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Der Schlüssel zum Sieg? Be the Change!

Das Logo von WTH, America? mit einer hängenden US-Flagge

Liebe Leser:innen,

mitten im Malmstrom des Demokraten-Parteitags kommt der Newsletter diese Woche etwas später, dafür aber mit ein paar vorläufig geordneten Gedanken zum bisherigen Geschehen in Chicago – und einem kleinen Spickzettel für die Rede von Kamala Harris heute Abend.

Ich bin gespannt, wie Harris darin gewichtet und eigene Biografie und politische Ziele abwägt. Während das politische Kommentariat gerne „Mehr Policy!“ fordert, fahren Harris und ihr Vize Tim Walz mit ihrem „Vibes-Wahlkampf“ gut – es ist nicht unmöglich, dass sich das auch noch zweieinhalb Monate bis zur Wahl durchziehen lässt. Seit dem Rückzug von Joe Biden vor nur einem Monat sind 500 Millionen Dollar an Spenden eingegangen, das sind mehr als zwei Drittel dessen, was Donald Trump 2016 für seinen gesamten Wahlkampf ausgegeben hat.

Zwar sagen viele Wählerinnen im Umfragen, sie wüssten nicht, wofür die Demokratin steht, aber das kann sich ja sowohl auf ihre allgemeine Haltung und Werte als auch auf ihr konkretes Programm beziehen.

Aus der Politikwissenschaft (Öffnet in neuem Fenster) wissen wir, dass es nur wenig Wähler:innen gibt, die tatsächlich rational entlang einzelner Politikvorschläge entscheiden, sondern dass die allermeisten erst Sympathie für eine:n Kandidat:in oder eine Partei entwickeln und dann Rechtfertigungen und Bestätigungen im Programm finden.

Auf den Prüfstand kommt das alles heute Nacht in der bisher wichtigsten Rede im Leben der Kandidatin. In den vergangenen Tagen haben sich die Abendprogramme in Chicago hingezogen, vor 4.30 Uhr deutscher Zeit wird Harris wohl kaum sprechen. Doch neben der Frage nach der Detailtiefe ihrer Rede interessiert mich noch etwas anderes.

Let's go.

VERSTEHEN

Wandel oder weiter so: Wer steht wirklich für Veränderung?

Wird sich Harris als Kandidatin des Wandels präsentieren? Mich hat dazu ein Aufsatz von Bruce Mehlman bei Substack (Öffnet in neuem Fenster) fasziniert. Darin führt er aus, wie sehr sich Wähler:innen in den USA und weltweit nach Veränderung sehnen. In zehn von zwölf bundesweiten Wahlen in den USA im 21. Jahrhundert hat es einen Machtwechsel in Senat, Repräsentantenhaus oder im Weißen Haus gegeben. Anscheinend lieben die Leute eben doch das Neue. International haben zuletzt die Erfolge der Linken in Frankreich, von Labour in Großbritannien und bei der Europawahl in vielen Ländern ähnlich funktioniert.

Damit bleibt nun die Frage: Wer steht in dieser US-Wahl für Veränderung und wer für das Establishment? Beide Kandidaten würden gerne als neue Außenseiter gelten, aber beide sind eigentlich längst Teil des Apparats – wenn auch bei Trump mit einer Pause oder bei Harris mit der Einschränkung, dass die Vizepräsidentschaft kaum eigene Macht hat.

Fest steht aber: Seit Joe Bidens Rückzug kommt auf jeden Fall Harris als viel jünger, fröhlicher und Erneuerung versprechender rüber. Frisch genug, um Veränderung zu verkörpern, erfahren genug, um nicht wie ein Risiko zu wirken.

Die gesamte Parteitagsinszenierung unterstreicht den neuen und hoffnungsvollen Ansatz, was hervorragend dieser Facebook-Clip vom Abrufen der Delegiertenstimmen zeigt, dem sogenannten Roll Call.

https://www.facebook.com/MorningJoe/videos/native/525978729957628/ (Öffnet in neuem Fenster)

Tim Walz hat bei seiner Vorstellung vor zwei Wochen zu Harris gesagt: „Thank you for bringing back the joy!“ Michelle Obama meinte am Dienstag: „Hope is making a comeback!“ Beide haben Recht und beide grenzen Harris nicht nur von Trump ab – sondern eben auch von Joe Biden. Vox (Öffnet in neuem Fenster) findet, dass die Demokraten bisher große Angst hatten, über die Lethargie unter Biden zu sprechen und dass eben genau deshalb sich die vergangenen Wochen seit dem Wechsel so aufregend angefühlt haben.

