Im Wald
Gestern war ich mit Freundinnen im Wald, im Forst, heute morgen habe ich noch eine Zecke entdeckt. Sie geben noch keine Ruhe, obwohl es kalt geworden ist. Die frischen Keimlinge, die dicht an dicht gedrängten zwei- dreijährigen Fichten und Kiefern rühren mich sehr. Das sind die Kindergärten, dicht an dicht stehen sie und tuscheln miteinander.
Mein Garten wird ein Wald. Die selbst gepflanzten Bäume werden groß, die Alten stehen immer noch wacker da, ab und an verdorrt einmal ein Ast, sie tragen mehr als ich nutzen und verschenken kann. Ich gebe auf und die Fülle fällt herunter.
Im Frühling suche ich den Garten nach Baum- und Strauchkeimlingen ab, damit sie nicht zufällig zu groß werden. Die Furcht ist: Ich könnte sie nicht mehr allein roden und verpflanzen. Nach den Brombeeren halte ich auch Ausschau, ihre Keimlinge sehen sehr nett aus, aber nach einem halben Jahr haben sie eine Undurchdringlichkeit hergestellt, die an meinen Kleidern reißt und den Zugang zu ganzen Abschnitten im Garten versperrt.
Der Eichenkeimling, würde mich bald überragen, die keimende Walnuss ergäbe auch einen riesigen Baum. Wir könnten im Sommer in ihrem Schatten sitzen und die frischen Nüsse trockneten gerade für den Winter.
Furcht und Ehrfurcht liegen da nah beieinander. Ich grabe den Eichensämling vorsichtig aus, er hat sich schon tief in der Erde verankert. Ich beschädige ihn beim Ausgraben, pflanze ihn in einen Topf und setze ihn zu den anderen Bäumen in eine schattige Ecke. Vergesse ihn. Schaue viel später einmal, wie es ihm geht und den Andern.
Vielleicht kann ich der nächsten Besucherin eine Eiche mitgeben oder einen Ausläufer der Quitte oder eine Haselnuss.
Es entstehen irgendwo Mikrowälder, Nanowälder aus den geretteten Sämlingen. Sie stehen dort dicht an dicht, tuscheln. Tun was sie tun. Und wir finden das nützlich.
Bis dahin mähe ich ein letztes Mal in diesem Jahr den Rasen, harke das Laub auf die Beete, jäte Brombeeren aus und ziehe am Reitgras, das die Stauden bedrängt.