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Streit & Witze zur Handtaschen-Symbolik

Mein Sonntag verläuft grade ganz anders als geplant, denn Saschas kurzer Text "Die Handtasche… (Opens in a new window)" von gestern hat ganz viele Anekdoten, Feedback, Antworten und Fragen ausgelöst, auf Insta (Opens in a new window) gibt es viele Reaktionen, und bei manchen hat meine Insta-Story dazu heute schon Streit beim Frühstück ausgelöst. Das ist irgendwie gut und traurig in einem. Der Handtaschen-Post scheint einen Nerv zu treffen, das ist gut, aber es liest sich jetzt nicht so schön, dass er für Streit sorgt. Deshalb hoffe ich, ich kann vielleicht mit ein paar Ergänzungen manches davon wieder auffangen. 

Symbol der Unfairteilung

Ich erzähle einfach mal, wie's dazu kam: Die Handtasche als Symbol der MentalLoad begleitet uns seit über einem Jahr. 2020 waren wir gezwungen, uns beruflich komplett in Frage zu stellen, weil ja alle Vorträge und Lesungen abgesagt worden waren. Wir hatten deshalb unsere Veranstaltungskonzepte umgestellt auf Online-Formate, haben deshalb nach Bildern, Gegenständen gesucht, die sich eignen, um sie in die Kamera zu halten, damit das Publikum nicht über der Powerpoint einschläft. Für Vorträge zur Rosa-Hellblau-Falle hatten wir einen rosa Kinderrucksack von K3, in den wir Legofigürchen, rosa-blaue Schnuller, Nabelschnurscheren und anderen Gendermarketing-Krams gepackt hatten. Aber für Equal Care und Mental Load-Vorträge hatten wir nichts Entsprechendes. 

Da kam uns die Idee mit der Handtasche. Jetzt im Nachhinein klingt es ganz banal: Handtasche füllen, zeigen, drüber sprechen. Aber wir mussten uns erst selbst bewusst machen, was typischerweise in einer Handtasche steckt, und ob es hier um Selfcare oder um Fürsorge geht, ob das Bild noch passt, wo doch viele auch Wickel-Rucksäcke oder Chanel-Täschchen mit Make-up bei sich tragen. Außerdem gibt's doch die "Männerhandtasche" - ist das Problem also überhaupt eins oder interpretieren wir da was rein?

Mit Patricia @dasnuf (Opens in a new window) war ich zu der Zeit grade dabei, den MentalLoad@work-Test (Opens in a new window) zu entwickeln, und in einem Telefongespräch ging es deshalb auch mal um Vortragskonzepte und Methoden - und auch über die Handtasche. Danach haben Sascha und ich die Anfangsidee weitergesponnen und eine alte Lederhandtasche (aus dem "Ich kann nichts wegwerfen"-Schrank meiner Mutter) gefüllt. 

Mein eigenes Päckchen

Es ist alles drin, was auch ich immer bei mir trage. Naja, nicht ganz. Dafür ist sie zu klein. Ich selbst habe keine Handtasche, sondern einen Rucksack. Mehrere. Ach was, ich habe jede Menge Taschen, vorne dran selbstgenähte Stoffbeutel. Einen davon habe ich immer leer dabei, IM Rucksack. Für ungeplante "Wir haben keine Milch mehr-Anrufe". Ich bin auch die, die mit leeren Satteltaschen durch die Gegend fährt, auf dem Rückweg ist meistens was drin. Die anderen können das leider nicht nehmen, weil sie ja nur einen Gepäckträger haben. Unsere Töchter haben immervolle Handtaschen, unser Sohn hat einen grauen Turnbeutel. Den nimmt er mit, wenn wir zusammen irgendwo hingehen und ich ihn dazu zwinge, weil ich ja schon weiß, dass irgendwem auf dem Rückweg etwas einfallen wird, was sie*er dringend noch braucht. Ich habe kein Verständnis mehr dafür, immer die zu sein, die das dann übernimmt. A propos leerer Stoffbeutel im Rucksack. Aber hey, alles reiner Zufall, hat mit Gender nichts zu tun *hust*. Sascha habe ich zu seinen letzten Geburtstagen immer wieder Taschen geschenkt. Inzwischen ist es Routine geworden, dass er Wasserflasche und meinen Laptop einpackt. Und wenn wir ohne Taschen eine Runde spazieren gehen, checkt er immer, ob er selbst Taschentücher dabei hat, weil ihm bewusst wurde, dass er seit Jahren immer eins "leihen" musste 🤪. 

