Zum Hauptinhalt springen

Wenn alles anders läuft...

Von Planänderungen, Fremdbestimmungs-Triggern und Superkräften

Als ich gestern ins Bett gegangen bin, lagen die Anziehsachen der Kinder schon draußen, die Taschen waren gepackt und kurz vor dem Einschlafen bin ich nochmal meine Pläne für den morgigen Tag durchgegangen.

Gegen Mitternacht wurde ich von meinem weinenden und fiebernden Kind geweckt und mir ist klar, die Pläne für morgen kann ich mir abschminken.  

 In meinem Kopf läuft in solchen Momenten eine Art Zeitraffer-Film ab: Wunden von Care-Arbeit, die ich trotz gemeinsamen Lebens und Wohnens mit meinem Ex-Mann alleine getragen habe, von Lohnarbeit, die vom Chef als weniger wert, als die des Mannes gesehen wurde über Erinnerungen aus der eigenen Kindheit. Wunden, die nicht nur ich mit mir rumtrage, das weiß ich. Dennoch fühle ich mich gerade einsam und im Stich gelassen. Im Bett, mit meinem weinenden Kind auf meinem Schoß und diesen Wunden in meinem Herzen.

Die Nacht ist kurz und voller Gedanken. Morgens wecke ich mein anderes Kind. Care Arbeit. Auf meinem Rücken, ein ganz schön schwerer Rucksack voller Gedanken, die ich doch eigentlich loswerden möchte. Ein Kuss und eine Umarmung zum Abschied später, fühle ich mich schon ein wenig leichter. Eigentlich weiß ich, welche Werkzeuge meine Seele jetzt braucht. Durchatmen, Annehmen, vielleicht sogar schon etwas Positives an der Situation sehen. Raus gehen, Wasser trinken und gesund essen. Vielen Dank liebe Theorie, die Ideen sind alle wunderbar. Nur nicht immer sofort abrufbereit.

 

Ich finde, mit der Fremdbestimmung ist es wie mit vielem anderen: Das Problem liegt eigentlich ganz woanders und solange ich dem nicht auf den Grund gehe, können mich so „kleine“ Momente mehr umhauen, als es mir lieb wäre. Tja, und dieses „auf den Grund gehen“ ist leider leichter gesagt als getan. Da bin ich schon eine ganze Weile dran und hole einen Stein nach dem nächsten aus meinem Rucksack und immer öfters merke ich, dass ich resilienter reagiere. Aber es braucht Zeit und das ist in Ordnung.

Gleichzeitig suche ich mir immer mehr Werkzeug zusammen, mit dem ich mich stärke. Meinen Kindern erzähle ich, dass das unsere kleinen Superkräfte sind. Atmen zum Beispiel. Und dass die jeder und jede von uns in sich trägt, was uns alle zu Alltags-Superhelden und Altags-Superheldinnen macht.

Die Nacht war kurz, der Fremdbestimmungs-Trigger hat ordentlich Alarm geschlagen und trotzdem: eine warme Dusche, die morgendliche Tasse Kaffee, ein kurzer Blick aus dem Fenster, kurz innehalten und in den Bauch atmen und einige Momente Kuscheln später, fühle ich mich zumindest für den Tag gewappnet. Kein Knopfdruck. Kein einfaches wegschieben oder Plan B auspacken. Eher ein langer Weg. Aber wenn ich heute Abend im Bett liege und Pläne schmiede, dann bin ich stolz und ich weiß, da ist ein erfolgreicher Planänderungstag mehr auf der Agenda. Also wer weiß, was morgen ist, ich schmiede weiter meine Pläne und arbeite an den Steinen und Superkräften in meinem Rucksack.

 

Habt ihr auch diese Tage, an denen Planänderungen euch einfach aus der Bahn werfen? Was sind eure Methoden?

Kategorie Alleinerziehend

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Kaffee_mit_Josie und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden