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Newsletter Nr. 10: Die andere Seite von Gaza

Palästinensischer Kämpfer vor brennenden Straßenbarrikaden

Prolog

Die meisten werden diesen Newsletter lesen, weil sie Nachrichten auch einmal aus der Perspektive eines ehemaligen Soldaten und Nachrichtendienstlers sehen möchten. Und was ich derzeit sehe, ist eine Desinformation der Öffentlichkeit durch die Mechanismen der Nachrichten-Medien.

Hinzu kommt eine Kampagne von verschiedenen Interessensvertretern, welche die meisten in ihrer Größe und Tragweite sicher nicht erfassen können. Hunderttausende Postings unter Hashtags wie „Genozid“ oder „Holocaust“ alleine auf X. Und so verfestigt sich das Bild vom „Völkermord“ an „unschuldigen“ Palästinensern.

Was ich sehe, ist etwas völlig anderes. Ich sehe einen gezielten Schlag hochmoderner Streitkräfte gegen einen Feind mit 25.000 bis 35.000 Kämpfern, der durchgehend terroristische Mittel einsetzen. Keine kleine Terrorzelle, wie Viele es sich wohl gerne vorstellen. Der Autor Raif Hussein sagte in einer ZDF-Dokumentation, dass es in keiner palästinensischen Familie keinen Inhaftierten oder „Märtyrer“ gibt.
Ich sehe etwas völlig anderes als das Bild, dass durch die Schlagzeilen der Medien verbreitet wird. Ich sehe eine sehr professionelle, moderne, militärische Kriegsführung, die nicht nur sehr punktuell zuschlägt. Sondern die versucht zivile Leben zu schonen, wo es nur geht. In einem Krieg, der längst in die Phase der direkten Gefechte übergegangen ist, was nun vermutlich weniger zivile Leben kosten wird.

Ich möchte niemanden überzeugen, ob der eine der Gute oder der andere der Böse ist. Ich möchte in diesem Newsletter einige Beispiele der letzten Tage wiedergeben, die vielleicht in den News-Tickern der Nachrichtenmedien aufgetaucht sind. Die aber komprimiert und mit militärischer Perspektive einladen, das medial transportierte Bild der vermeintlich hemmungslosen Bombardierung und des „palästinensischen Holocaust“ zu hinterfragen.

Feuerpausen

Immer wieder werden in Medien Feuerpausen gefordert. Von jedem, der sich dazu berufen fühlt.
Zudem wird berichtet, dass der israelische Ministerpräsident Netanjahu eine Feuerpause ablehnt.

Das ist eine grobe Ungenauigkeit in der Berichterstattung. Denn einmal geht es um eine Waffenruhe, was etwas völlig anderes ist. Und dann geht es um eine generelle Feuerpause, die Netanjahu und die IDF („Israel Defense Forces“, Israelischen Verteidigungsstreitkräfte) ablehnen. Denn damit würde man der Hamas einen Korridor öffnen, der ihnen Planung, Logistik und Nachschub ermöglicht.

Tatsächlich finden aber seit Tagen ständig Feuerpausen zu humanitären Zwecken statt. Die auch mal kurz berichtet, aber nicht weiter erklärt werden.
Die IDF setzen seit Tagen das Feuer für mehrere Stunden täglich aus, meist um die Mittagszeit. Während dieser Zeit geben sie Routen an, auf denen sie niemanden angreifen werden. Die Hauptverbindungen vom Norden - also Gaza-Stadt - Richtung Süden. Sie werfen hunderttausende Flugblätter ab, um die Menschen zu informieren. Und heute wird berichtet, dass die IDF regelmäßigen Feuerpausen zustimmt.

Es wurden auch Satellitenbilder veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass die Hamas eben diese Fluchtruten mit Betonsperren versieht, damit weniger Menschen fliehen können.

„Die UN muss die Zivilisten schützen“

Die WHO warnt davor, dass im Gazastreifen 20 von 36 Krankenhäusern zerstört sind. Die Medien übernehmen dies, ohne es zu erklären. So wird das Bild transportiert, Israel würde gezielt Krankenhäuser zerstören, um die Gesundheitsversorgung im Gazastreifen zu unterbinden.

Tatsächlich ist es aber so, dass viele Objekte von der Hamas gezielt als Bunker und Waffenlager genutzt werden. Beispielsweise Schulen, die durch das Flüchtlingswerk UNRWA betrieben werden.

