Gute Vorsätze bei ADHS
sind so haltbar wie frisches Obst...
Nun ja. Das neue Jahr ist ein paar Tage frisch, aber viele gute Vorsätze sind wahrscheinlich schon in die Tonne gekloppt und vergessen. Sie sind weniger haltbar wie frisches Obst.
Dafür kann es vermutlich viele Gründe geben, die auch für "Stinos" = neurotypische stinknormale Menschen gelten. So nehmen sich viele Menschen vor, mehr Sport zu treiben. Oder mit dem Rauchen aufzuhören. Weniger Social media - Konsum oder überhaupt gesünder Leben.
Meistens liegt ein Problem darin, dass man sich dann zwar vornimmt, was man NICHT mehr tun soll / will. Aber noch überhaupt kein inneres Zielbild damit verknüpfen kann, wie sich dann das erwünschte Zielverhalten nun im Alltag zeigt, wie man es in seine Lebenswirklichkeit integriert von der einmaligen Handlung in eine Regelmässigkeit = Routine und damit zu einer Gewohnheit werden lässt.
Es liegt ja in der ureigenen Natur von ADHS, dass genau dieses regelmässige Umsetzen verunmöglicht, zumindest aber deutlich erschwert. Je langfristiger die Ziele, desto unwahrscheinlicher die Umsetzung. Einfach, weil der Zeit-Horizont gar nicht wahrgenommen und gehalten werden kann, wenn das Gehirn im Hier und Jetzt lebt.
Aus meiner Sicht ist es aber ebenso problematisch, dass wir (also neurodiverse Menschen) uns mit den neurotypischen "Muster-Knaben" (im Sinne von angeblich vorbildlichen Mustern) vergleichen, die aber eben nach ganz anderen neuropsychologischen Mustern und Abläufen "funktionieren". Sich dann mit anderen Menschen zu vergleichen, wird früher oder später zum Frust führen.
Und gerade mit negativen Erlebnissen können eben ADHS-Klienten dann wesentlich schlechter umgehen als ihre neurotypischen Mitmenschen. Jegliche Kritik bzw. negative Emotionen (hot executive functions) führen umso stärker dazu, dass unser Gehirn blockiert und quasi "aussteigt".
Dann wird aber eben nicht allein der einmalige Misserfolg registriert und als Lernerfahrung abgelegt, vielmehr werden Misserfolge generalisiert und als innerer Beweis dafür genommen, dass man ja eh ein totaler Versager ist und sich dann auch jede Form von weiterer Anstrengung als unsinnig herausstellen wird.
Der Misserfolg beim Umsetzen eines guten Vorsatzes führt dann also nicht selten dazu, dass eben auch andere gute Fortschritte und Verhaltensänderungen abgewertet werden und man bisherige gute Entwicklungen auch sein lässt.
Realistische Ziele als Vorsätze setzen
Bei ADHS ist ja auch schon das Setzen von Zielen und Prioritäten häufig ein wesentliches Problem. Für mein Coaching-Programm werden wir uns daher ganz ausführlich mit dem Setzen und Erreichen von Zielen auseinander setzen. Weil es so wichtig ist, sich dann bei Erfolgserlebnissen auch erwischen zu lassen (statt nun immer nur als schwarzes Schaf bei Misserfolgen).
Denn es ist ganz und gar nicht trivial, nun ein umsetzbares Ziel so zu formulieren, dass man es auch wirklich als "erledigt" dann abhaken kann. Lieber weniger vornehmen, dafür aber mehr MACHEN.
Also raus aus der "Impotenz des Gehirns", rein in die Performance = Umsetzen vom Wollen ins Tun. Das ist ja auch der Hauptansatz in meinem Coaching-Programm, das jetzt in wenigen Tagen am 15.1. startet (Opens in a new window).
Meine Ziele mit ADHSSpektrum
Für das neue Jahr habe ich mir natürlich auch einige Ziel in Hinblick auf meine Webaktivitäten gesetzt. Es wäre toll, wenn ich meinen ADHS-Newsletter weiter bekannt machen könnte. Dazu möchte ich 2023 100 neue Newsletter-Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen (Opens in a new window). Und vielleicht auch die Unterstützer der Steady-Seite um 25 Leserinnen und Leser steigern.
Wenn Du also meine Ziel-Erreichung unterstützen magst und die Seiten bzw. den Newsletter weiter empfehlen (Opens in a new window) magst, wird meine Zielerreichung vielleicht etwas realistischer. Beispielsweise, indem du andere potentielle Interessenten über Markieren bei Facebook, emails oder persönliche Ansprache auf mich und ADHSSpektrum aufmerksam machst.
Aber auch hier schlägt dann ADHS in der Motivation bzw. gerade "De-Motivation" erbarmungslos zu. Das kenne ich schon von anderen Projekten, wo die anfängliche Begeisterung und Motivation dann schnell von ersten Rückschlägen in die Paralyse führt.
Eine Steigerung der Besucherzahlen ist aber gar nicht so einfach, weil es einfach bei einem Newsletter dazu gehört, dass sich "Karteileichen" auch mal wieder austragen. Das ist völlig normal.
Wenn ich aber eine Nachricht über die Abmeldung eines Teilnehmers erhalte, schmerzt das mein Gehirn gefühlt 10 mal stärker als die eigentlich erfreuliche neue Anmeldung.
Vom Verstand her müsste es aber genau umgehehrt sein. Es ist doch völlig oK sich aus einem Newsletter abzumelden, wenn ich andere Prioritäten habe und mein Postfach nicht damit zu mülle. Würde ich ja auch so machen.
Umso toller, wenn sich dann eine neue Teilnehmerin / Teilnehmer bewusst dafür entscheidet. Das müsste also emotional viel viel stärker bei mir ankommen.
Aber hier liegt eben ein emotionales Problem bzw. ein Problem im Belohnungssystem meines Gehirns, das ich akzeptieren lernen muss. Das Gehirn nimmt also Situationen nicht gleich wahr.
Bei jeder Abmeldung neige ich dazu, ALLES an Aktivitäten in Sachen ADHS im Internet in Frage zu stellen. Was ja nun wirklich Quatsch ist. Ich muss also lernen, dann aktiv das Gehirn einzuschalten und gegen diese inneren Dämonen und Fehlbewertungen anzugehen.
Das wird u.a. dann auch Thema eines weiteren Webinars sein, das sich mit den Denk- und Emotionsfehlern beschäftigen wird.
Ich bin gerade in der Planung der weiteren Themen und bin hier auch noch für Anregungen / Wünsche von Euch offen.