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Brandenburg-Tag - ein sicherer Hafen?

Wochenkreisel

7. April 2023

Liebe Lesende,

die Stadt Lübben will den Brandenburg-Tag 2025 ausrichten. Für ein Bewerbungsvideo ist nun die Bürgerschaft aufgerufen (Öffnet in neuem Fenster), sich einzubringen. Eigentlich (Öffnet in neuem Fenster) wäre die Stadt Bernau an der Reihe gewesen, das Landesfest 2025 auszurichten, denn es musste dort 2021 Corona-bedingt abgesagt werden, und für 2023 steht Finsterwalde in den Startlöchern (Öffnet in neuem Fenster). Doch die Bernauer Stadtverordneten haben im vergangenen Jahr abgelehnt - wegen der erwarteten Gesamtkosten von 900.000 Euro, der allgemeinen Finanzlage der Kommune und weil das Geld besser in Projekte in der Stadtgesellschaft fließen soll.

Themenübersicht:
Zu teuer: Warum Bernau den Brandenburg-Tag 2025 abgegeben hat – und wie Lübben sich bewerben will.
Lückenfüller oder Retter? Wie Seiteneinsteiger ihren Schuldienst in Luckau und Groß Köris erleben.
Mehr Hauptamt fürs Ehrenamt: Studie stellt Bedarf an mehr Unterstützung für Engagierte fest.
Drei Fragen an: Steffen Kotré (AfD), Kandidatfür die Landratswahl 2023 in Dahme-Spreewald.

Der Brandenburg-Tag als das zentrale Landesfest wird alle zwei Jahre gefeiert. Er ist Leistungsschau und Bürgerfest in einem, er soll den Austragungsort ebenso wie das Land Brandenburg in Szene setzen. Die erste austragende  Stadt war 1995 Cottbus - im Jahr der Bundesgartenschau. Aus dem Landkreis waren 2001 Luckau (nach der ersten Brandenburgischen Landesgartenschau im Jahr 2000) und 2008  Königs Wusterhausen Austragungsorte. In Königs Wusterhausen fand das Fest erstmals an zwei Tagen statt und lockte (Öffnet in neuem Fenster) rund 180.000 Menschen an. Der Spreewald-Nachbar Lübbenau war 2012 an der Reihe. 

Nun wolle die Stadt Lübben ihr Jubiläumsjahr 2025, in dem der 875. Jahrestag der Ersterwähnung gefeiert wird und für das die Planungen bereits laufen,  "mit dem Brandenburg-Tag krönen", heißt (Öffnet in neuem Fenster) es in einer Mitteilung. Lübben sei "das grüne Tor und der sichere Hafen in die Lausitz und nach Berlin und wir sehen Chancen für unsere Stadt mit der Bewerbung", sagt Bürgermeister Jens Richter. "Daher rufen wir alle Lübbener*innen auf, sich zu beteiligen. Wir wollen gemeinsam das Leben der Stadt und ihre Menschen mit einem kurzen Film in den Fokus rücken."

Weitere Details zu Inhalten oder dem geplanten Festgebiet sind noch nicht bekannt. Für die Ausrichtung sollen die Stadtverordneten im April 130.000 Euro in die Haushalte für 2024 und 2025 einstellen, das Land gibt 360.000 Euro hinzu. Über weitere Finanzbedarfe und Finanzierungsmöglichkeiten gibt die entsprechende Beschlussvorlage, die derzeit nicht im Ratsinformationssystem hinterlegt ist, keine Auskunft. Anders als dort angegeben, stand die Vorlage nicht auf der Tagesordnung des Kulturausschusses, sondern nur des Finanzausschusses.

