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Wort-Dock

Newsletter # 1 im Dezember 2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit etwa einem Jahr denke ich darüber nach, einen regelmäßigen Newsletter zu veröffentlichen - zu lange, um auf Dauer inaktiv zu bleiben. Heute, wenige Tage vor Weihnachten, beginne ich deshalb endlich damit! In meinem monatlichen Kultur-Brief Wort-Dock soll es ab sofort um Bücher und Ausstellungen gehen. Ich beginne mit zwei Buchvorstellungen - einem japanischen Krimi sowie einem kleinen Geschenkbuch zum Thema Pause - und einer Ausstellung im Hamburger Vorort Wedel.

Viel Spaß beim Lesen!

Raffinierter Krimi aus Japan

Kriminalroman "Die rätselhaften Honjin-Morde" von Seishi Yokomizo, erschienen bei Blumenbar/Aufbau Verlage

Titel: Die rätselhaften Honjin-Morde

Autor: Seishi Yokomizo

Verlag: Blumenbar / Aufbau Verlage GmbH

Originaltitel: Honjin Satsujin Jiken

Aus dem Japanischen übersetzt von: Ursula Gräfe

Erstveröffentlichung: 1973

Deutsche Erstveröffentlichung: 2022

Gebundene Ausgabe: 206 Seiten, 20 Euro

Inhalt: Der Krimi spielt im Winter 1937 in einem japanischen Dorf. Kenzo, der älteste Sohn der wohlhabenden Familie Ichiyanagi, heiratet die Lehrerin Katsuko. In der Hochzeitsnacht ertönen schreckliche Schreie aus dem Gebäude des Paares. Als die anderen nachsehen, was passiert ist, finden sie die Leichen der frisch Getrauten im Schlafzimmer. Die Türen und Fenster des Raums sind von innen verschlossen, und draußen im Schnee steckt ein blutiges Schwert. Was ist passiert? Und was hat der seltsame, maskierte Mann mit der Familie zu tun, der kurz vor dem Mord im Dorf aufgetaucht ist? Ginzo, der Onkel der getöteten Braut, bittet den jungen, unkonventionellen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi herbei…

Bei diesem Roman handelt es sich um ein Locked Room Mystery - also um ein unmögliches Verbrechen, das in einem von innen verschlossenen Raum stattfindet. Im Vordergrund derartiger Fälle steht nicht nur um die Suche nach dem Täter, sondern vor allem die Frage, wie das Verbrechen begangen werden konnte. Zugleich gibt der Roman Einblicke in die japanische Kultur.

Hauptteil: Seishi Yokomizo (1902 - 1981) hat für „Die rätselhaften Honjin-Morde“ den ersten Preis für Kriminalautoren Japans gewonnen. Der Roman bildet den Auftakt der Kosuke-Kindaichi-Serie, die in Japan 77 Bände umfasst. Er ist zugleich der erste auf deutsch erschienene Band dieser Reihe.

Yokomizo erzählt die Geschichte in der Rolle eines Kriminalgeschichten-Autors, der eine wahre, ihm zugetragene Begebenheit berichtet. Er arbeitet bereits an früher Stelle mit dem zeitlichen Vorgriff, es handele sich um ein Locked Room Mystery, und benennt entsprechende Vorbilder aus der Kriminalliteratur. Dieser Einstieg, gepaart mit dem sachlich-dokumentarischen Erzählstil, haben es mir anfangs erschwert, mich auf die Lektüre einzulassen. Doch der Fall ist äußerst raffiniert konstruiert und hat mich schnell in seinem Bann gezogen. Der Autor treibt die Geschichte durch Vorgriffe sowie Rückblenden voran und weist die Lesenden in der Rolle des allwissenden Erzählers immer wieder auf Details hin, die für die Lösung des Rätsels bedeutsam sein könnten.

In einem Glossar am Ende des Romans werden die zahlreichen japanischen Begriffe ebenso kurz wie verständlich erklärt. Außerdem enthält das Werk ein Personenregister und - das ist hilfreich zum Miträtseln - eine Skizze des Tatorts.

Fazit: Ich musste mich zunächst an den Erzählstil dieses Romans gewöhnen, doch dann hat mich die spannende, raffiniert konstruierte Geschichte in ihren Bann gezogen und in eine andere Welt versetzt. Wer gerne Krimi-Klassiker zum Beispiel von Agatha Christie liest, wird diesen Roman sicherlich mögen.

Übrigens: Die Übersetzung des zweiten Bandes der Serie rund um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi („Mord auf der Insel Gokumon“) ist 2023 im gleichen Verlag erschienen.

