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kurz & knapp: Luftangriff auf Stützpunkt im Irak

In der Nacht hat es einen Angriff auf einen Militärstützpunkt im Irak gegeben.
Verursacher und Umfang sind noch unklar. Dennoch gibt es dazu einiges zu sagen.

Kalsu

Der Stützpunkt Kalsu wurde 2003 von den US-Streitkräften im Irak gegründet. Er diente als „Forward Operating Base“, also so etwas wie ein „Außenposten“. Er liegt etwa 20km südlich von Bagdad im Gouvernement Babylon.
Die westlichen Streitkräfte kennen die Basis also gut.

2011 wurde der Stützpunkt an die irakischen Streitkräfte übergeben.

Die irakischen Milizen

Die Al-Haschd asch-Schaʿbī („Nationalmobilmachung“, engl.: Popular Mobilization Forces PMF) ist ein Dachverband von Milizen im Irak.
Als der Islamische Staat sich 2014 im Irak ausbreitete, wurde die Organisation aus etwa 40 schiitischen Milizen gegründet. Sie wurden vom irakischen Staat gefördert. Ihr wurde der Stützpunkt Kalsu übergeben.
Die PMF soll insgesamt über etwa 230.000 Kämpfer verfügen.

Sie haben enge Verbindungen zum Islamischen Widerstand im Irak (al-Moqawamat al-Islamiat fi al-Iraq, Islamic Resistance in Iraq IRI), zur Hisbollah, zu den Huthi im Jemen und natürlich zum Iran.

Der Luftschlag

In den frühen Morgenstunden wurde der Stützpunkt Kalsu massiv beschossen.
Offizielle Stellen des PMF bestätigten einen Angriff mit Drohnen und drei verletzte Milizionäre.

Auf Social Media sind jedoch mehrere Videos im Umlauf, die reihenweise Einlieferungen von Verletzten mit zivilen Autos am Al-Mahawil General Hospital zeigen.

Zudem wurde von Kratern von fünf Metern Tiefe und zehn Meter Durchmesser berichtet. Eine solche Wirkung kann nicht von Kamikaze-Drohnen verursacht worden sein, welche Israel beispielsweise auch gar nicht besitzt (Öffnet in neuem Fenster). Es muss sich also um Marschflugkörper oder Raketen gehandelt haben.

Auf vielen Videos sind massive Einschläge zu sehen, gefolgt von so genannten Secondary Explosions. Diese sind deutliches Zeichen, dass dort etwas getroffen wurde, das selber explodieren kann. Beispielsweise Munition.
Englischsprachige Seiten sprechen von einem „cook off“. Also einem massiven Abfackeln durch die eigene Sprengwirkung, die wie in einer Kettenreaktion große Schäden verursacht.

Die PMF selber hat „massive Schäden“ und „große Verluste“ bestätigt.
Auch Stunden nach dem Angriff wird von immer noch lodernden Feuern berichtet.
Der Stützpunkt scheint zerstört zu sein.

Wer war es?

Ein Iraksicher Funktionär hat dem Sender PBS gegenüber gesagt, man gehe von einem Israelischen Luftschlag aus. Nachdem zunächst die USA verantwortlich gemacht wurden.
Und jetzt wird es kurios.

Das zuständige Kommando der US-Streitkräfte CENTCOM hat jegliche Beteiligung abgestritten.
Das halte ich für glaubwürdig. Denn die USA würden, gerade im Irak, sehr deutlich sagen, wenn sie es waren. Sie haben keinen Grund, so etwas zu leugnen.
Und selbst wenn, würden sie sich eher gar nicht äußern.

Gleiches gilt für Israel. Auch sie bestreiten, dafür verantwortlich zu sein.
Doch das kann ich derzeit nicht einordnen.
Es wäre möglich, dass Israel das nicht offen einräumen will. Doch dann würde es das eher unkommentiert lassen, ähnlich wie beim Air Strike in Damaskus (Öffnet in neuem Fenster). Die Erklärung, dass Israel nichts damit zu tun habe, kommt jedoch von einem ungenannten Offiziellen gegenüber dem Sender CNN. Und durch diese Quelle halte ich das für eher dünn.

Ich sehe keinen anderen Protagonisten in der Region, der einen solchen Air Strike mit einer solchen Wirkung umsetzen könnte, ohne dass andere davon wissen. Der nächste Verdächtige wäre Jordanien, das ebenfalls mit der PMF verfeindet ist. Aber auch das ist schlicht zu dünn.

Und da kommt die strategische Komponente ins Spiel.
Die Kalsu Base liegt auf halbem Weg zwischen Iran und Damaskus, das als Hub für den Waffenschmuggel gilt. Zudem könnten die Milizen ganz offiziell dort Waffen und Munition lagern. Auch die spätere Verteilung an andere Milizen, die Hisbollah und den IRI wäre Problemlos.

Was auch immer, von wem auch immer: Irgendwas bei Bagdad hat da ganz gehörig geknallt. Und brennt immer noch.

Kategorie kurz & knapp

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