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Band 1, Prolog

Willkommen im ersten Beitrag und damit willkommen in Band 1. Wir beginnen am Anfang. Oder vielleicht auch nicht. In jedem Fall beginnen wir mit dem Prolog. 

Wenn du lieber hören als lesen möchtest, ist hier die Audiodatei für dich:

Ist es nicht tröstlich zu erkennen, dass wir das Licht oft nur deshalb nicht sehen, weil wir es selbst sind?
Ist es nicht wundervoll zu begreifen, dass der Ort, von dem wir kommen und zu dem wir gehen, das Gegenteil von Gleichgültigkeit sein muss? Macht es das nicht so leicht, dorthin zu gehen?
 „Jakob?“
Nein, es war niemals leicht. Aber es war schon immer tröstlich.
„Jakob!“
Weil wir es selbst sind…
 „Ich bin auf dem Weg.“
 „Gab es einen Tag, an dem alles anders wurde?“
 „Nur einen?“

Der erste Rückblick
Warum?
Das ist sie, die eine, die wirkliche, die ewig präsente und doch so leicht zu verdrängende Frage: Warum sind wir hier? Warum bin ausgerechnet ich hier? Welchen Sinn hat das Ganze? Hat es überhaupt einen? Und wenn das Ganze einen Sinn hat, heißt das automatisch, dass auch ich einen habe?
„Worüber denken Sie nach?“
Er hatte wieder eine Weile geschwiegen und nur aus dem Fenster gesehen, als wäre er dort draußen ein bisschen näher am Universum, am großen Ganzen, als es der geschlossene Raum sein konnte, und als warteten draußen folgerichtig mehr Antworten.
„Ach, nur über den Sinn des Lebens.“ Er zog einen Mundwinkel hoch, angestrengt, so, wie man eine Kiste Wasserflaschen hebt. Glasflaschen.
 „Und? Haben Sie Antworten gefunden?“
 „Die Frage nach dem Warum und dem Sinn ist nicht mein Problem“, gab er zurück.
 „Tatsächlich?“
 „Tatsächlich.“ Er seufzte und versuchte eine bequemere Position im Sessel zu finden, aber irgendwas war immer im Weg: Die Jeansnähte, der Gürtel, der etwas klumpig zusammengeschobene Pullover, die Federung des Sessels – der Körper selbst. „Meine Fragen sind andere. Warum, wieso, wie? Das sind Fragen für andere, glücklichere Menschen.“
Köhler lachte.
 „Da muss ich aber widersprechen. Ich glaube, ich habe einen ganzen Schrank voll Menschen, die mit dem Warum überhaupt nicht glücklich sind.“
Jakob hob noch mal den Wasserkasten.
 „Damit könnten Sie Recht haben. Vermutlich. Aber… meine Frage ist eine andere.“
Köhler sah ihn an, wartete.
Jakob blickte wieder aus dem Fenster in den in Dämmerung versinkenden Novemberhimmel.
 „Meine Frage ist...“, er seufzte und wandte den Blick über die halbdurchsichtige Spiegelung seiner selbst in der Scheibe zurück ins Zimmer, auf seine Hände im Schoß, „Wer?“

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