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Antwort an Fabian Keubel, JA Sachsen und AfD

Screenshot des Postings

Eine Antwort an ein Mitglied der AfD, die ich auf Social Media gepostet habe.
Ich wollte sie den Abonnenten und Mitgliedern nicht vorenthalten.

Herr Keubel,

„Sehr geehrter“ wäre gelogen, ich schaue auf Sie herab.

Sie veröffentlichten auf Ihrem X Profil am gestrigen 30.11.24 ein Bild des Wachbataillons beim Antreten mit dem Text:
„Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber glaubt tatsächlich irgendjemand, dass diese Truppe im Kriegsfall heldenmutig Deutschland verteidigt?“

Als ich Ihr Posting sah, war ich aus zwei Gründen erfreut.

Zum ersten, weil ich erahne, dass Sie damit eine politische Karriere aus der Jungen Alternativen/AfD beendet haben, bevor sie begonnen hat.
Populisten lassen Menschen wie Sie, die der Partei schaden können, schneller fallen als eine heiße Kartoffel. Sie werden es sicher bald verstehen.

Zum zweiten, weil sie damit die Maske haben fallen lassen, in welchen gedanklichen Werten sich Mitglieder der gesichert rechtsextremistischen Jungen Alternativen und der AfD – zumal in Sachsen – aufhalten.

Ich darf mich kurz vorstellen.
Ich wollte mich als Zeitsoldat verpflichten, bin aber mit 19 als Wehrpflichtiger vorzeitig gezogen worden. Meine Grundausbildung habe ich bei einem Kampfpanzerbataillon der Krisenreaktionskräfte, der damaligen vordersten Verteidigung, absolviert als Infanterist und Richtschütze auf dem Leopard II.
Ich habe mich für eine Spezialeinheit im Nachrichtendienst beworben, habe das Auswahlverfahren absolviert und die anschließende Selektion durch die Lehrgänge, inklusive Sprachenschule und Fachausbildung an der Offiziersschule der Luftwaffe, erfolgreich durchlaufen.
Ich habe in allen Teilstreitkräften gedient, auch im Ausland, für die NATO und im Einsatz.
Die Bundeswehr hat mir eine zivile berufliche Ausbildung ermöglicht.

Und übrigens: Für die von Ihnen gerne verwendete Zuschreibung „Boomer“, die eigentlich aus dem linken Spektrum kommt, bin ich zu jung.

Nach meiner Dienstzeit wurde ich wieder ein völlig normaler Teil unserer vielfältigen, demokratischen, freiheitlichen Gesellschaft.
Ich halte wenig von Nationalstolz, da man sich Stolz erarbeiten muss, anstatt ihn als zufälliger Angehöriger einer sozialen Gruppe bei der Geburt geschenkt zu bekommen. Aber ich bin stolz, meinem Vaterland gedient zu haben und zehn Jahre lang mein Scherflein habe beitragen dürfen, damit Deutschland sich nicht nur verteidigen kann, sondern zu seinem Wort und seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Partnern stehen kann. Denn letzteres vergessen Sie offenbar, wir stehen nicht allein.
Ich habe gedient. Das kommt von „dienen“.

Der Preis war hoch. Während andere ein zu Hause und eine Familie begründeten, fuhr ich durch Deutschland und saß in Lehrgängen.
Ich habe immer versucht zurückzugeben, was diese Gesellschaft mir gegeben hat und was viele Menschen wohlstandsverwahrlost als Selbstverständlichkeit einfordern, mit dem Staatsverständnis eines Dienstleisters. Glaubend, sie hätten mit der Mindestvoraussetzung Steuern zu zahlen alles abgegolten.
Ich bin nicht nur Mitglied in einem gemeinnützigen Verein, der täglich den Bürgerinnen und Bürgern meiner Stadt hilft, sondern inzwischen auch Mitglied der Grünen. Für die ich selbstverständlich hier nicht spreche.
Zumindest habe ich gelernt, mit anderen konstruktiv zu streiten und auch mal mit einem lokalen CDU-Politiker zwei Bier zu trinken. Denn das bedeutet Demokratie.

Und nun kommt ein junger Mann aus Sachsen, ein womöglich selbsternannter Patriot, und diskreditiert das Militär, dem ich gedient habe.
Der selber vermutlich nicht nur nicht gedient hat, sondern sicher nie irgendetwas über das Mindestmaß hinaus für Deutschland geleistet. Aus Sachsen.

