Kuchen um Mitternacht und ein unkündbarer Job.
Kurz vor Mitternacht. Der Kuchen ist im Ofen. Das Bett ruft laut und muss warten. Wie immer in der Nacht vom 8. auf den 9. April. Heute vor 28 Jahren lag ich mit meinem ersten Kind in den Wehen. 28! Jahre!!! Seit 28 Jahren kümmere ich mich um 1 – 2 – 3 kleine und immer größere Menschen. Ein halbes Leben lang habe ich diese Verantwortung. Trage, liebe, tröste, bringe bei, halte aus, korrigiere, begleite, lache, weine und werde so doll geliebt. Bekomme so viel zurück! Oft hab ich gedacht – ich hätte besser keine Kinder kriegen sollen. Brauch meinen Freiraum. Hab soviel Pläne. Will mein Ding machen. 1000 Ideen. Denke in Projekten. Kann mich nicht festlegen. Bin ein Pionier. Keiner, der Prozesse über längere Zeit begleitet. Ich kann gut Neues beginnen und zum Laufen bringen. Weiterziehen und das Nächste ankurbeln. Aber Muttersein ist langfristig angelegt. Oft sieht man über weite Strecken keine Veränderung. Kann nicht einschätzen, ob man auf dem richtigen Weg ist. Oder alles falsch macht. Man muss immer dasselbe tun. Immer wieder dasselbe sagen. Dranbleiben. Steter Tropfen. Alles nicht meine natürliche Begabung. Aber vielleicht gerade deswegen gut. Weil der stete Tropfen auch meinen Stein bearbeitet. Mich schleift. Weil ich lerne, lernen musste, weiterzumachen, auch wenn kein Ende in Sicht ist. Und keine Besserung. In den Arm nehmen, aushalten, auch wenn ich keine Antwort habe. Da sein. Lieben. Egal, was gerade für Stürme toben. Auch in mir. Meine Kinder haben mich geerdet. Mich gezwungen, zu bleiben. Auch wenn ich oft wegrennen wollte. Und es manchmal sogar getan habe. Aber richtig raus kommt man aus der Nummer nie. Klar, ich kann mich entziehen. Die Tür zuschlagen und mein Ding machen. Aber die Verbindung bleibt. Und die Verantwortung. Und auch wenn ich heule, schreie und mit den Füßen aufstampfe – ich bin die Mama. Ich hab den Job – für immer. Unkündbar. Keine Probezeit, kein Sonderkündigungsrecht wegen besonderer Härte. Noch nicht mal eine Einarbeitung. Zack, rein ins kalte Wasser. Wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zu kommt, die ganze Tragweite dieses lebenslangen Jobs erfasst hätte – ich glaube, ich hätte mich nicht getraut. Wie gut, dass ich es nicht wusste. Mich getraut hab. Es einfach gemacht – wie so vieles im Leben. So bin ich. Renne los und denk dann – huch, das ist ja krass! Aber dann bin ich schon mittendrin. So war das. „3 Kinder – wow!“ Sagen die Leute. Und ich sag „Ja, keine Ahnung. Ich staune selbst.“ Über diese drei Wesen, die ihren Weg durchs Leben machen. Mir so viel beibringen. Mich vom hohen Ross holen und in den Himmel loben. Mich spiegeln und ganz anders sind. Ich bin so dankbar. Ohne euch würd mir was fehlen. Würd der Welt was fehlen. Und April, mit dir hat alles begonnen. April – aperire - öffnen. Anastasia – anástasi - Auferstehung. Der Name ist Programm. Du hast so viel erkämpfen müssen. Wir beide haben so viel gekämpft. Miteinander und mit dem Leben. Mein Herz und dein Herz, so eng verbunden. Liebe und Schmerz. Und ganz viel Feuer. Wie gut, dass es dich gibt. Uns. Die Liebe. Das Leben.