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"Ain´t afraid of no ghosts"

St.Pauli, Januar 2022. Freche Geister haben es sich mitten in der Pandemie erlaubt, Weihnachtssüssigkeiten zu klauen. Es ist mir gelungen, sie in den Ruheraum im Haus der Familie zusammen zu treiben und die Geisterjäger zu rufen …

Sechs Paar große Augen schauen mich gespannt und erwartungsvoll an! Als ich sie zum Raum mit den eingeschlossenen Geistern führe und eins der Kinder die Türklinke berührt, vibriert die ganze Tür bedrohlich … Plötzlich erscheint ein Geist im runden Fenster der Tür und die "Geisterjäger" laufen kreischend davon.

Ich kann nicht von mir behaupten, eine besonders engegierte Mutter zu sein. Spielplätze haben eine einschläfernde Wirkung auf mich und sobald sich mehr als ein Kind in meiner Gegenwart befindet, bekomme ich Tinitus. Aber seit einigen Jahren macht es mir wahnsinnig Spass, Geburtstagspartys meines Sohnes zu organisieren. Vor allem, seitdem er selbst mit so großartigen Einfällen auf mich zukommt. So war es auch die Idee meines Kindes, seinen achten Geburtstag mit einer Ghostbusters-Party zu feiern, die mich total begeistert hat.

Es war spannend bis zum Schluss. Zum einen, weil wir fast ein Jahr zuvor angefangen haben zu planen. Zum anderen, natürlich, wegen der Pandemie. Seinen siebenten Geburtstag hat das Kind mit nur einem Freund draussen gefeiert. Im Sommer habe ich ihn mal total unglücklich von der Schule abgeholt, einfach weil er nicht zu einer Party eingeladen wurde. Man merkte schon die aufsteigende Frust und es war bis zum letzten Tag nicht klar, ob wir seinen Geburtstag im Januar feiern können, oder unsere Mühen und Vorfreuden sich in eine Riesenenttäuschung verwandeln.

Trotzdem haben wir es durchgezogen! Wir haben uns Spiele ausgedacht, coole Einladungskarten gebastelt, Freunde mit einbezogen und Prototype getestet, gebacken und geklebt. Es gab einige kleine Vorparties, bei denen wir Marshmallowmännermodelle gemacht und am Ende genüsslich verspeist, oder Protonenstrahlerversionen ausprobiert und Geisterschredder aus einem Handstaubsauger nachgebaut haben. Wir haben überlegt, in welcher Form man Geister am besten darstellt und wie man eine Gesterfalle originalgetreu nachbauen kann. Allein schon die Vorbereitung hat genau so viel Spass gemacht, wie die Party selbst.

Das hätte ich nie alleine geschafft, wäre mein Kind nicht so motiviert und hätten wir nicht eine großartige Unterstützung von Freund:innen und im Haus der Familie gefunden. Stefi hat die Ghostbusters-Playlist zusammengestellt, Jessica – die Luftballons und das Helium für die "Geister" organisiert, Marc hat eine abgefahrene Geisterfalle gebaut mit sich automatisch schließenden und öffnenden Klappen und einer Kontrollleuchte – die konnte sogar Luftballons mit einem Faden und einem kleinen Propeller in sich hinein ziehen und zum Platzen bringen! Und Katha hat richtig leckere Ghostbusters-Cupcakes gebacken. Ich glaube, gerade wegen der Pandemie hatten alle so viel Spass an den Vorbereitungen.

Als die Jungs sich wieder getraut haben, den Geisterraum zu betreten, durften sie sich ihre Waffen aussuchen und die Geister-Ballons von der Decke holen. Jessica war verständlicherweise nicht begeistert von dem Inferno, das mit ihren mühsam aufgepumpten Ballons ereignete (sie hat es verkraftet und wir sind immer noch gut befreundet :). Danach gab es Spinnenrennen, ein Geistershooting mit dem Geist Marc, "Reise nach New York" mit der besten Ghostbusters-Playlist von Stefi und einen Geisterschmaus. 

Das Haus der Familie in St.Pauli ist eine Schatzkammer mit vielen Angeboten für Familien, Jugenliche und Kinder. Es gibt dort Party- und Seminarräume, eine Turnhalle, Werkstatt, Cafeteria und Spielräume. Eine Organisation mit unterschiedlichen sozialen Trägern und der Grundschule erlaubt ein umfassendes Angebot an Hilfe, Vernetzung und Unterstüzung im Stadtteil. Die Räume kann man an angebotsfreien Tagen auch privat oder zum Beispiel für Kurse und Seminare anmieten.

Am Ende waren die Kinder erschöpft und aufgedreht, ich – halb taub, aber stolz und erleichtert, die Süßigkeiten geretten und die Geister eingefangen.

Tschüss und bis nächste Woche!

Julia Zeichenkind

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