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“Guck mal. Ein Kormoran, der seine Flügel trocknet.”

Heiligabend, 21.10 Uhr. Das Festmahl ist verzehrt. Das Tiramisu macht genau das Gegenteil von dem, was es soll. (Tiramisu heißt übersetzt „zieh mich hoch“. Meins: „LOL! Wenn du eine Portion von mir drin hast, kannst du froh sein, dass du nicht durch die Dielen in die Souterrainwohnung krachst!“). Wir sitzen zu dritt um den Tisch und sehen still den Weihnachtsbaumkerzen beim Runterbrennen zu.

Es ist der erste Heiligabend seit dem Tod meiner Mutter. Das erste Mal, dass wir als Kleinfamilie diesen Tag für uns gestalten.

Neue Rituale finden.

  • Den Baum schmücken zu Driving Home For Christmas.

  • Pfeile auf eine Scheibe werfen (Wir darten aufs Christkind).

  • Gemeinsam Kling Glöckchen zur Ukulele singen.

  • Den Tisch für eine Person mehr decken und auf meine Mutter das Glas erheben.

  • Essen.

  • Bescheren.

Und dann?

Früher war dies die Zeit der Erschöpfung. Der Leere. Des Rückzugs. Das Ritual der Schwere.

Mein Sohn dreht sich um und zeigt auf ein zerknülltes Stück Geschenkpapier.

„Guck mal. Ein Kormoran, der seine Flügel trocknet.“

Tatsächlich.

Wir betrachten die anderen Papierknäule und entdecken noch mehr.

  • Einen Eisbär im Liegestuhl.

  • Eine Christrose.

  • Eine Flamme, die dem Sturm trotzt.

Und auf einmal wird’s uns leicht. Wir orakeln mit Verpackungen die Zukunft. Das, was schon da ist für das, was noch kommt.

  • Der Kormoran für gesetzte Priorität.

  • Der Eisbär für entspannten Hochstatus.

  • Die Rose für Anmut in einer kalten Welt.

  • Die Sturmflamme für Entschlossenheit.

Dieses Ritual wird die Schwere ersetzen.

Was zeigt dein Geschenkpapier-Orakel?

 🎵 Steel Pulse: Prediction🎶

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