Coaching auf Basis der Komplexitätsforschung – Ein neuer Blick auf Veränderung
Wie sich moderne Coaching-Ansätze von mechanischem Denken verabschieden und systemisch-komplexe Entwicklungsräume eröffnen
In einer Welt, die durch Unsicherheit, Dynamik und ständige Veränderung geprägt ist, versagen klassische Konzepte von Planung, Kontrolle und Zielsteuerung immer häufiger. Genau hier setzt Coaching auf Basis der Komplexitätsforschung an: Es bietet eine Denk- und Handlungslogik, die der Realität lebendiger Systeme gerecht wird – ob im Individuum, im Team oder in der Organisation.
1. Vom linearen Denken zum systemischen Verstehen
Konventionelle Coaching-Ansätze basieren oft (implizit) auf einem mechanistischen Weltbild: Ein Problem hat eine Ursache, und die kann durch ein gezieltes Vorgehen behoben werden. Doch komplexe Herausforderungen folgen keiner simplen Logik. Sie entstehen durch die Verflechtung vieler Faktoren, durch Rückkopplung, Dynamik und Unsicherheit.
Die Komplexitätsforschung zeigt: In komplexen Systemen entstehen Muster nicht durch Steuerung, sondern durch Wechselwirkung. Genau diese Perspektive übernimmt ein komplexitätsbasiertes Coaching: Der Mensch wird nicht als isoliertes Individuum betrachtet, sondern als Teil mehrerer, sich überlagernder Systeme – mit ihren eigenen Regeln, Spannungen und Selbstorganisationsmechanismen.
2. Zentrale Prinzipien komplexitätsbasierten Coachings
Selbstorganisation statt Kontrolle
Coachees entwickeln Lösungen nicht durch externe Anleitungen, sondern durch gezielte Irritation, Reflexion und Resonanz. Coaching schafft den Raum für Selbststeuerung – nicht für Korrektur.
Kontextsensitivität statt Patentrezepte
Was in einem System funktioniert, kann im nächsten scheitern. Daher wird nicht die „beste Lösung“ gesucht, sondern die passendste Lösung im jeweiligen Kontext – oft iterativ und durch kleine Experimente.
Mustererkennung statt Ursachenanalyse
Es geht nicht darum, „die“ Ursache zu finden, sondern stabilisierende Muster zu erkennen, die zu Problemen oder Blockaden führen – und diese gezielt zu irritieren, um Entwicklung zu ermöglichen.
Emergenz ermöglichen
Veränderung ist nicht planbar – sie entsteht, wenn Systeme sich selbst neu organisieren. Coaching zielt darauf ab, günstige Bedingungen für emergente Prozesse zu schaffen, nicht auf Kontrolle der Ergebnisse.
Reflexivität statt Objektivität
Der Coach ist nicht neutraler Analytiker, sondern Teil des Systems. Seine Haltung, Fragen und Interventionen beeinflussen das Geschehen. Reflexion über die eigene Rolle ist zentraler Bestandteil.
3. Die Rolle des Coachs im komplexitätsbasierten Ansatz
Der Coach ist kein Ratgeber, sondern ein Beobachter, Impulsgeber und Spiegel. Er begleitet den Coachee dabei, Muster zu erkennen, Hypothesen zu entwickeln und Entscheidungen im Sinne adaptiver Steuerung zu treffen. Dabei wird nicht „gelöst“, sondern Denk- und Handlungsspielraum erweitert.
Typische Werkzeuge:
Systemkarten und Beziehungslandkarten
Zirkuläres Fragen
Resonanztests und Perspektivwechsel
Iteratives Vorgehen und Entscheidung unter Unsicherheit
4. Einsatzfelder
Komplexitätsbasiertes Coaching eignet sich besonders für:
Führungskräfte in dynamischen Kontexten
Einzelpersonen in Übergangsphasen (z. B. berufliche Neuorientierung, Entscheidungsdilemmata)
Teams mit internen Spannungen oder Kulturbrüchen
Organisationen im Wandel
5. Fazit
Coaching auf Basis der Komplexitätsforschung ist kein starres Verfahren, sondern ein reflexives, dialogisches Vorgehen in einer unvorhersehbaren Welt. Es setzt auf Verstehen statt Erklären, auf Beziehungen statt Ursachenund auf Beweglichkeit statt Planbarkeit.
In einer Zeit, in der klassische Ansätze an ihre Grenzen stoßen, bietet dieser Coaching-Stil eine tragfähige und zukunftsfähige Perspektive: nicht trotz, sondern gerade wegen der Komplexität.
Wenn Sie dieses Thema persönlich vertiefen möchten, können Sie gerne eine individuelle Coaching-Session (Opens in a new window) vereinbaren.
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