Fit-Flasche
Durch das Frühjahrstor zu gehen war in diesem Jahr gar nicht so leicht für mich. Das Versprechen hier regelmäßig zu schreiben blockierte meinen Schreib- und Arbeitsfluss.
Oft ist es so, dass ich von einem Gang in die Gegend beladen wiederkomme, mit Fotos, Texten, einem Gedicht, Material für einen Korb und sehr selten auch mit lebenden Pflanzen.
Ich versuch hier der Poetik, die Ursula K. Le Guin im: Am Anfang war der Beutel. skizziert, zu folgen. Das Buch sehe ich plötzlich oft bei Freundinnen, Kollegen… Es entstehen Beutel, deren Inhalte anderen Dramaturgien folgen als die Geschichte, die sich aus der überlieferten Speerspitze ergibt.
Ich ging vom Ufer in Stahlbrode weg auf einen kleinen Hügel zu, dicht mit Brennesseln bestanden, die aber noch kaum zu sehen waren. In dem lockeren Humus wuchsen schnell die Schneeglöckchen. Die Sonne wärmte schon an den windstillen Stellen. Am Ufer blies ein schrecklicher Ostwind.
Wildschweine hatte diesen Ort auch schon durchsucht und Bündel von Schneeglöckchen ausgegraben. Ich nahm einige mit für meinen Garten, setzte mich und zog an einigen Dingen, die aus der Erde ragten. Archäologie.
Es war eine alte Haus-Müllkippe. Sie begegnen mir im Winter immer mal wieder in Außenlagen. Im Sommer sind sie überwuchtert von Nesseln. Die Häuser sind längst abgetragen, aber die Flaschensammlungen bleiben lange erhalten.
Ich zog die Fit-Flasche aus dem Boden. Die gerade geleerten und gestapelten Eis-Becher. Schicht um Schicht und von den Wildschweinen jetzt durcheinander gebracht. Top Fit, erinnerte ich nicht als Slogan, sah es aber gestern als Graffito an einer Hauswand.
Die Etymologie des Wortes Flasche brachte mich zu dem Wort flechten, die Flasche als etwas kostbares zerbrechliches, das zu ihrem Schutz umflochten war.