VH16 Heute vor 55 Jahren: Das Ende des „Prager Frühlings“ – Mahnung für heute?
Fritz Behrendt, Nur das Aushängeschild ist noch da, 1968
„Die Panzer, die im August 1968 in Prag einmarschierten, unterscheiden sich nur in der Bauart von denen, die im Jahr 2008 in Georgien einfielen oder heute in der Ukraine kämpfen. Gelenkt werden sie von der immer gleichen imperialistischen Mentalität. Was für den Tod Dutzender unschuldiger Menschen in der Tschechoslowakei vor 55 Jahren verantwortlich war [137 Tote und etwa 500 Schwerverletzte], führt heute zur Tötung Tausender Zivilisten in der Ukraine“, erinnert die tschechische Zeitung „Hospodářské noviny“ am heutigen Morgen.
Zum Hintergrund: Der tschechoslowakische KP-Che,f Alexander Dubcek, hatte seinem Volk im Sommer 1968 Reformen und ein wenig mehr Freiheit („Svoboda“) versprochen. Er sprach von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Diese vorsichtige Liberalisierung ging dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew jedoch deutlich zu weit. Auf Anweisung Moskaus besetzten am 21. August 1968, heute vor genau 55 Jahren, 250 000 Soldaten aus fünf Ostblock-Staaten die Tschechoslowakei und bereiteten Dubceks „Prager Frühling“ ein brutales Ende: In der Karikatur Behrendts blickt Breschnew, die Kalashnikov in der Hand, durch das leer geräumte Schaufenster, während Dubcek abgeführt wird.
Für die „Hospodářské noviny“ ist der 21. August 1968 „eine Mahnung an alle die glauben, dass das, was in der Ukraine geschieht, nicht unser Krieg sei. Es ist unser Krieg. Wir müssen helfen. Denn ansonsten droht, dass der russische Bär wieder auf unseren Straßen tanzt. Denn in russischen Städten hängen bereits Plakate mit Karten, die ganz Mitteleuropa als eigene Einflusssphäre markieren.“
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Verweise / Links
Ulrich Schnakenberg, Der Kalte Krieg in Karikaturen, Schwalbach/ Ts. 2017.
FAZ vom 22.8.23, https://zeitung.faz.net/faz/politik/2023-08-22/daaa58d6977239b4bea68d16b6d1ecfb/?GEPC=s5 (Öffnet in neuem Fenster)