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Was wir wollen

There's things I want
There's things I think I want
There's things I've had
There's things I wanna have
(Stereophonics)

136/∞

Goedenavond, Europa!

Ab dem dritten Mal gilt etwas im Ruhrgebiet als Tradition. Also ist es jetzt Tradition unserer kleinen Familie, die Osterfeiertage in den Niederlanden zu verbringen. Anders als im letzten (Opens in a new window) und vorletzten (Opens in a new window) Jahr waren wir aber nicht in Domburg in der Provinz Zeeland, sondern in Sint Maartenszee in der Provinz Noord-Holland.

Entspannung und Meer gab es aber auch da jede Menge — tatsächlich war ich vermutlich noch nie in meinem Leben so entspannt. Es war einfach ganz und gar wunderbar und ich hatte überhaupt keine Lust, wieder nach Hause zu fahren.

Das war insofern erstaunlich, als ich vorher keine große Lust gehabt hatte, in Urlaub zu fahren. Die Wochen davor waren ziemlich stressig gewesen (was ja auch immer etwas mit Urlaubsvorbereitungen und so doofen Aufgaben wie „Die Vorräte im Kühlschrank aufbrauchen“ zu tun hat) und ich hätte lieber eine Woche alleine auf meinem Teppich (Opens in a new window) gelegen als mit vier weiteren Personen auf engstem Raum zu verbringen. Im Nachhinein waren das natürlich irrsinnig dumme, peinliche Gedanken gewesen und der beste Beweis, dass ich dringend Urlaub gebraucht hatte. Ich fühlte mich auf meine zwei mutmaßlich unangenehmsten Eigenschaften reduziert: männlich und deutsch. Dabei hatte ich doch noch Anfang des Jahres (was auch schon wieder drei Monate her ist) selbst geschrieben (Opens in a new window): „Was, wenn es nicht nur besser wird als befürchtet, sondern sogar richtig gut?“

Wir waren die meiste Zeit in der Natur, wobei es schon beeindruckend war, den Unterschied zu sehen zwischen Agrikultur, also der ertragsoptimierten Landwirtschaft,  und echter Natur im Naturschutzgebiet. Letztere, jedenfalls, erinnerte mich sehr an meine Zeit in Nordkalifornien, so dass ich mir irgendwann die Frage stellte: Wenn einen so vieles an etwas erinnert oder man so viel an etwas denkt, sollte man dann nicht mehr Energie investieren, dieses Etwas zu erreichen? Also: Sollte ich nicht auswandern — mindestens in die Niederlande, wenn nicht sogar nach Kalifornien?

Noord-Holland

Noord-Holland.

Northern California.

Northern California.

Ich bin zur Genügsamkeit erzogen worden und verfüge über keinerlei Pioniergeist: Nach Zwanzigeinhalb Jahren in Dinslaken wohne ich jetzt seit zwanzig Jahren in Bochum, wo ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden bin. Auf Produkten, die man andernorts als Reiseandenken bezeichnen würde, steht bei uns „Woanders is auch scheiße“, was natürlich gleich auf mehrere Arten wieder typisch deutsch ist: Mehrfach ironisch gebrochen und Hauptsache irgendwie negativ. Dabei finde ich es hier gar nicht scheiße, sondern ziemlich okay — an manchen Tagen, wenn die Sonne richtig steht, sogar richtig schön. Klar: Wir haben nur den Kemnader See am Rande der Stadt und kein Meer, aber in Hamburg (Opens in a new window) zu wohnen, würde deutlich höhere Mieten und eine entsprechend höhere Rotation im Hamsterrad bedeuten. Und wer wohnt schon in Düsseldorf?

Vielleicht lag es nicht nur an der Auszeit vom Alltagsstress, an der Natur und an den lieben Menschen, mit denen ich unterwegs war, sondern auch daran, dass ich mein Smartphone nur für Fotos und zum 2048 (Opens in a new window)-Spielen in der Hand hatte.

Es gibt ja durchaus Theorien, dass es weniger die Inhalte von Social-Media-Plattformen gibt, die uns ans Handy bannen, sondern die Bewegungen, die wir beim Scrollen, Wischen und Klicken mit unseren Daumen machen — die Urlaubsfotos, Kochrezepte und großen und kleinen Schreckensmeldungen aus aller Welt wären also nicht viel mehr als die egalen Bebilderungen eines digitalen fidget spinners (mit denen die Tech-Konzerne freilich mehr Geld verdienen können als mit kleinen Plastik-Artikeln). Da spiele ich doch lieber ein Spiel, mit dem ich im besten Fall lerne, ein paar Schritte im Voraus zu denken.

Was hast Du veröffentlicht?

Für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (Opens in a new window) (FAZ+) habe ich mir die neue RTL+-Serie „Disko 76“ (Opens in a new window) angeschaut, die in Bochum spielt — allerdings nicht in meiner Heimatstadt, sondern in einem namensgleichen Vorort von Frankfurt, in dem die Menschen alberne Regiolekte sprechen und mit schlechten Drehbüchern kämpfen müssen. Dabei hätte es eigentlich richtig nett werden können.

Was hast Du gehört?

Morgen erscheint das neue kettcar-Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ (Apple Music (Opens in a new window), Spotify (Opens in a new window), Amazon Music (Opens in a new window)), das wieder sehr, sehr gut geworden ist. Es geht um Alles, worum es gerade in der Welt geht, Eltern als Paare, die Trennung von Werk und Künstler, Supermärkte und Soziale Gerechtigkeit. Statt also Stunden auf Social Media zu verbringen und sich mit den dort verfügbaren laienhaften Gedanken zu diesen Themen selbst zu behelligen (s.o.), sollte man sich all das lieber von Marcus Wiebusch vorsingen lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=DQNknNX7HoA (Opens in a new window)

Nicht kettcar und auch nicht Kalifornien, aber trotzdem toll.

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Habt ein schönes Wochenende!

Always love, Lukas

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