Nicolas Mandt ist Psychotherapeut für Kinder, Jugendliche & junge Erwachsene.
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Gemeinsam sprechen wir über Schuld, Verantwortung und die Art wie wir miteinander kommunizieren sollten.
Eine Oase der Stille und Ruhe
Wenn man die Praxis von Nicolas Mandt betritt, wird man mit vielen klugen Worten auf Karten, Büchern und Bildern begrüßt. Die Wärme im Raum dringt spürbar in meinen Körper ein. Und damit meine ich nicht die Temperatur, die mich an diesem kühlen Oktobernachmittag nun trotzdem wohlig umschließt. Es sind auch nicht seine Möbel, die wohl überlegt arrangiert und harmonisch aufeinander abgestimmt den Innenraum ausfüllen. Es ist Nicolas selbst, der mir mit seiner bedächtigen Art schon bei der Begrüßung die Hast des Alltags abnimmt und sie mit einem verschmitzen Lächeln symbolisch vor die Tür setzt.
Der Bruch zweier Traditionen
Kennengelernt hatten wir uns eher über Umwege. Vor einigen Jahren suchten wir einen Nachmieter für unsere Mietwohnung im Kölner It-Viertel Ehrenfeld. Nico und seine Frau bewarben sich bei uns binnen weniger Stunden, wie über 110 weitere Parteien. Wir waren uns sympathisch, sie bekamen die Wohnung.
Nun würde man meinen, eine solche Bekanntschaft nähme genau hier sein logisches Ende. Eine Schlüsselübergabe und ein paar überspachtelte Dübel später.
Doch in diesem Haus war es anders. Die Hausgemeinschaft verbrachte viel Zeit zusammen im Garten. Es wäre eher ein Affront gewesen nicht zu fragen, ob man sein Grillgut mit auf den Grill legen möchte, als umgekehrt. So kam es, dass ich ein Jahr später wieder in unserer alten Wohnung stand und wir uns neu, nun richtig kennenlernten.
Seitdem sind sechs Jahre vergangen. Getroffen haben wir uns, wenn es hochkommt, einmal im Jahr. Doch immer waren wir vom ersten Moment an in unseren Gedanken versunken. Neudeutsch würde man sagen: Es hat einfach gematched.
Wenn ich unsere Treffen in einem Bild zusammenfassen müsste, dann wie folgt: Dunkler Raum, gedimmtes Licht. Zwei Stühle, ein kleiner Tisch. Beiläufig etwas Essen, fünf Stunden Gespräch, ohne Unterlass.
Fünf Stunden tiefgründige Unterhaltung, inhaltlich häufig nah an therapeutischen Themen. Für mich galt immer: Wissen aufsaugen, immer in der Hoffnung, dass auch Nico irgendetwas von meinem Geschwätz gebrauchen könnte. Auch er solle ja auf seinen Kosten kommen.
Heute sollte es ein wenig anders werden, der erste Bruch. Das Aufnahmegerät würde mitlaufen. Wir würden pointiert sprechen müssen, ganze Sätze bilden anstatt mit Andeutungen und du weißt-schon-wie-ich-mein-Sätze zu kommunizieren.
Der zweite Bruch ist ausschließlich in meinem Kopf. Nach einem halben Jahr mit Gästen, die ich mehr oder weniger gut kannte, ist dieses das vorerst letzte Gespräch mit einem Gast, den ich von Beginn an lesen und spüren kann.
Wie recherchiere ich ab jetzt für den Beutel? Schaffe ich es die persönliche Nähe aufrecht zu erhalten? Die Zeit wird es zeigen, denke ich und widme mich erneut Nicos Gedanken.
Schuld gleich Verantwortung?
