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Reden übers Wassersparen? Nein, danke...

14. Juli 2023

Liebe Lesende,

eine Mehrheit des Kreistages möchte nicht darüber reden, wie wir sparsamer mit unserem Grundwasser umgehen können. Der Vorschlag der Grünen, einen Antrag zur Einschränkung der Beregnung von Gärten, Parks und Gemüseanbauflächen - tagsüber an heißen Tagen - im Fachausschuss zu beraten, wurde am Mittwoch mit 22 gegen 13 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt (siehe (Öffnet in neuem Fenster) bei Stunde/Minute 4:47). Eine gemeinsame Recherche (Öffnet in neuem Fenster) des Lokaljournalismus-Netzwerks Correctiv.lokal, BR Data, WDR Quarks und NDR Data zeigt derweil erstmals: Obwohl in einigen Orten jetzt schon Wasser knapp wird, haben viele Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland keine konkreten Schutzkonzepte, wie künftige Krisen aufgrund des Klimawandels verhindert werden können.

Mit durchschnittlich 10,8 Dürremonaten pro Jahr gehört Dahme-Spreewald laut der Recherche zu den Landkreisen, die bundesweit am stärksten von Dürre betroffen sind: Zwischen 2018 und 2022 war in mehr als 60 Landkreisen der Boden bis zu einer Tiefe von 1,8 Meter in durchschnittlich zehn Monaten pro Jahr von Dürre betroffen. In einer Befragung durch das Rechercheteam gibt der Landkreis Dahme-Spreewald an, bis 2050 mit einer Zunahme der Risiken aus vermehrten Hitze-, Dürre- und Wassermangel (Öffnet in neuem Fenster)-Ereignissen zu rechnen. Ferner gibt er an, dass das Risiko aus Starkregen und Hochwasser unklar sei. Insgesamt sehen sich 96 Prozent der 329 befragten Landkreise und kreisfreien Städte in Zukunft häufiger mit extremen Wetterereignissen konfrontiert. 86 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte erwarten demnach bis 2050 finanzielle Schäden durch Klimawandel-Folgen.

Zu den beiden letzteren Gruppen gehört der Landkreis Dahme-Spreewald dazu. Gleichzeitig fällt er laut der Befragung auch unter jenes Dreiviertel, das noch kein ausformuliertes und beschlossenes Konzept zu Klimaanpassungsmaßnahmen hat. Als bereits umgesetzte Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung gibt der Landkreis Begrünungen von Fassaden oder Dächern bzw. durch Bäume sowie Regelungen zur Wasserentnahme an. Weitere Maßnahmen wie ein Hitzeaktionsplan, die Entsiegelung von Flächen und die Anwendung von Schwammstadt-Prinzipien (Aufforstung, Flächenentsiegelung, Gewässerrenaturierung) werden als notwendig, aber noch nicht finanziert angegeben.

Grafik: CORRECTIV  Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung  Kartenmaterial: © OSM  Daten herunterladen  Erstellt mit Datawrapper (Öffnet in neuem Fenster)

Grafik: CORRECTIV Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (Öffnet in neuem Fenster) Kartenmaterial: © OSM (Öffnet in neuem Fenster) Daten herunterladen Erstellt mit Datawrapper (Öffnet in neuem Fenster)

Eine Regelung zur Bewässerung und mithin zur Entnahme von Grundwasser wäre eine weitere Maßnahme gewesen. Matthias Mnich (Linke) hielt zwar den dem Kreistag vorliegenden Antrag der Grünen für nicht zustimmungsfähig, weil er durchaus diskussionswürdige Vorgaben enthalte. Er hätte es jedoch für sinnvoll gehalten, den Antrag im Fachausschuss zu besprechen: "Das Anliegen ist richtig", begründete er, "natürlich müssen wir Wasser sparen und dabei unterschiedliche Interessen berücksichtigen."

Auf die Interessen der Landwirtschaft verwies Heiko Terno (CDU/FDP/Bauern), selbst Landwirt: Er halte den Anteil des Beregnungswassers für gering, zumal viele Landwirte über moderne Beregnungsanlagen verfügten. "Mit dem Fachausschuss haben wir so einen Beregnungsbetrieb besucht, von den Grünen war niemand dabei", kritisierte er. Es gebe zudem wenige Betriebe in der Region, die Gemüse anbauen und dieses beregnen müssen; Getreide beispielsweise werde seines Wissens nicht beregnet. Für weitaus bedenklicher hält er es, "dass das Gemüse mit dem Flugzeug rangeflogen wird. Keiner macht sich Gedanken über den Wasserverbrauch in Ägypten." Die hiesigen Landwirte seien gut ausgebildet und könnten selbst am besten entscheiden, wie sie mit Bewässerung umgehen. "Und die Privatgärten kann man eh' nicht kontrollieren", wandte er weiter ein.

Als Einbringer der Vorlage entgegnete Lothar Treder-Schmidt (Grüne), dass es entsprechende Regelungen bereits in zahlreichen Landkreisen gebe. Dass es "eine Problemlage gibt", sei für ihn also unstrittig. Wie man sie löst, hätte er gern im Fachausschuss erörtert. "Ich stimme zu, dass Gemüsekulturen beregnet werden müssen. Es gibt aber auch Flächen, die bei schönstem Sonnenschein mit großem Schwung beregnet werden", kritisierte er. Dabei könne man von einem Wasserverlust von etwa 30 Prozent ausgehen und wenn Wind dazukomme, von 50 Prozent. "Der Bedarf darüber nachzudenken, ist da", betonte er.

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Eine Mehrheit lehnte die Verweisung in den Ausschuss ab. youtube-Screenshot

Correctiv.lokal nennt das Beispiel des niedersächsischen Landkreises Lüchow-Dannenberg: Wer dort tagsüber bei mehr als 25 Grad seine Blumen gießt, könne zurzeit mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld bestraft werden. Mit solchen Regelungen und Landkreisen habe sich ihr Fachbereich vorab beschäftigt, erläuterte Dezernentin Heike Zettwitz.

Teilweise handele es sich um Landkreise mit einer wesentlich intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung. Hinzu komme, dass sich diese Kreise auf einen langen Weg gemacht hätten, die Regelungen mit den Betroffenen abzustimmen. "Ein langer Weg der Kompromisssuche wäre notwendig", blickte sie voraus. Diesem Ansinnen entsprach der Landrat bei der Abstimmung zum Verweis in den Fachausschuss: Er war einer von 13 Befürwortern des Antrages.

Heike Zettwitz informierte ferner darüber, dass die hiesigen Betriebe mit genehmigten Beregnungsanlagen bei der Ausschöpfung des Grundwassers unter den genehmigten Werten geblieben seien. Auch auf das (voraussichtlich bald wieder anstehende) temporäre Verbot der Entnahme von Gießwasser aus Oberflächen von Gewässern verwies die Dezernentin. Am Ende zogen die Grünen den Antrag zurück - er soll überarbeitet und erneut eingebracht werden.

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