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VH30 Krisenjahr 1923, XI. Teil. Die Inflationsblase platzt - endlich!

Elmer Bushnell, Europa: “I wish it would bust and have it over with: this suspense is ruining me!”, (“Ich wünschte, sie würde platzen und alles wäre vorbei; diese Anspannung bringt mich um” ), The Bellingham Herald, 28. September 1923

Der Inflationierung der deutsche Währung nahm im Verlaufe des Jahres wahnwitzige Züge an. Stand der Dollar Anfang 1923 noch bei rund 7000 Mark, erhielten ausländische Devisenbesitzer zum Zeitpunkt dieser Karikatur für einen einzigen US-Dollar bereits über 100.000.000 Mark. Im Oktober stand der Kurs bereits bei 25.260.000.000 zu 1.

Die Situation war schon seit langem unhaltbar. Löhne und Gehälter verloren rasant an Wert, Menschen wurden ins Elend gestürzt. Kleine und große Vermögen, über Jahre und Jahrzehnte angespart, lösten sich ins Nichts auf. Schließlich traten Naturalien an die Stelle des Bargeldes, wenn etwa Lebensmittel gegen Zigaretten, Kohle oder Einrichtungsgegenstände wie Teppiche, Gemälde o. ä. getauscht wurde.

Wer schlau genug war und die Möglichkeiten dazu hatte, flüchtete in den Dollar, in Sachwerte und Immobilien. Ganz Clevere verschuldeten sich - bei weit 1000% Inflation konnte man den Kredit schon nach kurzer Zeit quasi aus der Portokasse begleichen. Und für Touristen mit Devisen war Deutschland damals das reinste Schlaraffenland.

Irgendwann musste die Blase, die die größte Volkswirtschaft des Kontinents und mit ihr aufgrund der engen Handels- und Finanzverbindungen halb Europa ins ökonomische Chaos stürzte, platzen - und sie platzte vor ziemlich genau 100 Jahren. Der 15. November 1923 war der Tag der Währungsreform; die Rentenmark wurde eingeführt. Der Kurs für einen Dollar wurde auf 4,2 Billionen Papiermark (= 4,20 Rentenmark) festgesetzt.

Das erhoffte Wunder trat kurz darauf tatsächlich ein: die Menschen fassten Vertrauen in die neue Währung.

Stabiles Geld - damit war ein wichtiger Grundstein für eine wirtschaftliche Stabilisierung der Republik gelegt. Aber die ungelöste Reparationsfrage hing der jungen deutschen Demokratie weiterhin wie ein Mühlstein um den Hals. Sollte es auf diesem Feld zu keiner Lösung kommen, war die nächste Krise schon vorprogrammiert.

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Heinrich August Winkler, Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik, Bonn 2000.

Hagen Schulze, Weimar. 1918 – 1933, München 1993.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/inflation (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Politik

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