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Austeilen - und Einstecken

25. August 2023

Liebe Lesende,

wie animiert man möglichst viele Menschen, zur Wahl zu gehen? Was ist diesem Ziel zuträglich - und was nicht? Diese Frage haben wir beim gestrigen Wahlkreisel (Öffnet in neuem Fenster) mit den drei Kandidierenden besprochen - anhand von drei aktuellen Beispielen, in denen es nicht eben freundlich zuging. Es zeigte sich, dass im Wahlkampf eben gern ausgeteilt wird - in alle Richtungen. Gut, wer da auch einstecken kann. Am Ende kommt es uns als Wahlkreisel-Team darauf an, sich wieder auf die Themen zu konzentrieren, die den Landkreis bewegen.

Zu Beginn jeder Gesprächsrunde im Rahmen unserer Wahlkreisel-Runde verlosen wir die Reihenfolge, in der die Kandidierenden antworten. Alle weiteren Fragen werden in wechselnder Reihenfolge besprochen. Bei der Frage zur Wahlwerbung war Steffen Kotré, Kandidat der AfD, als erster an der Reihe. Während er auf dem Podium saß, versteigerten seine Parteikollegen in Königs Wusterhausen zerstörte Wahlkampfplakate zugunsten der Wahlkampfkasse, wie aus einem Facebook-Video zu erfahren war. Darin sprach Benjamin Filter, Kreistagsabgeordneter der AfD, vom "hässlichen Gesicht des politischen Gegners" und von "massiver Zerstörungswut der linksgrünen, der so genannten selbst ernannten Demokraten". Ich habe Steffen Kotré gefragt, woher seine Partei wisse, wer die Plakate zerstört hat. Und warum er sich mit seinem Slogan "Mut zur Freiheit" eigentlich des zentralen Mottos der Grünen aus dem Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus Berlin 2016 bedient hat. Er gehe davon aus, sagte der AfD-Kandidat, dass es Vertreter der "Antifa" gewesen seien, die die Wahlplakate zerstört haben - und niemand aus den Reihen der direkten Mitbewerber. Zum Slogan sagte er, dass er zahlreiche Einschränkungen von Freiheit wahrnehme. Daher halte er den Slogan für zutreffend - unabhängig davon, wer ihn zuvor verwendet hat.

Von Susanne Rieckhof, Kandidatin der SPD und unterstützt von den Grünen, und der SPD-Führung Dahme-Spreewald war vor einer Woche ein Brief an ihre Genossen bekannt geworden, in dem um weitere Wahlkampfspenden geworben wird. Man wolle verhindern, dass ein "blauer Landrat" und auch dass "Konsorten" eines Mitbewerbers ins Landratsamt einziehen. Wie das zusammengehe mit ihrem Wunsch, für einen guten Tonfall zu sorgen, wollte ich von Susanne Rieckhof wissen - und warum Genossen aus ihren eigenen Reihen ein Interesse daran hätten, so einen Brief öffentlich zu machen. Wer den Brief öffentlich gemacht hat, wisse sie nicht, sagte sie. Für sie sei der Begriff "Konsorten" unproblematisch, er bezeichne das Mitglied eines Konsortiums, also eines Zusammenschlusses von Unternehmen. Sie verstehe auch nicht, dass das Wort den beiden anderen Kandidierenden so aufstoße: "Ich wusste nicht, dass Mitbewerber so mimosenhaft auf einzelne Wörter reagieren. Wir sind schließlich im Wahlkampf."

Ihr Mitbewerber Sven Herzberger verwies auf die negativ besetzte Bedeutung von "Konsorten" als 'Mitschuldige'. Sven Herzberger wird als parteiloser Einzelbewerber von der CDU, der FDP, den Linken und der Unabhängigen Bürgerliste unterstützt. Bei seinem Wahlkampfauftakt sprach Björn Lakenmacher, Kreisvorsitzender der CDU, von einer "verfilzten, nicht mehr hinnehmbaren Politik" im Landkreis, die nicht mehr für, sondern gegen den Landkreis arbeite. Da an der Kreispolitik maßgeblich der Kreistag beteiligt ist, in dem CDU/FDP/Bauern derzeit die größte Fraktion stellen, wollte ich von Sven Herzberger wissen, was er von der Rhetorik der CDU hält. Und wie er im Falle eines Wahlsieges als Landrat vor den Kreistag treten und ihm klar machen wolle, dass die Fraktionen offenbar gegen den Kreis gearbeitet haben. Auch wenn er sich die Wortwahl von Björn Lakenmacher nicht zu eigen machen wolle, ließ Sven Herzberger den Filz-Vorwurf so stehen: "Man könnte tatsächlich zu dieser Auffassung kommen." Dem Kreistag wolle er als ausgleichender Landrat gegenübertreten.

Am Rest des dritten Wahlkreisel-Abends haben wir Fragen aus unserer Auftaktrunde im Februar besprochen, die sich rund um das Thema "Interessenausgleich - Selbstbestimmung in den Gemeinden" drehten - ein inhaltlich dichter, weitgehend fairer Austausch, der durch viele interessante Fragen aus dem Publikum bereichert wurde. Gut 50 Gäste hatten den Weg in die spätsommerlich aufgeheizte Turnhalle in Groß Leuthen gefunden, darunter viele Einheimische aus Märkische Heide, die dem Aufruf von Bürgermeister Dieter Freihoff gefolgt waren, aber auch viele Gäste aus anderen Kommunen - von Luckau bis Bestensee. Den Bericht dazu lesen Sie in der kommenden Woche auf wokreisel.de

Textmitarbeit: Andreas Staindl

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