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Nicht nur bei Autismus : Burnout aufgrund der Reizoffenheit und Erschöpfung der Exekutivfunktionen

"Neurodiversität- Burnout" ist die starke körperliche, geistige oder emotionale Erschöpfung, die oft mit einem Verlust von Fähigkeiten einhergeht und die einige Erwachsene mit Autismus und / oder ADHS erleben. Viele Autisten sagen, dass dies hauptsächlich auf den kumulativen Effekt zurückzuführen ist, sich in einer Welt zurechtfinden zu müssen, die für neurotypische Menschen konzipiert ist. Und eben der Herausforderung, dann immer wieder an die Erwartungen von neurotypischen Mitmenschen bei der Arbeit und speziell in sozialen Situationen anpassen zu müssen. Oder zumindest zu glauben, dass dies so erwartet wird.

Ungedeckter Dispo auf ein Energiekonto der Exekutivfunktionen und Reizfilter

Burnout kann vor allem emotional sensible  Erwachsene betreffen, die über ausgeprägte kognitive und sprachliche Fähigkeiten verfügen und mit neurotypischen Menschen zusammenarbeiten oder zur Schule gehen. Auch im Familienleben oder anderen sozialen Situationen kann es dann nach einer längeren Phase der Anpassung (bis hin zum Camouflage) im Sinne einer ständigen Kompensationsleistung früher oder später - und häufig eher aus banaleren Anlässen - zur Dekompensation führen.

Ich vergleich das dann gerne mit einem nicht mehr gedeckten Dispo-Kredit. Nur eben in Hinblick auf das Vermögen, noch mit letzten Reserven Energie und höhere Hirnfunktionen irgendwie im Soll zu halten. 

Wie sieht die Erfahrung vom Burnout bei Neurodiversität  aus? 

Dieses Erschöpfungsphänomen bis hin zur "Fatigue"  variiert stark von Person zu Person. Manche Personen erleben es als ein überwältigendes Gefühl der körperlichen Erschöpfung, dann wird eben eher "Fatigue" im Sinne einer körperlich bedingten Ursachen angenommen. Tatsächlich kann es sein, dass eine vorherige Infektion oder andere körperliche Erschöpfung quasi als letzter Tropfen auf den heissen Stein dann zum Versagen der Selbststeuerung und Erholungsfähigkeiten führte.  

Es kann sein, dass sie mehr Schwierigkeiten als sonst haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, und dass sie zu Ausbrüchen von Traurigkeit oder Wut neigen. Burnout kann sich als intensive Angst äußern oder zu Depressionen oder Ängsten beitragen. Es kann zu einer Zunahme von Rückzug und Vermeidung führen, wie z. B. repetitive Verhaltensweisen bis hin zu Zwängen oder auch Tics, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber sensorischen Reizen oder Schwierigkeiten mit Veränderungen.

Burnout kann manchmal zu einem Verlust von Fähigkeiten führen: Eine autistische Frau, die normalerweise über starke verbale Fähigkeiten verfügt, kann zum Beispiel plötzlich nicht mehr sprechen oder es treten vorrübergehende Bewegungsstörungen / Lähmungen oder Zeitwahrnehmungsprobleme wie bei einer Dissoziation auf

Wie ist das Konzept des Burnout entstanden? 

Nur wenige Studien haben das autistische Burnout formell untersucht. Autismusforscher sind erst in den letzten fünf Jahren auf das Phänomen Burnout aufmerksam geworden. Sie haben es direkt durch Diskussionen mit autistischen Teilnehmern persönlich oder online kennengelernt. Die Übertragung dieser Erfahrungen auf andere Bereiche wie ADHS, Traumafolgestörungen oder auch Depressionen ist bisher eher ungewöhnlich und damit sehr selten berücksichtigt.

Das Konzept spiegelt die wachsende Selbstvertretungsbewegung in der Autismus-Gemeinschaft wider, die dazu geführt hat, dass sich die Forscher zunehmend auf Erwachsene mit Autismus und ihre inneren Erfahrungen konzentrieren. Aber es ist nicht ganz neu: Einige Forscher weisen darauf hin, dass Kinder mit Autismus Zusammenbrüche haben oder ihre Fähigkeiten verlieren können, wenn sie von den Anforderungen einer schwierigen Umgebung überfordert sind.

Was verursacht Burnout?

Burnout ist oft eine Folge des Camouflage. oder der Maskierung, einer Strategie, bei der autistische Menschen neurotypisches Verhalten nachahmen, indem sie Skripte für Smalltalk verwenden, sich zwingen, Blickkontakt herzustellen oder sich wiederholende Verhaltensweisen unterdrücken. Diese Strategien können Autisten bei der Arbeit und in ihren Beziehungen helfen, erfordern aber einen immensen Aufwand.

Es kann auch durch Reizüberflutung entstehen, z. B. durch eine laute Busfahrt, durch Anforderungen an die Exekutivfunktionen, wie z. B. das Jonglieren mit zu vielen Aufgaben auf einmal, oder durch Stress im Zusammenhang mit Veränderungen.

Wie erholen sich Autisten von einem Burnout?

Das hängt von der jeweiligen Person ab und davon, wie Burnout für sie aussieht. Ein erster Schritt besteht für Autisten darin, sich von der Situation zu lösen, die das Burnout ausgelöst hat. Das kann so einfach sein wie die Rückkehr in ein Hotelzimmer, um sich nach einem Tag voller unvorhersehbarer sozialer Interaktionen auf einer Konferenz allein auszuruhen. Andere brauchen vielleicht länger, um sich zu erholen. Einige autistische Menschen haben ein Burnout beschrieben, das so schwerwiegend ist, dass seine Auswirkungen jahrelang anhalten. Mit zunehmendem Alter kann Burnout häufiger auftreten und schwieriger zu überwinden sein.

Ist es möglich, Burnout zu verhindern?

Eine wichtige Strategie zur Vorbeugung von Burnout ist Selbsterkenntnis. Autisten können mit der Zeit lernen, welche Situationen bei ihnen am ehesten ein Burnout auslösen. Sie können auch auf Anzeichen achten, die darauf hindeuten, dass sie sich einem Burnout nähern: Einige Autisten beschreiben, dass sie sich von ihrem Körper abgekoppelt fühlen oder in diesem Zustand einen Tunnelblick haben.

Mit diesem Bewusstsein können sie Strategien entwickeln, um ein Burnout zu vermeiden, z. B. ein gesellschaftliches Ereignis frühzeitig zu verlassen oder nach einer Reise einen Erholungstag einzuplanen, bevor sie zur Arbeit zurückkehren. Sie können auch um Vorkehrungen bitten, die es ihnen leichter machen, ein Burnout zu vermeiden, z. B. ein Flugzeug vorher zu besteigen oder einen Teil der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten.


ursprüngliche Quelle : 

https://www.spectrumnews.org/news/autistic-burnout-explained/ (Opens in a new window)

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