Na, du Hübsche?!

Bleistiftverpackung: "Sparkle" vs. "Write your own future" (inkl. #PinkTax)

"Mädchen wollen sich nun mal schön machen! Das liegt in ihrer Natur."

Dieser Satz stammt aus unserer Sammlung der häufigsten Reaktionen von Menschen auf die #RosaHellblauFalle, die erstmal abwehrend reagieren, bevor sie die Reichweite der Problematik verstanden haben.

Aber wer macht sich das im Alltag schon bewusst, dass Mädchen häufiger Komplimente und Aufmerksamkeit für ihr Aussehen bekommen, während Jungen häufiger für das gelobt werden, was sie tun?

Und wann ist schon Zeit, sich über die Folgen Gedanken zu machen. Außerdem, ist es doch nett gemeint! Und ist doch "normal", ist gewohnt, ist nichts, was irritiert.

• 🧨Schonmal als Fünfjähriges durch einen Drogeriemarkt gelaufen und Werbebilder gephotoshoppter Frauen gesehen? - Logisch, nichts Besonderes.

• 🧨Schonmal als Zehnjähriges Germanys Next TopModel gesehen und Heidis Schönheitsnormen verinnerlicht? - Vermutlich.

• 🧨Schonmal als Zwölfjährige SocialMedia-Videos von Influencerinnen gesehen und erfahren, was alles "falsch" ist am Körper von Frauen? - Täglich!

• 🧨Schon mal in der Schule gemobbt worden für zu viel, zu wenig, zu Falsches an Kleidung, Make-up, Körpergewicht, Haaren - WHATSOEVER? - in jeder Klasse mehrere.

• 🧨Schonmal auf Partnersuche gewesen und über Stellenanzeigen oder beim Online-Dating erfahren, wieviele Männer das Aussehen ihrer Partnerin auf Platz Eins setzen und das auch frei heraus zugeben ohne weitere Reflexion? - muss das nicht so?

• 🧨Schonmal als Erwachsene erlebt, dass eine Frau von anderen herabgesetzt wurde aufgrund ihres Aussehens, weil zu blond, zu dünn, zu dick, zu haarig, zu glatt, zu faltig, zu wenig geschminkt, zu viel geschminkt, zu…

Und jetzt also wieder zurück auf LOS, zurück zur Behauptung von oben:

"Mädchen wollen sich nun mal schön machen!"

Wollen Sie wirklich?

Für Jungen und Männer ist gutes Aussehen eine Option. Für Mädchen und Frauen ist es eine Notwendigkeit! Denn tatsächlich werden normschöne Frauen eher gehört, sie haben Vorteile im Beruf, in der medizinischen Versorgung, bei der Auswahl von Kleidung, aber auch Schulranzen, Hilfsmitteln …

Ihnen wird also früh vermittelt, dass ihr Wert von ihrem Aussehen abhängt. Komplimente spielen dabei eine große Rolle.

Komplimente fürs Aussehen eröffnen wenig Spielraum und Wirkmacht, denn es hängt überwiegend vom Zufall ab, ob man dem Schönheitsideal entspricht oder nicht. Der Fokus darauf macht abhängig vom Blick und Urteil anderer. Und der eigene Einfluss spielt beim Aussehen eine untergeodnete Rolle.

Komplimente fürs Handeln eröffnen Chancen

Ganz anders, wenn man fürs Handeln gelobt wird! Das eröffnet Chancen und Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen auf das Umfeld, auf das eigene Leben.

Es spricht nichts dagegen, etwas positiv hervorzuheben, das einem an der Kleidung, an der Frisur eines Kindes gefällt. Warum nicht ein Regenbogenkleid bewundern? Es spricht wirklich nichts dagegen, ein spontanes, positives Gefühl in Worte zu fassen. Aber es sollte eben nicht dabei bleiben! Schon gar nicht, wenn ein Junge daneben steht, dessen Kleidung täglich ignoriert wird.
Warum nicht eine aufwändige Frisur ansprechen, aber dann im nächsten Moment auch etwas hervorheben, das mit Handlung und Aktivität zu tun hat.

Unveränderbares vs. Veränderbares

Es gibt unterschiedliche Komplimente zum Aussehen. Was bewirkt ein Kompliment für etwas, zu dem man selbst nichts beigetragen hat? Und das sich vielleicht obendrein nicht mal ändern lässt? "Du hast aber hübsche Wimpern!" - braucht Aussehen, das nicht veränderbar ist, überhaupt ein Kompliment? Was fängt eins damit an? "Deine Haare, deine Augen… sind aber schön!" - Was erwarten Erwachsene von einem Kind, einem Teen, wenn sie ein solches Kompliment machen? Was wäre eine erwünschte Reaktion? Sich geschmeichelt fühlen, okay. Aber wo ist die Grenze? Sind Bewertungen zum Po dann auch ok? Und was, wenn eine Veränderung möglich wäre? Immerhin 14 Prozent der 9- bis 14-Jährigen haben schon einmal über eine Schönheits-OP nachgedacht.

Wenn veränderbares Aussehen betont wird, führt das Thema irgendwann zu Muskelaufbau und Make-up. Aber sind Schlankheit und Diät, Bizeps und Wadenmuskel-Design Themen, in die wir schon Kinder einführen wollen?

Raus aus der Rosa-Hellblau-Falle:

Wie wäre es, jedes Mal, wenn du die Frisur oder Kleidung eines Mädchens lobst, in der nächsten Stunde auch mal über die Haare oder das Outfit eines Jungen zu sprechen? Noch besser:

Komplimente, die mit dem Aussehen zu tun haben, und trotzdem ins Handeln führen:

• "Die Frisur hast Du selbst gemacht? Das sieht ja kompliziert aus, wow, wie geduldig du bist!"

• "Den Rock hast Du zusammen mit Deinem Papa genäht? O-Ha, erzähl mal, wie geht das denn, was muss man denn da als erstes machen?"

• "Ja, ich sehe, dass du neue Schuhe hast, toll. Die sehen aus, als könnte man mit denen ganz schnell rennen. Magst Du mir mal zeigen, ob das stimmt?"

• …

Lasst uns Beispiele sammeln, damit diese Art Komplimente zunehmen und ein Bewusstsein für den Unterschied wächst!

Fallen Dir weitere ein?