Luckenwalde als Mitbewerber Lübbens rechnet einem Bericht (Öffnet in neuem Fenster) der Märkischen Allgemeinen zufolge mit mindestens 800.000 Euro Kosten. Die Gesamtkosten des letzten Brandenburg-Tages, 2018 in Wittenberge, beliefen sich nach Informationen der Stadtverwaltung auf 686.000 Euro - für Zelt- und Bühnenbau, Strom, Verkehr, Sicherheit, Ordnung, Gema-Gebühren und Werbung (einschließlich der Bewerbung zum Brandenburg-Tag). Nicht eingerechnet seien sämtliche Personalressourcen, die von der Stadtverwaltung oder den Eigenbetrieben eingesetzt wurden, Fördermittel aus dem Stadtumbau, die gezielt eingesetzt worden seien, und Sachmittel der Veranstaltungsleitung im Rathaus.

Aus dem Wittenberger Stadthaushalt flossen damals 104.000 Euro ein, u.a. fiel das traditionelle Stadt- und Hafenfest in dem Jahr aus. Die Einnahmen aus Standgebühren und Catering lagen bei 42.000 Euro sowie je 270.000 Euro durch Fördermittel vom Land und Sponsoring. Auf der Haben-Seite verbucht die Stadt darüber hinaus das Fest "als Impulsgeber für die Stadt" mit "großem Marketingeffekt und Wertschätzung für die Stadt und die gesamte Region". Es sei eine gute Entscheidung gewesen, "das Stadt- und Hafenfest 2018 auszusetzen und die Kräfte auf den Brandenburg-Tag zu konzentrieren", teilt die Pressestelle mit. Ohne massives Sponsoring wäre das Fest nicht durchführbar gewesen, wobei verbindliche Zusagen der Sponsoren erst im Verlaufe des Jahres 2018 gekommen seien, die Planung und Bindung von Künstlern und Dienstleistern musste jedoch frühzeitig erfolgen.

In Bernau waren die Planungen 2021 weit fortgeschritten, als die Corona-bedingte Absage kam. Daher konnten laut Stadtverwaltung die erwarteten Gesamtkosten von rund 900.000 Euro für eine mögliche Neuauflage sehr konkret beziffert werden . Darin einkalkuliert seien "vor allem allgemeine Kostensteigerungen, aber auch die vollen Personalkosten für die geforderte Projektstelle waren beispielsweise darin enthalten. Auch höhere Sicherheitsanforderungen an die Durchführung einer Großveranstaltung führen zu deutlich gestiegenen Kosten im Vergleich zu einem Landesfest, das noch 2018 durchgeführt worden ist", teilt die Pressestelle der Stadtverwaltung mit.

Dagmar Enkelmann, Stadtverordnete der Linken, forderte (Öffnet in neuem Fenster) im September in der Bernauer Stadtverordnetenversammlung, dass die finanziellen Mittel eher für die Vereinsarbeit und deren Unterstützung genutzt werden sollten, anstatt ein dreitägiges Fest durchzuführen. Hier bedürfe es einer Prioritätenabwägung. In den Bernauer Fachausschüssen wurde zuvor auf die allgemein schwierige finanzielle Lage der Kommunen, aber auch der Unternehmen verwiesen (Öffnet in neuem Fenster) und die Finanzierung des Landesfestes als Risiko gesehen (Öffnet in neuem Fenster). Das Geld solle eher in die Projekte (Öffnet in neuem Fenster) der Stadt und der Ortsteile fließen oder in soziale (Öffnet in neuem Fenster) Maßnahmen. Obgleich auch der Imagegewinn für die Stadt und Vorteile für die einheimische Wirtschaft betont wurden, lehnten (Öffnet in neuem Fenster) die Bernauer Stadtverordneten den Antrag (Öffnet in neuem Fenster), das Fest 2025 durchzuführen, im vergangenen September ab. Zu diesem Entschluss habe es "aus Vereinen und von engagierten Menschen aus der Stadt Zustimmung" gegeben, schätzt die Pressestelle ein, "wenngleich natürlich auch Bedauern zum Ausdruck gebracht worden ist".

Der Marktplatz in Lübben wird bei Volksfesten für Handwerkermärkte oder Bühnen genutzt. Foto: Dörthe Ziemer

Der Marktplatz in Lübben wird bei Volksfesten für Handwerkermärkte oder Bühnen genutzt. Foto: Dörthe Ziemer

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