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Wie es ihr wohl geht? Das habe ich mich immer mal wieder gefragt, seit ich vor vier Jahren einen Artikel über Sabine Kloske geschrieben habe. Sie hatte Krebs, einen bösartigen Hirntumor, den sie mit Methadon behandeln ließ. Mediziner verrollen bei diesem Thema die Augen, Methadon in der Krebstherapie hat einen ganz schlechten Ruf. Ich versuche das Thema völlig neutral zu sehen, doch der Gedanke an diese junge Frau (so alt wie ich) ließ mich nicht los. Ich schrieb sie an, sie schrieb mir zurück, Masloff heißt sie mittlerweile. Wir telefonierten sehr nett, und dann ließ ich die Geschichte ein paar Wochen lang liegen. Ich kann gar nicht genau sagen, warum. Ich musste ein wenig nachdenken über das Thema. Ein wenig kann auch mal länger dauern.

Jedenfalls fasste ich mir nun vergangene Woche ein Herz und fing an zu schreiben, und tatsächlich funktionierte das ganz gut. Es gibt mittlerweile jede Menge Publikationen und Artikel, viele davon ausgesprochen kritisch, was Methadon angeht. Keine Angst, wir bekommen es im neuen Text nicht mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung zu tun. Eher mit einem Blick darauf, was aus Forschung werden kann, wenn sehr viel Öffentlichkeit ins Spiel kommt. Das haben wir gerade alle erlebt, als es um die Entwicklung der Corona-Impfstoffe ging! 

Rund machte den Artikel ein Telefonat mit Dr. Claudia Friesen, jener Chemikerin, die als erste eine mögliche Wirkung von Methadon auf Krebszellen im Tierversuch entdeckte. Sie rief zur schlechtesten Zeit des Tages an, kurz vor 18 Uhr, ich allein mit den Kindern, zwei davon müde, eines musste aufs Klo, DRINGEND, das andere stritt um ein Spielzeug, der Rest feierte, dass Mama nicht verfübar war. Es gab SEHR viel Geschrei und viele Tränen im Hintergrund. Mit dem Telefonhörer am Ohr reichte ich zwischendurch Teddybären an, versuchte mich in der Erziehung mit der hochgezogenen Augenbraue, war auf der Toilette behilflich.  Genial: Ich konnte mich trotzdem an alle Fragen erinnern, die ich vorab notiert hatte.

Ich weiß nicht, ob Claudia Friesen auch Mutter ist. Sie kommentierte die Geräuschskulisse mit keinem Wort (erst als wir uns nach einer halben (!) Stunde (=Ewigkeit) verabschiedeten, fragte sie, wer das eigentlich sei im Hintergrund). Später telefonieren war für sie kein Thema. Stattdessen fand sie ihren eigenen, ausgeprochen bemerkenswerten Umgang mit dieser speziellen Situation. Sie redete einfach LAUTER. Und SCHNELLER. Merke: Diese Frau kann offensichtlich mit Herausforderungen umgehen.