Wir stecken also mit drin, wir sind Teil des Problems und fern davon, drüber zu stehen. Wenn ich nicht mein eigenes Schubladendenken und verinnerlichte Stereotype trennen könnte von der Kritik an strukturellen Missständen, müsste ich also immer von meinen eigenen Posts beleidigt sein. Ist doch Unfug. Es fällt mir deshalb schwer zu verstehen, warum manche die Kritik so persönlich nehmen. Aber es ist wohl menschlich, erstmal abwehrend zu reagieren, wenn man auf einen Missstand hingewiesen wird, der einem bisher dahin unbekannt war. Und dann auch noch zu spüren, er sich nicht wegschieben lässt, man direkt davon betroffen ist. 

Einladung zum MentalLoad-Test

Am Ende hilft hier wieder nur Zeit und miteinander Reden. Und zwar dann, wenn beide gut gelaunt sind. Am besten mit Termin und regelmäßig, damit das in den Alltag übergeht und zur Routine werden kann. Damit man beim ersten Mal schneller reinkommt ins Thema, hier der Vorschlag, zu Beginn gemeinsam aber getrennt den @MentalLoadTest unserer @equalcareday-Initiative (Konzept @jo.luecke) auszufüllen. Also zweimal ausdrucken: equalcareday.de/mental-load-home-de.pdf (Opens in a new window)

1. Sichtbar machen: Was steht überhaupt alles an bei uns?

2. Rollen reflektieren: Wer macht eigentlich was und wie oft?

3. Auswerten: Was hat geklappt, was lief nicht so gut, was könnten wir ändern?

First World Problems

Zurück zur Handtasche. Was ich noch loswerden möchte, ist ein Wort zur Unverschämtheit von Handtaschen-Witzen. Zur Ignoranz, die hier zwischen den Zeilen steckt:

Der Mann kommt nach Hause: "Du siehst so erschöpft aus mein Schatz!"
Die Frau: "Bin ich auch, ich habe den ganzen Tag meine Handtasche aufgeräumt"

Fängt schon damit an, dass sie offenbar den ganzen Tag zuhause sitzt - Home Office wahrscheinlich - und nix Sinnvolles zu tun hat, "Das bisschen Haushalt… *flöt*". Und dann die Anspielung auf die Größe der Tasche. Funktioniert nur als Witz, wenn man alles, was drin steckt, als nutzlos erachtet. "Gedöns", "Krams", "Frauenzeugs"… Dass mann aber genau davon profitiert, bleibt besser im Unbewussten, sonst wäre ja der Witz hinüber. Tja sorry,  ja, ich bin die humorlose Spaßbremse mit den First World-Problems, die keine Mario Barth-Witze mag 🤷🏻‍♀️. Den hier dagegen find ich gut 😃:

https://www.instagram.com/p/CR59RHyCv5a/?utm_medium=copy_link (Opens in a new window)

@tannipi (Opens in a new window) 

Handtaschen-Lyrik

So und um den Kreis zu schließen, den Stoff-Sack und alle Taschen zuzumachen möchte ich jetzt nochmal zum Symbolbild der Handtasche und zum Equal Care Day zurückkommen. 

Als wir 2020 dann sicher waren, dass das Handtaschenbild funktioniert, haben wir bei Tanasgol Sabbagh ein Gedicht in Auftrag gegeben anlässlich des Equal Care Day. Ihr könnt es hier unter dem youtube-link nachhören. Und nächste Woche, wenn wir den Rückblick auf den Equal Care Day 2022 (Opens in a new window) fertig und auf youtube hochgeladen haben, dann gibt es dort den ganz aktuellen Live-Auftritt von letzter Woche nachzuschauen. 🎉

https://youtu.be/330ZmRtuhTg (Opens in a new window)

Grüße, Glück und Equal Care!

Almut 

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