Daddy Cool oder: Iss das nicht!
Ich hatte im letzten Post bereits angekündigt, dass es sporadisch Ergüsse aus dem Vaterleben geben wird. Und während ich mir also Gedanken mache, welche Projekte ich hier wie starte, passieren eben alltäglich Sachen.
Kinder sind toll. Kleine Kinder, die durch die Wohnung spazieren, als hätten sie panische Hamster an den Füßen, sind noch toller. Und wenn diese dann noch die orale Phase ausleben (die Kinder, nicht die Hamster), haben Eltern ihren Spaß. Und ihre liebe Not. Man ist selten multitaskingfähig. Mütter bekommen das oft besser hin als Väter. Aber beide übersehen diese flinken kleinen Finger. Hier ein Krümel, dort ein Fussel. Und ob der Rest vom Styropor gut schmeckt?
Die Wohnung ist dabei kontrollierbar. Tür zu, Kind unter den Arm klemmen und in einen vermeintlich sauberen Bereich bringen. Das ist guter Sport, immerhin verschwinden die Winzlinge flugs wieder exakt in jene Ecken, die spannend sind. Auf den Balkon zum Beispiel, der hinter der Küche liegt. Auf dem nimmt das Zwergenwesen noch eine vergessene Blaubeere mit. Mama und Papa flitzen dann panisch los, die letzte Handbewegung noch sehend, um den Mundinhalt bettelnd. Während das Kind die Lippen zusammenpresst und irgendwie nicht versteht, warum es jetzt das leckere Zeug ausspucken soll. Bei unserem Kind klappt das zum Glück. Sie spuckt aus, aber nur, wen es nachweislich nicht essbar ist. Will heißen: Wenn alles gut durchgekaut wurde.
Wohnung ist also kein Problem. Jetzt geht es aber nach draußen. Und das ist eine Welt voller kulinarischer Besonderheiten. Da wartet frisches Gras und Hülle und Fülle. Wenn das dann noch mit bunten Blüten durchsetzt ist, ploppt die leise Frage auf, wie viel wir Menschen genetisch mit Ziegen gemein haben. Mit Hingabe wird das Moos aus den Wegfugen gepuhlt und verkostet. Als Beilage gibt es Gänseblümchen an Klee. Der Nachtisch besteht aus Kieselsteinen an Erdklumpen.
Ich war schon immer überzeugt, dass Babys eigentlich keine Neulinge auf der Welt sind. Eigene Sprache, eigene Bewegungsmuster. Und eben eine eigene Speisekarte. Da brauchen Eltern sich gar nicht wundern, warum die Hauptmahlzeiten verschmäht werden. Das kleine Bäuchlein ist bereits proppevoll mit allerlei Leckereien. Wenn bis hier alles gut ging, die Ausspuckwünsche der Altvorderen erfüllt wurden, dann ist heile Welt angesagt. Trotzdem warte ich auf den Moment, wo statt eines Grashalmes etwas zappligeres aus dem Mundwinkel schaut. Dann überlege ich mir das mit der Ziege im Genom noch mal.
Bis dahin bleiben wir bei Puls 180, strammen Läuferwaden und sich wundernde Kinder.
Teaserbild: von Trang Doan auf pexels.com