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VH34 Plötzlich ganz vergessen: der Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren

Fritz Behrendt, 1973

Am 6. Oktober 1973 überfielen Syrien und Ägypten den Staat Israel – am Versöhnungstag Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Der Jom-Kippur-Krieg war der vierte große Konflikt zwischen dem 25 Jahre zuvor gegründeten jüdischen Staat und seinen arabischen Nachbarn – nach dem ersten Arabisch-Israelischen Krieg von 1948/49, dem Suezkrieg von 1956 und dem Sechs-Tage-Krieg von 1967.

Normalerweise sind 50 Jahre ein willkommener Anlass, auf ein bedeutendes historisches Ereignis wie den Jom-Kippur-Krieg zurückzublicken. Dass das diesmal anders war, lag am 7. Oktober: Der Überfall der Hamas auf Israel, das größte Massaker an Juden seit der Shoa, überdeckte die Erinnerung an den 6. Oktober (1973) nahezu komplett.

Zunächst sah es 1973 so aus, als könnten Syrien (links: Assad) und Ägypten (al-Sadat) die, wie sie es sahen, „Schmach“ des Sechs-Tage-Krieges wettmachen: In den ersten Tagen des Krieges befand Israel sich in der Defensive. Washington lieferte - wie heute - Waffen und erwog sogar, direkt in das Kriegsgeschehen einzugreifen, sollte die Existenz des Staates Israel ernsthaft auf dem Spiel stehen (wie heute?). Nach zwei Wochen hatte sich das Blatt jedoch zu Gunsten Israels gewendet. Der Waffenstillstand fühlte sich in Tel Aviv an wie ein Sieg.

Aber ähnlich wie nach dem 7. Oktober diesen Jahres fragten sich die Israelis, wie der feindliche Angriff unbemerkt vorbereitet werden konnte. Militärische Aufklärung und Geheimdienste hatten ganz offensichtlich versagt. Ministerpräsidentin Golda Meir übernimmt ein halbes Jahr später die politische Verantwortung und tritt am 11. April 1974 zurück. Auch Verteidigungsminister Mosche Dayan musste gehen. Unwahrscheinlich, dass Benjamin Netanjahu sich nach einem Ende des aktuellen Konflikts länger halten kann.

Eine weitere Parallele zu heute: auch der Jom-Kippur-Krieg hatte massive Auswirkungen auf Europa. Was heute die erhöhte Terrorgefahr ist, war damals die Ölpreiskrise: Die Reduzierung der Erdölförderung durch die OPEC-Staaten löste einen Preissprung aus, der wiederum zu einer tiefen wirtschaftlichen Rezession und dem Ende der Wirtschaftswunderjahre führte.

Nachtrag:

Am 22. Oktober 1973 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig die Resolution 338. Darin hieß es: „Der Sicherheitsrat beschließt, dass sofort und gleichzeitig mit der Feuereinstellung Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien unter geeigneter Schirmherrschaft mit dem Ziel aufgenommen werden, einen gerechten und dauerhaften Frieden im Nahen Osten herzustellen.“

Auf diesen warten Israelis und Palästinenser bis heute.

 

https://www.rnd.de/politik/was-war-der-jom-kippur-krieg-kurze-zusammenfassung-des-konflikts-IIPJ4725B5DLVD4MTECYK57OWU.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.bpb.de/themen/naher-mittlerer-osten/israel/45062/vom-jom-kippur-krieg-bis-zum-libanon-krieg/ (Öffnet in neuem Fenster)https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/jom-kippur-krieg-1973-100.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag6056.html (Öffnet in neuem Fenster)
Kategorie Politik

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