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Emotionale Dysregulation und die Reaktion der Eltern 

Eine neue Studie untersuchte die Rolle der emotionalen Dysregulation bei ADHS Kindern / Jugendlichen und die darauf folgenden Reaktionen in der Erziehung / Betreuung von ihren Eltern (häufig ja auch mit ADHS "gesegnet")

Hier der Abstract der Studie :
"Obwohl die Reaktionen der Eltern auf die negativen Emotionen ihrer Kinder für die Entwicklung des sozialen und emotionalen Verhaltens von Jugendlichen wichtig sind, gibt es einen Mangel an Forschung, die diesen Aspekt der elterlichen Erziehung in Stichproben untersucht, die Jugendliche mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) einschließen. Die vorliegende Studie schließt diese Forschungslücke, indem sie die unabhängigen Auswirkungen der ADHS-Symptome in der Kindheit und der Reaktionen der Eltern auf negative Emotionen auf die Vorhersage von Emotionsdysregulation und Peer-Problemen bei Jugendlichen im Längsschnitt untersucht. Eine Stichprobe von 124 Jugendlichen (52 % weiblich) mit und ohne klinisch auffällige ADHS-Symptome wurde in der Kindheit (8-12 Jahre; M = 10,50) untersucht und 5-6 Jahre später in der Adoleszenz (13-18 Jahre; M = 16,15) nachuntersucht. Mit Hilfe von Pfadmodellen wurden die direkten Auswirkungen der ADHS-Symptome in der Kindheit, der unterstützenden Reaktionen der Eltern und der nicht unterstützenden Reaktionen der Eltern auf die Probleme der Gleichaltrigen im Jugendalter (Qualität der Freundschaft, abweichende Zugehörigkeit zu Gleichaltrigen, Aggression durch Gleichaltrige) sowie die indirekten Auswirkungen über die Dysregulation von Emotionen im Jugendalter untersucht. Emotionsdysregulation vermittelte die Auswirkungen von stärkeren ADHS-Symptomen und von weniger unterstützenden Reaktionen der Eltern auf jugendliche Peer-Probleme; die Reaktionen der Eltern sagten auch unabhängig voneinander spezifische jugendliche Peer-Probleme voraus. Selbst bei Jugendlichen mit klinisch erhöhten ADHS-Symptomen können die Reaktionen der Eltern auf die negativen Emotionen der Kinder wichtig für das Verständnis der jugendlichen Emotionsdysregulation und der Probleme mit Gleichaltrigen sein."



Ich habe gerade diese Woche ein Elterngespräch dazu gehabt. Eine sehr feinfühlige ADHSlerin, die aber sehr schlecht mit ihren negativen Gefühlen bzw. Spannungen umgehen kann. Es gibt ja ziemlich viele Belege dafür, dass viele (alle soll man ja nicht schreiben) ADHSler eben Lob bzw. Stolz nicht so richtig wahrnehmen bzw. eben Belohnungen nicht so wirklich ankommen. Dafür gibt es eine hohe Empfindsamkeit für Kritik und geradezu ein körperliches Leiden, wenn es um befürchtete Bestrafung bzw. Nichtbeachtung geht.

Irgendwie ständig "allein gelassen" und doch nie allein.



Dazu die heftigeren Gefühle und vor allem die Gefühlsschwankungen. Eigentlich so wie eine Dauerpubertät in extremeren Auswirkungen. Die Emotionssteuerung und das Wegfiltern bzw. Sortieren von Gefühlen ist irgendwie halt noch "unreif" bzw. wirkt dann auf die Umgebung bzw. der Eltern übertrieben. Dabei ist es wirklich "Leiden".

Den Gefühlen ausgeliefert - Dauerpubertät bei Kindern- und Jugendlichen bis weit in das Erwachsenenalter ?

Dazu nun Eltern bzw. vielleicht auch Lehrer, die eben gerade selber nicht ihre allerbesten Stunden haben, z.B. am Ende eines erschöpfenden Arbeitstages, in der Betreuung von älteren Angehörigen, bei alleinerziehenden Eltern oder wenn es eben aufgrund von mehreren ADHSlern in der Familie "rund" geht.

Wenn also Mama oder Papa selber mit der Selbstfürsorge und Entspannung im "Dispo" sind und nur noch genervt bzw. einfach fix und alle sind.

ADHSlerinnen (und wohl auch die Jungs) nehmen dann eher die Gesamtstimmung bzw. die non-verbalen Signale wie Mimik (Stirnfalte, leerer Blick), Gestik und die Gesamtstimmung im Raum wie ein Seismograph auf.

Und sie können damit eben "schlechter" umgehen, da sie da eine "dicke" Luft bz.w negative Spannungen empfinden, die sie nicht wirklich ansprechen können. 

Kennt man vielleicht ja selber auch aus seiner Pubertät, dass man dann eben besser "die Klappe hält" und sich nicht erneut lächerlich mit seinen heftigen Gefühlen und Abstürzen auf emotionaler Ebene blamieren will. 

Gerade dann, wenn man das Gefühl hat, dafür sein kein Raum, keine Zeit oder vielleicht eher ein abfälliger Blick oder sogar Sarkasmus die Antwort.

Wobei sich viele Eltern ja wirklich bemühen, aber dann genauso wie später Therapeuten eben eher abblitzen. Es ist nämlich dann wirklich superschwierig, da durchzudringen und zu zeigen, dass man sich wirklich Sorgen macht bzw. Anteil an den heftigen emotionalen Gefühlserlebnissen und Schwankungen nehmen möchte. 

Beständig unbeständig (Affektive Labilität)

Wenn man nur wüsste : Was gerade gilt bzw. was gerade los ist... Denn es wechselt ja auch mehrfach und in kürzester Zeit (bei der affektiven Labilität). Quasi wie das Wetter auf einer Insel. Wenn etwas vorher zu sehen ist, dann nur der Wechsel.

Ich wüsste auch nicht als Elternteil, wie man nun "richtig" damit umgeht.

Sie spürt dann wiederum, dass die Eltern mit dem "zu viel" an Emotionen und dem "zu viel" an Wechseln überfordert sind. Schon genug mit eigenen Belastungen und Turbulenzen des Alltags zu kämpfen haben. Und zu wenig für sich selber tun.

Dann wird man eben dieses "zu viel" allein ausmachen müssen.

Was aber hilft, ist es anzuerkennen. Also eine Validierung der negativen Gefühle und der Gefühlsschwankungen, die die Jugendlichen oder Erwachsenen erleben.


Quelle : McQuade JD, Breaux R, Mordy AE, Taubin D. Childhood ADHD Symptoms, Parent Emotion Socialization, and Adolescent Peer Problems: Indirect Effects Through Emotion Dysregulation. J Youth Adolesc. 2021 Oct 8. doi: 10.1007/s10964-021-01510-3. Epub ahead of print. PMID: 34623567.

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