Debatte um Schwangerschaftsabbrüche: Kann die Wissenschaft schlichten?
Mit einer künstlichen Gebärmutter könnten Schwangere sicher "abtreiben", Embyros und Föten weiter reifen. Debatte beendet?
Illustration: Enalta Fitret (Opens in a new window)
In den sozialen Netzwerken geht es wieder viel um das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Darüber zu diskutieren ist wichtig, denn im Gegensatz zum technischen Fortschritt können sich Menschenrechte sowohl weiter- als auch schnell wieder um 50 Jahre zurückentwickeln. Und genau beobachten wir gerade in den USA: Der Oberste Gerichtshof, der seit Trumps Präsidentschaft überwiegend mit konservativen Richterinnen und Richtern besetzt ist, will die Grundsatzentscheidung „Roe v. Wade“ zurücknehme (Opens in a new window)n. Das Urteil von 1973 ermöglichte Schwangerschaftsabbrüche bis zur Lebensfähigkeit des Fötus, also etwa bis zur 24. Woche. Wenn „Roe v. Wade“ aus der US-Verfassung gestrichen wird, wäre es jedem Bundesstaat überlassen, das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche einzuschränken oder nicht.
Wie kann das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch unabhängig gemacht werden von vorherrschenden Werten: Kann Technik womöglich die Argumente gegen Schwangerschaftsabbrüche auflösen, etwa indem sie Schwangerschaftsabbrüche ermöglicht ohne das Leben von Föten oder Embyronen zu beenden? Könnte eine künstliche Gebärmutter die Debatte um Schwangerschaftsabbrüche beenden?
§218: Beschämung, Angebotsarmut, Prekariat
Diese Fragen stellen sich nicht nur für die Schwangerenrechte in den USA, in Deutschland sieht die Situation mit dem §218 StGB noch prekärer aus: "Hier waren Schwangerschaftsabbrüche noch nie legal, aber unter bestimmten Voraussetzungen bleiben sie heutzutage straffrei", sagt Autorin Marlene Hellene am Telefon. Kürzlich ist ihr drittes Buch mit dem Titel "Bauch frei!" erschienen, in dem sie über selbstbestimmte Schwangerschaften schreibt.
Was dieses "straffrei" bedeutet und mit unserer Gesellschaft macht, kann ich dieser Tage in meinem sozialen Netzwerk lesen: Ich scrolle mich durch Postings, in denen Menschen ihre eigenen Schwangerschaftsabbrüche beschreiben und die Beschämung, die damit einherging. In denen sie Schwierigkeiten schildern, überhaupt Ärzt*innen zu finden, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. In denen heute prekär lebende Alleinerziehende erzählen, wie sie von der eigenen Familie, Freund*innen und/oder der Pflichtberatung bei Profamilia dazu gedrängt wurden, ihre Schwangerschaft fortzuführen.
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