
"Daß ich nicht für jede der ausgesprochenen Beobachtungen und Bemerkungen meinen Gewährsmann angeführt, muß ich mit dem Umstande entschuldigen, daß die meinem, für weibliches Publikum bestimmten Werkchen ein gelehrtes Aussehen gegeben hätte."
Zitat des Tages aus: Geist der ersten physischen Erziehung für gebildete Mütter. Dr. Arnold Löwe, Wien, 1841
Außerdem …
Mütter haben sich lange Zeit nicht gerne etwas von den "Experten" in Sachen Kindererziehung vorschreiben lassen. Der Frust und Ärger der Ratgeberautoren (kein generisches Maskulinum) über diesen Umstand lässt sich oft deutlich in ihren Texten erkennen. Ich habe darüber gebloggt in dem Artikel "Mütter machen ihr Ding. (Opens in a new window)" Lies doch mal rein!
Damit wir veraltete Erziehungstipps von selbsternannten Experten als den Unsinn aufdecken, der sie sind, und damit sie nicht mehr unreflektiert weiter gegeben werden, schreibe ich meinen Blog. Unterstütze diese Arbeit als Steady-Mitglied!