Pausen in vielen Facetten

Geschenkbuch "Pause! Das kleine Glück dazwischen" von Andrea Gerk und Moni Port, erschienen bei Kein & Aber

Titel: Pause! Das kleine Glück dazwischen

Autorin: Andrea Gerk

Illustrationen: Moni Port

Verlag: Kein & Aber AG

Erstveröffentlichung: 2023

Gebundene Ausgabe: 208 Seiten, 17 Euro

Inhalt:

Die Pause ist viel mehr als eine Unterbrechung im Alltag. Um der Pause die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient, hat die Autorin Andrea Gerk dem „kleinen Glück dazwischen“ ein Buch gewidmet. Sie beschreibt die Pause darin in 46 Variationen, illustriert von Moni Port. Welche Rolle spielt das Innehalten zum Beispiel in der Arbeitswelt, im Alltag, in der Natur, Kunst und in anderen Ländern? Das Spektrum reicht von der bekannten Mittagspause über die Pinkel- und die Zigarettenpause bis zur Pause von sich selbst. Doch der Pausenbegriff umfasst viel mehr, es geht in Gerks und Ports kleinformatigem Buch (10 mal 15,3 Zentimeter) unter anderem um das Pausenbrot, die Kunstpause, die Denk- und die Sommerpause, den Winterschlaf, die Menopause, die Feuerpause. Und sogar die Löcher im Käse kommen zur Sprache…

Hauptteil: Andrea Gerk (geboren 1967) arbeitet nach Verlagsangaben als Autorin und Moderatorin bei öffentlich-rechtlichen Radiosendern. Nach dem Vorwort beleuchtet sie unerwartet viele Facetten des Themas Pause in 46 kurzen Essays, schön und witzig illustriert von der Illustratorin, Grafikerin und Autorin Moni Port (geboren 1968). Am Ende des Buches befindet sich eine Literaturliste.

Andrea Gerk nennt in ihren wissensreichen Miniaturen diverse Beispiele unter anderem aus Literatur und Film, führt auch Studienergebnisse zum jeweiligen Thema an. Sie schildert teils eigene Erfahrungen in humorvoller Form und kommt erzählerisch von Hundertsten ins Tausendste, um wieder gekonnt den Bogen zur Pause zu schlagen. Besonders gefallen haben mir die Rubriken „Die Pausen der anderen“ mit Pausentraditionen aus anderen Ländern, die Lieblingspausen und die verschiedenen Pausenräume. Ich mochte außerdem die letzten Sätze der Pausen-Essays – mal endet die Autorin mit einem Zitat, mal mit einer launigen Schlussfolgerung.

Fazit: Dieses Geschenkbuch im Pocket-Format ist eine Liebeserklärung an die Pause in vielen Facetten. Es liest sich flüssig, ist unterhaltsam geschrieben und die Illustrationen lockern den Text immer wieder auf. Kurzum: Das Büchlein eignet sich sehr gut für eine Pause zwischendurch.

Leon Löwentraut im Ernst Barlach Museum

Außenansicht des Ernst Barlach Museums in der Mühlenstraße 1 in 22880 Wedel. Laufende Ausstellung: Leon Löwentraut.

Eine beeindruckende Ausstellung des Künstlers Leon Löwentraut zeigt momentan das Ernst Barlach Museum in Wedel (Schleswig-Holstein). Sie umfasst mehr als 70 Werke: Gemälde, Edelstahl-Skulpturen, Kohlezeichnungen und Grafik-Editionen.

Der 25-jährige Künstler, der keine Kunstakademie besucht hat, malt seit seinem siebten Lebensjahr und hat schon als Schüler erste Werke verkauft. In diesem Jahr ist Leon Löwentraut mit dem Ernst Barlach Preis 2023 für Bildende Kunst geehrt worden, der ihm am 1. Dezember überreicht wurde. Die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg vergibt den undotierten Preis seit 1995 in unregelmäßigen Abständen, um auf besonders innovative künstlerische Positionen aufmerksam zu machen. Von der traditionellen Kunstkritik seien Löwentrauts Werke bislang wenig beachtet worden - die Vergabe des Preises 2023 zeige, dass es Zeit sei für einen Blickwechsel. „Leon Löwentraut zeigt den modernen Menschen in seiner ganzen Isolation und Zersplitterung. Und diesen Menschen macht er zugleich auch zu einem großen Geheimnis“, begründete der Vorsitzende der Ernst Barlach Gesellschaft, Jürgen Doppelstein, die Entscheidung. Er treffe damit den Nerv der Gegenwart und begeistere so junge Menschen für Kunst. 

Der in Kaiserslautern geborene Leon Löwentraut mit Ateliers bei Düsseldorf und in Portugal ist bekannt für seine abstrakte, farbgewaltige Malerei. Eines seiner Bilder schmückt zum Beispiel die Wandelhalle des Landtags von Nordrhein-Westfalen.

Die Ausstellung im Ernst Barlach Museum (Öffnet in neuem Fenster) läuft noch bis zum 28. Januar 2024.

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