So berichteten die Medien am 05. November, Israel habe eine „UNO-Flüchtlingsschule im Lager Dschabalija“ angegriffen, wobei 16 Menschen getötet wurden.
Zunächst ist das keine „Schule der UN“, sondern explizit finanziert durch das mit der Hamas verflochtene UNRWA. Des Weiteren handelt es sich nicht um ein Flüchtlingslager, wie die meisten es sich bei dem Wort wohl vorstellen werden. Dschabalija wurde 1949 für die Flüchtlinge des Palästinakrieges gegründet, womit damals aber alle Flüchtlinge gemeint waren. Also auch christliche Araber, Drusen, Beduinen und Juden. Inzwischen hat die UN den Flüchtlingsstatus für vererbbar erklärt. Und seit 2014 sogar für durch Adoption übertragbar. Dschabalija ist längst eine normale Stadt, die Teil von Gaza-Stadt geworden ist. Und sie ist seit Jahren eine untertunnelte Hamas-Hochburg, in der 1987 die erste Intifada begann. Es geht also gar nicht um aktuelle Flüchtlinge.
So erklärt sich auch die Bezeichnung „UNO-Flüchtlingsschule“. Es handelt sich keineswegs um eine durch die UN in einem Zelt-Camp für aktuelle Flüchtlinge notdürftig gebaute Schule. Sondern um eine mit Hilfsgeldern des UNRWA gebaute Schule, in der die Urenkel der Flüchtlinge des Palästinenserkrieges unterrichtet werden, die nicht im Betrieb ist. Und in der angeblich Familien Schutz gesucht haben. Wie viele der Getöteten Hamasi waren, wird natürlich nicht gesagt. Denn es wird nie angegeben.

Die IDF haben in einer Pressekonferenz am 05.11. mit alten und neuen Luftbildern belegt, dass die Hamas befahrbare Tunnel gebaut hat. Darüber wurde dann das indonesische Krankenhaus mit Hilfe Indonesiens erbaut. Indonesien bestreitet dies zwar. Die Frage ist jedoch, in wie weit der Staat Indonesien das überhaupt wissen kann.
Etwa 75 Meter vom Krankenhaus entfernt befinden sich kleine Tunnelschächte, aus denen Kassam-Raketen abgeschossen werden.

Luftaufnahme des Indonesischen Krankenhauses in Gaza.

Ebenso das katarische Krankenhaus (Scheikh Hamad Hospital), aus dem israelische Truppen bekämpft wurden. Nicht mit Raketen, es gibt Videos der Gefechte vor Ort. In das heute angeblich 50 Tote durch den Beschuss einer Schule gebracht wurden. Der Sprecher der IDF zeigte Luftaufnahmen solcher Tunnelschächte, die unmittelbar neben dem Krankenhaus in die Erde führten. Inzwischen dürften sie zerstört sein.

Das katarische Krankenhaus in Gaza.

Ich weise hier nochmals darauf hin, dass ich auch nicht einfach annehme, was die IDF sagen. Aber die Luftbilder und die Vergleiche mit Karten machen diese Angaben für mich plausibel und völlig glaubwürdig. Zumal sie nach dem krieg unabhängig geprüft werden können.

Der Leiter des Politbüros der Hamas Mousa Abu Marzouk erklärte in einem Interview mit dem Middle East Media Research Institute, dass die Hamas Tunnel baut, um sich zu schützen. Und dass der Schutz der Zivilisten darüber Aufgabe der UN ist.
Das muss man erst einmal sacken lassen, um die Perfidität dieser Aussage überhaupt erfassen zu können. Und zu verstehen, dass die UN das mitspielt.

Im Osten nichts neues?

Öfter wird über die Gefechte gegen die Hisbollah im Norden Israels berichtet. Doch auch das wird nicht weiter erklärt. Noch weniger wird aus dem Iran berichtet, wo der „Islamische Widerstand“ inzwischen täglich Stützpunkte der USA angreift. Vielleicht, weil die USA dies öffentlich als „Belästigung“ bezeichnet haben. Es scheint also nicht so schlimm zu sein. Vielleicht werden die Medien aufmerksam, wenn dort die ersten Gefallenen zu melden sind.

Inzwischen fliegt Israel Angriffe nicht nur im Libanon, sondern bis südlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Wo vorgestern über zwei Dutzend Hisbollah-Milizionäre getötet wurden, die Raketen auf Israel schossen.

Bereits am 16. Oktober habe ich auf der Facebook Fanpage grob prognostiziert, wie die Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte ablaufen wird. Weil es strategisch naheliegend ist.
Und genau so ist es eingetroffen. Doch bis auf beiläufige Meldungen, dass Israel nun einen Keil zwischen Nord und Süd des Gazastreifens getrieben hat oder inzwischen Gefechte im Kern von Gaza-Stadt stattfinden, wird auch dies nicht von den Medien erklärt.