Subtiler lassen sie auch immer eine andere Frage mitschwingen: Willst Du lieber Angst haben und Dich aggressiv wehren müssen, so wie Trump es von Dir will? Oder willst Du bei unserer Party dabei sein und den Herausforderungen der Welt mit Freude begegnen?

Die Demokraten und das Harris-Team sind seit Wochen exzellent darin, im Kontrast zu den Republikanern eine andere Welt zu zeichnen. Tanz, Lachen, warmherzige Tränen eines stolzen Sohnes (Öffnet in neuem Fenster) über seinen Vater auf der einen Seite – Gejammer, düsteres Geraune über Kriminalität („Man kann in New York und anderen Großstädten nicht über die Straße gehen und einen Laib Brot kaufen, ohne dass auf einen geschossen oder dass man vergewaltigt wird!”, sagte Trump am Dienstag in einer Rede) und aggressive Männlichkeit auf der anderen Seite.

Pete Buttigieg bringt es auf den Punkt und sagte in seiner Rede: „Ich glaube einfach nicht daran, dass Amerika gerade für Dunkelheit zu haben ist.“ Gut möglich, dass er damit auch die Lethargie meinte, für die bis vor kurzem noch Joe Biden stand – und die dafür sorgt, dass Kamala Harris sich glaubhaft als Wandelkandidatin inszenieren kann.

VORAUSSCHAUEN

Die Promis in der Abschlussnacht

Was reden wir lange drumherum? Natürlich ist der Demokraten-Parteitag auch wegen der vielen Promi- und Showauftritte gutes Fernsehen. Oprah und John Legend waren gestern da, schon am ersten Abend war allein schon die Nationalhymne (Öffnet in neuem Fenster) eine beeindruckende Nummer. Heute soll sie von den Chicks gesungen werden, jener Country-Band, die wegen Kritik am Irakkrieg von den Konservativen verstoßen wurde. Außerdem steht bereits Pink fest – und seit Tagen kursieren in Chicago Gerüchte, Beyoncé könnte auftauchen und live den Harris-Campaign-Song „Freedom“ singen. Wer besonders waghalsig ist, hofft darauf, dass Taylor Swift ihre Unterstützung live bekanntgibt.

VERTIEFEN

Den Auftrag verstehen – „Bulwark“-Podcast mit Redenschreiber Jon Favreau

Im Bulwark-Podcast von Tim Miller war Obamas Redenschreiber und „Pod Save America“-Host Jon Favreau zu Gast. Er erzählte von der Vorbereitung auf die Parteitagsrede des Ex-Präsidenten. Danach gefragt, ob Obama mit seiner Handgeste zum Publikum von Donald Trump möglicherweise sogar auf die Penis-Größe des Ex-Präsidenten angespielt habe, sagte Favreau nur, dass die Geste in den Proben nicht vorgekommen sei. Doch auch fernab von solchen eher popkulturell interessanten Fragen ist der Bulwark-Podcast (Öffnet in neuem Fenster) mit leicht konservativer Einfärbung sehr oft eine interessante Quelle.

https://makeagif.com/i/cPlX4a (Öffnet in neuem Fenster)

ANDERSWO

Neue Arbeit von mir an anderer Stelle

Podcast-Kollege Bastian Hartig ist aktuell in Chicago, die neue Folge von „Bei Burger und Bier“ (Öffnet in neuem Fenster) am Wochenende hat dann viele Eindrucke aus erster Hand.

Mit kleinen Augen verabschiede ich mich bis zur DNC-Analyse kommende Woche.

Best from NYC,

Christian

PS: Solltet ihr „WTH, America“ von Freundin oder Feind weitergeleitet bekommen haben, könnt ihr selbst hier den

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