In einem Retweet faseln Sie etwas von „Westextremen“ und „linken Clowns“ und versuchen Ihre Aussage dadurch abzuschwächen, dass „diese Mimikri von einer Armee im Ernstfall erfolgreich Deutschland verteidigen würde“.

Screenshot des zweiten Postings

Nein, von „erfolgreich“ haben Sie nichts gesagt.
Sie haben in Frage gestellt, ob diese Soldatinnen und Soldaten Deutschland „heldenhaft“ verteidigen würden. Denn offensichtlich ist es für Sie unvorstellbar, dass ein Mensch sich selber hinter das Wohl der Gesellschaft stellt, in der er lebt. Und zu dem steht, was er belobt oder beeidigt hat.
Und Sie unterstellen jenen bereits, sich selber Heldenhaftigkeit zuzuerkennen, für etwas, was sie für selbstverständlich halten.

In der Psychologie gibt es das Phänomen des Spiegelns. Man projiziert seine eigenen Werte, Meinungen und Maßstäbe auf andere und geht davon aus, dass der Andere sie genau so sieht und darin seine Motive findet. Ein eigennütziger Mensch sieht nur eigennützige Menschen um sich.

In allen Umfragen, ob man Deutschland verteidigen würde, belegt die AfD grundsätzlich die letzten Plätze. Weit hinter den Wählerinnen der CDU, SPD und sogar, man glaubt es kaum, hinter den Grünen.
Ausgerechnet jede, die Nationalität und Patriotismus mit stolzgeschwellter Brust vor sich hertragen, sind am wenigsten bereit, etwas dafür zu tun. Weil bei den meisten wohl der narzisstische Eigennutz vor allem anderen kommt.
Und das auch noch aus Sachsen, wo weniger Menschen leben als in Berlin und nicht mal ein Viertel von Nordrhein-Westfahlen, fabulieren Sie etwas von „Westextremen“. Demokratie nicht verstanden.

Alleine für Ihre öffentliche Aussage wären Sie unterm Kaiser im Zuchthaus gelandet und im Dritten Reich in einem Gestapo-Keller verschwunden.
Doch sie können Ihre Meinungsfreiheit ausüben, die Ihre eigene Partei gerne angreift. Weil Sie sich unter dem Deckmantel der Sicherheit verstecken, die diejenigen Ihnen unter persönlichen Opfern bieten, die Sie nun verhöhnen.

Sie haben nicht nur alle jetzigen und ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr zutiefst beleidigt.
Unter Ihnen auch Angehörige des KSK, der Kampfschwimmer, Fallschirmjäger und anderer Einheiten. Bei denen ich herzlich einlade, Sie mögen es ihnen ins Gesicht sagen. Die werden Ihnen sicher erklären, welches Verhältnis sie zu Wortbrüchigkeit haben, wenn man sie ihnen unterstellt.

Sie haben nicht nur auch alle diejenigen Menschen beleidigt, die an der Verteidigung Deutschland mitwirken und denen eine ständig unterschätzte Rolle zukommt, wie den Feuerwehren, den Sanitätern und Ärzten, dem Katastrophenschutz, der Polizei und vielen anderen.

Sie haben auch hochnäsig lachend auf das Grab all jener gepisst, die inzwischen bei Einsätzen der Bundeswehr ihr Leben gelassen haben. Und ihren Angehörigen den Mittelfinger gezeigt.
Mehrere davon übrigens aus meinen Einheiten, ich habe mehr als einmal Spalier gestanden.

Also würde ich doch empfehlen, bevor Sie sich weiter in solchen Äußerungen ergehen und sich im narzisstischen Dünkel ein Urteil erlauben über etwas, dass Sie offenbar nicht beurteilen können und nicht kennen: Ziehen Sie sich festes Schuhwerk an, greifen Sie sich ein Sturmgewehr und übernehmen Sie die Wacht, Herr.
Denn sonst könnte der Eindruck entstehen, Sie sind nichts weiter als jemand, den man in dem Weltbild des von Wählerinnen und Wähler der AfD präferierten Wertesystem einen Zersetzer nennen würde.

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass Sie dies öffentlich gemacht haben. Denn wir beide wissen, dies adressiert nicht Sie. Sondern diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, Ihre Partei zu wählen.

Nach meinen Maßstäben, Herr Keubel, sind nicht Sie der Patriot, sondern ich.
Und in meinem Wertsystem bin nicht ich der Vaterlandverräter, sondern Sie.

Kategorie Medien und Politik

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