Aktuelle Karte des Institute for the Study of War.

Journalisten im Gazastreifen

Gestern hat Israel palästinensischen Journalisten vorgeworfen, dass diese in den Angriff am 07.10. eingeweiht gewesen sein müssen. Denn nicht nur, dass lange bekannt ist, dass niemand ohne Segen der Hamas im Gazastreifen journalistisch tätig sein kann. Es wurde auch durch Journalisten von den Gräueltaten in Israel berichtet. Sie müssen also im Vorfeld davon gewusst haben, wenn sie nicht sogar mit den Hamasi die Grenze zu Israel überschritten haben.

Wie eine Bombe schlug dabei ein nun bekannt gewordenes Bild ein.

Selfie des Journalisten Hassan Eslaiah mit dem Chef der Hamas Sinwar.

Auf der rechten Seite zu sehen ist Hassan Eslaiah, der als palästinensischer Pressefotograf seine Berichte und Bilder auch an große Medienhäuser wie die New York Times verkauft hat. Und an Agenturen wie Reuters und an die Associated Press (AP). CNN und AP haben inzwischen bekannt gegeben, die Geschäftsbeziehungen mit Eslaiah zu beenden.

Denn der Herr auf der linken Seite, der Hassan Eslaiah einen Kuss gibt, ist Yahya Sinwar. Er ist der Drahtzieher hinter dem Überfall auf Israel.
Sinwar wurde 1988 wegen versuchten Mordes und mehrfacher Körperverletzung in Israel zu lebenslanger Haft verurteilt. Während der Haft wurde ihm ein Hirntumor entfernt. Sein Bruder plante die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit durch die Kassam Brigaden 2006. Gegen den wurde Sinwar dann 2011 mit 1025 anderen verurteilten Terroristen ausgetauscht.
Heute ist Sinwar der Chef der Hamas im Gazastreifen.

Um es noch einmal deutlich zu machen: Wir lesen täglich Meldungen, die Nachrichtenagenturen wie Reuters und AP verkaufen. Auch deutsche Medien wie die Süddeutsche, Die Zeit, Tagesschau und viele andere verwenden diese Meldungen. Diese Agenturen genießen das Agenturprivileg. Was bedeutet, wenn ein Medium eine Meldung von denen kauft, ist das Medium nicht mehr für den Inhalt juristisch verantwortlich zu machen. Diese Meldungen werden auf vielen Plattformen inzwischen durch Bots übernommen und veröffentlicht, höchstens noch versehen mit eigenen Fotos und Überschriften.
Und nun sieht man auf einem Selfie, dass einer der Zulieferer dieser Medien und Agenturen offenbar gute Beziehungen zum Chef der radikalislamischen Terrororganisation Hamas unterhält.

Die mediale Ausgewogenheit

Nachrichtenmedien sind ein Geschäft. Die kaum noch etwas anderes machen, als Meldungen von Agenturen zu kaufen, anzupassen und weiterzuverkaufen. Eigene Recherche findet kaum noch statt, nur die wenigsten Sender und Verlage unterhalten Korrespondenten. Die dann höchstens aus der Entfernung berichten, zugeschaltet aus Kiew oder Tel Aviv.

Um das zu verdeutlichen, habe ich nur einmal den Newsticker der qualitativ eher hochwertigen Tagesschau angeguckt. Stand 10.11. bis 16:49 Uhr.

10 sonstige politische Meldungen (Baerbock, EU, etc.)
7 Meldungen Quelle Israel oder israelische Nachrichten, NGO, etc.
2 Meldungen Quelle Erdogan
1 Meldung Quelle Libanon
2 Meldungen Quelle Iran
3 Meldungen Sonstige palästinensische Quellen
1 Meldung Quelle Palästinensischer Roter Halbmond (arbeitet mit dem Gesundheitsministerium der Hamas)
4 Meldungen Quelle Hamas
9 Meldungen Quelle UN, WHO, UNRWA

Nur drei dieser Meldungen gaben konkrete Hinweise auf die aktuelle Lage: eine durch die Hamas und zwei durch die Israelischen Streitkräfte. Fast alle Meldungen waren zuvor durch die Protagonisten selber veröffentlicht worden, viele auf der Plattform X.
Das bedeutet, dass 13 Meldungen auf Quellen wie Hamas, Libanon oder Iran zurückgehen.
Das gibt nur einmal einen Eindruck dessen, was tatsächlich berichtet wird.

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