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Warum zu Weihnachten der Gender-Spül-Gap ansteigt.

Oder: Wer beschenkt die (Schwieger-)Familie?

weihnachtliche Grüße von Sascha & Almut aus der #RosaHellblauFalle

Schonmal vom Gender-Spül-Gap gehört? Wir auch nicht, zumindest nicht den Begriff. Aber bloß, weil niemand auf die Idee käme, das Abspülen rauszurechnen aus dem ganzen Einladen, Schmücken, Vorausdenken, Einkaufen, Kochen, Oma Abholen, Tisch Decken, nochmal Aufstehen, schnell noch … mal eben … Kinder Entstreiten, Onkel Beschwichtigen, Abräumen, Nachtisch Servieren …

Die Feiertage sind ein prima Zeitpunkt, mal durch die Gender-Brille in die Küche und ins Weihnachts-Glitzer zu schauen. Und es ist zugleich der denkbar ungeeignetste Anlass, das Thema anzusprechen! :D

Der gesamte GenderCareGap mit aller privaten Kümmer-, Sorge- und Versorgungsarbeit liegt bei 80%, in Familien mit kleinen Kindern bei 110% (Steuererklärung, Rasen mähen, Glühbirnen austauschen … schon mit berechnet übrigens).

Streit will ja niemand im heiligen Beisammensein. Aber Oma, Muttern und Töchter, die rennen, während die Stammhalter der Familie am Tisch sitzen und fachsimpeln, das kann's halt auch nicht sein!

Ändern lässt sich das, indem frau•man es anspricht. Okay, die große Rundum-Variante vielleicht erst nach den Feiertagen. Das Grundsatzgespräch über den CareGap, weltweit und im eigenen Haus, mit Studien und Fakten. Auf den Tisch! Erst danach gibt’s Dessert. 🍰

Aber in der Situation selbst gilt es auch, sich nicht zu scheuen, Aufgaben besser zu verteilen und das Tischgespräch eben zu unterbrechen. Den Tellerstapel nicht selbst in die Küche zu tragen, sondern dem Sohn in die Hand zu drücken, das gehört zwingend zum #EqualCare-Ziel dazu. Den Opa aus dem Wohnzimmer in die Küche zu rufen, und wenigstens Kartoffeln schälen zu lassen, wenn mehr nicht mehr drin ist. Und die Oma rausschicken, auf dass sie den Enkel sucht. Tisch decken, schnippeln, sich um den Nachtisch kümmern, den Tisch komplett abräumen, solange die Erwachsenen noch sitzen (vor allem, wenn sie alleine gekocht haben) kann man•frau von älteren Kindern einfordern. Und Teens können lernen, die Küche nach dem Essen aufzuräumen.

Egal welches Alter, egal welches Geschlecht: Witze über “Hotel Mama” sind keine!

Auf Instagram stelle ich in meinen Storys immer mal wieder die Frage, warum denn bitte Videos mit jeder Menge Ha-Ha-Smileys kommentiert werden, wenn reichweitenstarke Influencerinnen der Öffentlichkeit in wenigen Sekunden vorführen, dass sie bei der partnerschaftlichen Aufteilung der Care-Arbeit gescheitert sind.

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Was taugen Videos über angeblich zu faule Väter, die nicht wissen, was sich die Kinder wünschen, weil sie zu wenig in die private Care-Arbeit involviert sind? Die, kaum im Supermarkt angekommen, anrufen, weil sie den Einkaufszettel nicht entziffern können und das Falsche mitbringen. Wo ist der Witz, wenn Sie überlastet ist und Er alle Jahre wieder Weihnachten für “besinnlich” hält, aber kaum einen Finger rührt in der Vorbereitung? Wo ist da die Pointe?

Oder gehts drum, lieber zu lachen anstatt in Tränen auszubrechen?

