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Kinder essen nicht gerne allein

Der Begriff "Kinderstube" kommt nicht von ungefähr. In den gehobenen Ständen war es üblich, Kinder- und Erwachsenenwelt zu trennen. Helene von Schroetter, die im übrigen äußerst standesbewusst war (um es mal freundlich auszudrücken), spricht sich 1898 jedoch deutlich für gemeinsame Mahlzeiten aus.

„Ein Grund, warum die Kleinen nicht gern essen, liegt auch oft darin, daß sie ihre Mahlzeit allein einnehmen sollen, oder daß sie zu sehr von ihrem Spielzeug eingenommen sind und sich davon nicht trennen wollen. Man lasse die Kinder möglichst in einem andern als dem Spielzimmer essen und so bald als möglich am Tisch der Erwachsenen. Dies ist nicht nur aus erzieherischen Gründen sehr notwendig, unsere lieben Knaben und Mägdlein sind auch recht sehr dem Nachahmungstrieb unterworfen. Mama und Papa essen mit so vergnügtem Gesicht von dem Gemüse, da muß Baby doch auch einmal kosten. Und der kleine Gernegroß, der Hellmut, ißt mit Todesverachtung die Reissuppe herunter, nur damit man ihm nicht anmerken soll, daß er sie im Grunde nicht mag, er, der angehende Soldat und Mann.“

Zitat des Tages aus: Mutter und Kind - Ein Lexikon der Kinderstube - Ratschläge zur Behandlung des Kindes in körperlicher und geistiger Beziehung, J. von Wedell (d. i. Helene Freifrau von Schroetter), Stuttgart, Verlag von Levy & Müller, 1898

Außerdem …

Heute lassen wir unsere Kinder mitunter schon mit Beikostbeginn am Familientisch teilhaben. Der Gedanke liegt nahe, dass die Geselligkeit dabei einen hohen Stellenwert haben müsse. Aber noch 1972 wurde Eltern davon abgeraten mit ihren Kindern zusammen zu essen. In dem zweibändigen Werk "Alles über dein Kind" begründen die Autoren dass damit, dass dem Kind das saubere Essen beigebracht und das Trödeln aberzogen werden müsse.

Weitere Ratschläge zur Beikost aus diesem Buch kannst Du hier lesen:
Beikostempfehlungen durch die Zeit: 1972 (Opens in a new window)

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Topic Zitat des Tages