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Vom Scheitern und Mahlen

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Auf dem dritten Teilabschnitt meiner Reise erkenne ich die Grenzen meines Körpers an und versuche zu verstehen, wie Hilfsbereitschaft in Deutschland funktioniert. Auf diesem Weg treffe ich wunderbare Menschen, die ihre Geschichten und ihr Wissen mit mir teilen. Eine Folge zwischen Kontemplation und ratternden Zahnrädern.

Was macht man, wenn man vor Schmerzen nicht mehr weiß, wo oben und unten ist? Und was, wenn einfach stehen bleiben dabei keine Option ist? Dieser dritte Tag hat mich sowohl physisch als auch psychisch durchaus an Grenzen gebracht. Auch wenn in Summe nicht viel passiert ist – vielleicht gerade deshalb.

Auf Reisen verändert sich die Wahrnehmung

Ich sitze am Kölner Hauptbahnhof in einem Café und warte auf meinen Zug nach Hamburg. Seit meiner Podcast-Reise ist ein halbes Jahr vergangen, doch die Erinnerungen sind lebendig wie am Tag des Geschehens. Die vergangene Woche habe ich Tag und Nacht an dieser Episode gearbeitet, dazwischen schlecht geschlafen und am Morgen übermüdet weitergemacht.

Ich habe einen Fensterplatz mit ungestörtem Blick auf den vor mir liegenden Bahnhofsplatz. Meine Augen bleiben an einer Schar hungriger Tauben heften. Sie läuft grölend im Kreis, von links nach rechts, von vorne nach hinten, wie der Moshpit vor einer Bühne auf dem Wacken Openair. Doch anders als auf dem Festival bleibt dieser Moshpit stets fokussiert auf die Bühne, die in diesem Fall aus drei auf dem Boden kauernden Männern bestehet. Wahllos werfen sie kleine Stückchen Brot um sich herum. In Ihren Augen sehe ich Zufriedenheit, dankbar über die Aufmerksamkeit der hässlichen Wesen.

Eigentlich passiert hier nichts. Mein Leben steht still und doch bewegt sich um mich herum der ganze Bahnhof. Kaum vorherzusehen, wie es weiter geht.

So wie diesen Moment erinnere ich auch viele auf meiner Reise. Die vergangenen fünf Tage habe ich versucht, gut 30 Stunden Leben auf eine einzige Stunde Podcast zu verdichten. Der elementarste Teil dieser Reise, das Wandern, findet sich kaum wieder, fünf Stunden komprimiert auf fünf mickrige Minuten.

Sie sind, wie der Moment am Bahnhof, Momente der Kontemplation. Etwas, das eine Reise für mich begehens-wert macht. Dann bin ich wie der Herbst, melancholisch und manchmal selbst für mich undurchdringlich. Ich brauche diese Zeit, um zu verstehen, was in den wenigen, objektiv spannenden Minuten am Tag um mich herum passiert.

Plötzlich eine entfernte Hupe. Binnen eines Augenblicks nimmt der einst bettelnde Taubenschwarm majestätisch den Luftraum ein.

Ich stehe auf und gehe zum Gleis. Ganz unspektakulär, ohne Pointe, ohne Höhepunkt. Der Kaffee hat gut geschmeckt.

So ist das Leben. Es lässt einem Zeit über die Höhepunkte und Tiefpunkte nachzudenken. Erst über die Verdichtung auf das Wesentliche, die Interaktion mit anderen Menschen, entsteht die Spannung. So habe ich es auch mit dieser Folge versucht. Und doch ist das, was man nicht hören kann, für mich unvergessen.

In dieser Podcast-Folge versuche ich daher die Zeit des Nachdenkens sichtbar zu machen. Nicht über Stille, sondern anhand der Ergebnisse einer kleinen Recherche. Wie die Tauben drehe ich mich dabei im Kreis – wahrscheinlich folgenlos, jedoch nicht nutzlos.

Klack, Rumms, Dong

Neben den Momenten der Bewußtwerdung lässt diese Folge hoffentlich auch für audiophile Geräusche-Fans keine Wünsche offen. Beim Besuch der Kriemhildmühle in Xanten konnte ich jedes Zahnrad klacken und jedes Scharnier zuschnappen hören. Angereichert mit den ausführlichen Erklärungen des sympathischen Müllers.

Doch weil nur Hören in manchen Momenten einfach nicht genügt, findet ihr hier noch eine Bildstrecke zur Mühle.

Viel Spaß beim Hören und Entdecken.

(Weil die Bildstrecke wirklich sehr lang ist und ich euer Postfach nicht unnötig befüllen möchte, könnt ihr dieses Mal die komplette Bildstrecke auf der Website nachsehen. Hier der Link. (Öffnet in neuem Fenster))

Kategorie Reisestaffel

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