Soll ich meinem Sohn seinen Bagger verbieten?
"Mein Sohn mag nun mal Autos und meine Tochter liebt ihre Puppen, was ist so schlimm daran?”
Bei aller Kritik an Gendermarketing, unter allen Diskussionen über binäre Spielzeugangebote, kommt sie wieder die Frage, die oft ein Vorwurf ist: “Ihr wollt unsere Söhne verschwulen und unsere Töchter unfruchtbar machen!” - okay, überspitzt. Für manche jedoch Fakt.¯\_(ツ)_/¯
Deshalb hier nochmal zusammengefasst, hoffentlich zum Weiterreichen geeignet an andere Eltern oder das Kita-Team, die Tagesmutter oder den Schwiegervater: es geht nicht um Verbote, sondern um Zuschreibungen und Erwartungen der Erwachsenen und die fehlende Bereitschaft, sich diese bewusst zu machen, Tenor:
"Also an MIR kann es nicht liegen!"
"Schlimm" daran ist die binäre Einseitigkeit der #RosaHellblauFalle. Niemand fordert, dem Kind sein Spielzeug zu nehmen, sondern es geht darum, zu erkennen, dass Kinder in der immer noch wachsenden Flut der rosa-blauen Botschaften nicht mehr frei wählen können. Nichts spricht gegen fußballspielende Jungs und empathische Mädchen, das Problem ist, dass "untypische" Kombinationen nur für durchsetzungsstarke Kinder zugänglich sind.
"Echt jetzt, Max, willst du WIRKLiCH die Schultüte mit den rosa Kätzchen? Da ärgern dich die andern aber, das musst du wissen, willst du sie trotzdem?"
Es geht also vordergründig um Dinos und Lieblingsfarben, tatsächlich reden wir aber über alte Rollenbilder, Interessen und Verhaltensweisen, die offensichtlich nicht für alle da sind:
Action vs. Haushalt
Jungs bekommen statistisch signifikant häufiger Actionspielzeug, egal ob sie wollen oder nicht, sie werden häufiger für ihr Handeln, für Bewegung und Risikoverhalten gelobt. Puppen werden ihnen immernoch häufig verboten, sogar wenn sie sich wiederholt eine wünschen.*
Bei Mädchen anders: Sie bekommen statistisch signifikant häufiger Haushalt-bezogenes Spielzeug, ob sie wollen oder nicht, und sie werden häufiger für ihr Aussehen und Bravsein gelobt. Bewegung wird bei Mädchen häufiger eingeschränkt, sei es durch Kleider, die nicht schmutzig werden dürfen bzw sich nicht zum Klettern und Rennen eignen (Erzieher*innen können ein Lied davon singen), oder durch häufigere Appelle, aufzupassen, auf sich selbst, aber auch auf andere (Rücksicht ist in der Erziehung gegendert - wie sieht’s in der Welt der Erwachsenen damit aus?*)
Wozu die rosa-blauen Label?
Wenn "die Natur" so tief sitzen würde, wie manche behaupten, Gene, Hormone, verdrahtete Gehirne… dann bräuchte es ja kein "Jungsspielzeug", "Mädchenspielzeug", keine "for girls only"-Labels und getrennte Regale und Verpackungen. Dann wäre egal, was wir wem anbieten, denn die Natur würde sich durchzusetzen wissen.
Das zeigt also, dass es sehr wohl um eine binäre Beeinflussung geht: Jungs, die rosa mögen, Mädchen, die laut sind, Jungs, die Erzieher, Mädchen, die Mechatronikerin werden wollen... viele Erwachsene (also leider auch Menschen in der Berufsberatung) haben immernoch ein Problem damit, sie wünschen sich echte Kerle und fürsorgliche Muttis.
Was also tun?
Das Thema reicht folglich weit übers Spielzeug hinaus. Es geht um Chancengleichheit, Anti-Diskriminierung und Wahlfreiheit!
Einfluss nehmen könnt Ihr bei euch im Kinderzimmer und bei Gesprächen mit anderen, aber alles hilft nur, wenn auch die Gesetze und Strukturen das unterstützen! Deshalb will ich hier kurz vor Schluss noch das Fass der Europawahl aufmachen: geht wählen, bitte! (Zum Wahl-o-mat (Opens in a new window) zur Entscheidungsfindung).
(Opens in a new window)Stimmt für die Wahlfreiheit anstatt für Schubladendenken und Ausgrenzung!
Bunte Grüße
Schickt
Almut
Ein Drittel der Männer findet Gewalt gegen Frau akzeptabel:
Studie „Generation Aufbruch oder Generation Rücksichtslos?“ zum Gemeinschaftssinn von Kindern und Jugendlichen.
Er ist ärgerlich - sie hat Angst - eine Zusammenfassung verschiedener Baby-X-Studien:
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Bücher aus der Wort & Klang Küche von Almut Schnerring und Sascha Verlan