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Ich bekomme Nachrichten von überlasteten Frauen, die endlich aufgehört haben, Geschenke für die Schwiegerfamilie zu besorgen, ohne dafür Wertschätzung zu erfahren. Und über Männer, die daraufhin der Schwester Geld überweisen, damit sie die Aufgabe übernimmt. Ganz zu schweigen von der entnervten Schwester, die dann der Meinung ist, dass die faule Schwägerin ihren Job nicht macht.

Beispiel einer InstaFollowerin, die das auch so erlebt:

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Lösungssuche

Vorschlag für all jene, die finden, dass nächstes Jahr zu Weihnachten einiges fairer verlaufen muss:

  1. Weihnachts-MentalLoad sichtbar machen. Anfang November! Oder im Oktober schon. Penibel alles auflisten, was die Feiertage für Euch ausmachen. Vielleicht erst getrennt, dann vergleichen. (Dabei hilft der MentalLoad-Test@Christmas, den Ihr hier bestellen (Opens in a new window) könnt)

  2. Dinge von der Liste streichen.

  3. Einzelschritte auflisten. (Zum Schenken gehört nicht nur die Idee, sondern auch das Besorgen, Wissen, wo das Geschenkpapier lagert, Einpacken, Benamsen, Verstecken …)

  4. Aufgabenbereiche fair verteilen.

  5. Wenn’s dabei Streit gibt, abbrechen, später wieder aufgreifen und nochmal Dinge von der Liste streichen.

  6. Änderungen zum letzten Jahr bewusst machen: “Ich besorge dieses Mal keine Geschenke für deine Eltern.”

  7. Wenn’s schief läuft, gibt es zwei Möglichkeiten:
    a) Dein Leidensdruck ist gar nicht so hoch, dann fängst Du auf und besorgst eben doch ein Geschenk (dekorierst selbst, schreibst alle Karten alleine, füllst die Advantskalender alleine … etc.)
    b) Du hältst aus, dass Du nicht dem überzogenen, unerreichbaren Ideal der perfekten Weihnachtsfrau (-mann ?) entsprichst. Auch gegenüber seiner (ihrer?) Familie.

    Je nach Verwandtschaft kann mann das erklären und offenlegen:

"Wir hatten eine Absprache, dass ich, Dieter, mich dieses Jahr um Eure Geschenke kümmere. Weil ich Jessi die letzten Jahre sehr allein gelassen habe damit, und wir die ganzen Vorbereitungen fürs Fest ab jetzt fairer verteilen wollen. Wie ihr seht, üben wir noch. Ich habe Euer Geschenk vergessen, das tut mir leid! Nehmt es uns nicht übel!"🤷🏻‍♀️

Und ja, das gilt es auszuhalten. Es sei denn, es gab eine Absprache, dass sie für die Geschenke zuständig ist, während er in einem anderen Bereich Verantwortung übernimmt.

Es geht nicht darum, dass jeder Handgriff 50:50 geteilt wird!

Nicht jede*r muss alles können! Aber die Verteilung sollte so ausgewogen sein, dass alle Beteiligten damit klar kommen und nicht eine Person nach den Festtagen erstmal Urlaub braucht. Es geht darum, dass jene, die bisher kaum beteiligt waren an der Care-Arbeit, sich ihren Blinden Fleck bewusst machen.

“Besonders Frauen neigen dazu, sich zu übernehmen, etwa vor den Feiertagen”, textet ein “Experte” für die Deutsche Presseagentur (dpa) - vermutlich hat er noch nie vom GenderCareGap gehört, und die Redaktion findet trotzdem, dass seine Ratschläge vor Weihnachten hilfreich wären. Er rät Frauen zu mehr Gelassenheit und lastet ihnen die Verantwortung auf, dass Weihnachten das “Fest des Streits” sei. Und genau deshalb muss auch Wolfgang erst noch lernen, dass Weihnachten nicht “friedlicher” wird, wenn Sie sich endlich mal locker macht, sondern erst dann, wenn Er aufhört zu “helfen” und stattdessen seinen Part sieht und Verantwortung übernimmt.

Der Experte rät Frauen zu mehr Gelassenheit und weniger Perfektion. Danke, dpa.

Nachtrag aus der #RosaHellblauFalle:

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