Selbstverständlich hatte ich das Thema ausführlich vorbereitet, Frage über Frage notiert. Doch mit der ersten Antwort packe ich meinen Fragenzettel zur Seite. Pointiertes Reden? Fehlanzeige. Wir schweifen ab, nehmen jede Anekdote mit, die uns einfällt. Ehe wir uns versehen, passiert das Aufnahmegerät die 1-Stunden-Marke. Eigentlich Zeit aufzuhören, doch hatten wir noch nicht einmal über das anvisierte Thema gesprochen: Schuld.
Eine Hörerin hatte mich nach dem Gespräch mit Kristin Frank danach gefragt. Können Kinder Schuld haben? Wann wäre das und wie gehe ich damit um? Ein Thema, das mich als Vater instinktiv interessierte.
Auf meine Fragen bekomme ich keine Antworten, eher Gegenfragen. Typisch Therapie, denke ich. Doch hilft eben das, sich selbst bewusst zu machen, was man eigentlich schon weiß. Schuld ist kein gutes Wort. Kinder haben keine Schuld, sie können Verantwortung haben. Sie sind nicht böse, wir Eltern müssen nur versuchen besser nach den Beweggründen zu forschen. Nicht so schnell urteilen. Mitdenken. Dinge, die mir eigentlich klar sind. Doch half es mir, sie durch Nico noch einmal “zu spüren”.
Nach über zwei Stunden schalte ich das Mikrofon ab und resümiere. Ich weiß wie immer mehr als vorher, doch habe ich keine Vorstellung, ob das euch Podcast-Hörer:innen auch interessiert.
Schlussendlich habe ich mich dazu entschieden viele unrelevante Schleifen und “Nebensätze” heraus zu schneiden, wie meine Frau und Korrekturhörerin Katha sie nannte. Ein Nebensatz, der zwei Minuten dauert, denke ich. Respekt, das muss man erst einmal schaffen. Und das dann noch zehn mal hintereinander. Ich klopfe uns gedanklich auf die Schulter.
Um euch dennoch einen Anflug dessen zu unterbreiten, was ihr nicht hören könnt, habe ich diesen Text geschrieben, der mit Sicherheit wenig zum Podcast beiträgt und hoffentlich dennoch ein paar gute Minuten mändernder Gedanken mit sich gebracht hat.
Shownotes
Elf6 Elf7 (Öffnet in neuem Fenster)
Die Bürgerhotline zur Terminvereinbarung für eine therapeutische Erstberatung.
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (Öffnet in neuem Fenster)
Website der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein
Kassenärztliche Bundesvereinigung (Öffnet in neuem Fenster)
Von hier aus findet ihr eure eigene Kassenärztliche Vereinigung im ganzen Bundesgebiet
Kapitelmarken
05:10 Psychotherapie haftet wie früher ein Stigma an. Was sagst du Menschen, die heute noch meinen, Therapie ist für Verrückte?
07:17 Was machst du als Kinder und Jugendlichenpsychotherapeut in deiner täglichen Arbeit?
13:56 Als Vater eines Kindes, kannst du dein Kind untherapeutisch anschauen?
16:54 Kannst du, seitdem du Vater bist, besser verstehen wie sich Eltern fühlen?
19:50 Ist es schwierig seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu halten?
27:23 Beutel
34:57 Können Kinder Schuld haben?
43:16 Ab wann besitzen Kinder die Fähigkeit Verantwortung zu verstehen?
44:40 Können Kinder böses tun? Und was bedeutet das genau?
48:45 Wie ist das in der Jugend?
53:05 Freuds Ich, Über Ich und Es
55:46 Wann lernen Kinder Folgenabschätzung?
01:00:22 Wie können wir besser miteinander kommunizieren?
01:05:50 Wie gehe ich mit einer Situation um, wenn ich beleidigt werde?
01:09:56 Wie haben sie die Krankheitsbilder mit der Corona-Krise verändert?
01:16:02 Was kann man machen, wenn man fühlt, dass sein eigenes Kind Hilfe benötigt?
01:17:26 Wo findet man Hilfe?